Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte
Nichts als wenn unser Wunsch in tauber Lufft zerflieget/
Das sich der Sehnsucht auch die Marter zugesellt.
Man darff den Purpur wohl mit Schnecken Blut begiessen.
Die Rosen macht kein Kuß doch wohl der Abend bleich.
Der Brüste Schnee kan nicht bey Liebes-Gluht zerfliessen/
Der Jahre kalter Schnee ist hier der Flammen gleich.
Die Liljen bricht die Zeit/ die Amors Hände bauen.
Der Blumen-Stock verdirbt/ der nie begossen ist.
Doch soll ihr Paradieß sich lieber öde schauen/
Als daß es meine Lust und seine Wohlfahrt küst.
So wil sie Fleisch und Blut in eigne Fässel schlagen/
Und hasset die Natur/ die sie am meisten liebt.
Ihr Auge redet viel/ und wehret doch zu sagen/
Wie ihrer Zauber-Sprach ein Hertze Beyfall giebt.
Sie pflantzet selbst den Trieb/ und hat sich ihm entrissen/
Sie zwinget mich zur Gluth/ und bleibet Schnee und Eiß.
Muß Heclens Schooß von Brand/ von oben Kälte wissen/
So bleibt ihr Hertze kalt/ und das Gesichte heiß.
Die Lippen wolten noch von mehren Klagen brechen/
Da sie was Rauschendes durch Graß und Bäume schloß.
Die Augen konten kaum die Ursach zu mir sprechen/
Als das erhitzte Blut mir in die Adern floß.
Ich sahe durch den Raum der auffgewehten Bäume
Der heissen Seufftzer-Ziel die Dulcimene gehn.
Die Sonne/ die ich erst in Schatten meiner Träume/
Und nun bey hellen Strahl der Sinnen konte sehn.
Die Sonne/ welche noch von einen Stern begleitet/
Weil ihr Amalia zur Schlancken Seiten war/
Die Freundin/ die sie mehr/ als Gold und Perlen leidet/
Denn was sie selber weiß/ ist dieser Sonnen klar.
Die Liebe führte nun die Engel gleiche schönen/
Dadurch ein Rosen-Thal zum Paradiese wird/
Um durch Vertraulichkeit sie einsam zu bekrönen.
Allein sie hatten sich/ so wie ich mich verirrt.
Ich deckte mich vor sie mit dick belaubten Sträuchen/
Und lauschte wie Vulcan/ wenn Mars die Venus küst.
Ach sprach die Eyffersucht: Verhaste Freundschaffts-Zeichen!
Da Dulcimene dir nicht gleich gewogen ist,
Indem
Verliebte
Nichts als wenn unſer Wunſch in tauber Lufft zerflieget/
Das ſich der Sehnſucht auch die Marter zugeſellt.
Man darff den Purpur wohl mit Schnecken Blut begieſſen.
Die Roſen macht kein Kuß doch wohl der Abend bleich.
Der Bruͤſte Schnee kan nicht bey Liebes-Gluht zerflieſſen/
Der Jahre kalter Schnee iſt hier der Flammen gleich.
Die Liljen bricht die Zeit/ die Amors Haͤnde bauen.
Der Blumen-Stock verdirbt/ der nie begoſſen iſt.
Doch ſoll ihr Paradieß ſich lieber oͤde ſchauen/
Als daß es meine Luſt und ſeine Wohlfahrt kuͤſt.
So wil ſie Fleiſch und Blut in eigne Faͤſſel ſchlagen/
Und haſſet die Natur/ die ſie am meiſten liebt.
Ihr Auge redet viel/ und wehret doch zu ſagen/
Wie ihrer Zauber-Sprach ein Hertze Beyfall giebt.
Sie pflantzet ſelbſt den Trieb/ und hat ſich ihm entriſſen/
Sie zwinget mich zur Gluth/ und bleibet Schnee und Eiß.
Muß Heclens Schooß von Brand/ von oben Kaͤlte wiſſen/
So bleibt ihr Hertze kalt/ und das Geſichte heiß.
Die Lippen wolten noch von mehren Klagen brechen/
Da ſie was Rauſchendes durch Graß und Baͤume ſchloß.
Die Augen konten kaum die Urſach zu mir ſprechen/
Als das erhitzte Blut mir in die Adern floß.
Ich ſahe durch den Raum der auffgewehten Baͤume
Der heiſſen Seufftzer-Ziel die Dulcimene gehn.
Die Sonne/ die ich erſt in Schatten meiner Traͤume/
Und nun bey hellen Strahl der Sinnen konte ſehn.
Die Sonne/ welche noch von einen Stern begleitet/
Weil ihr Amalia zur Schlancken Seiten war/
Die Freundin/ die ſie mehr/ als Gold und Perlen leidet/
Denn was ſie ſelber weiß/ iſt dieſer Sonnen klar.
Die Liebe fuͤhrte nun die Engel gleiche ſchoͤnen/
Dadurch ein Roſen-Thal zum Paradieſe wird/
Um durch Vertraulichkeit ſie einſam zu bekroͤnen.
Allein ſie hatten ſich/ ſo wie ich mich verirrt.
Ich deckte mich vor ſie mit dick belaubten Straͤuchen/
Und lauſchte wie Vulcan/ wenn Mars die Venus kuͤſt.
Ach ſprach die Eyfferſucht: Verhaſte Freundſchaffts-Zeichen!
Da Dulcimene dir nicht gleich gewogen iſt,
Indem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0022" n="12"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte</hi> </fw><lb/>
            <l>Nichts als wenn un&#x017F;er Wun&#x017F;ch in tauber Lufft zerflieget/</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ich der Sehn&#x017F;ucht auch die Marter zuge&#x017F;ellt.</l><lb/>
            <l>Man darff den Purpur wohl mit Schnecken Blut begie&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Die Ro&#x017F;en macht kein Kuß doch wohl der Abend bleich.</l><lb/>
            <l>Der Bru&#x0364;&#x017F;te Schnee kan nicht bey Liebes-Gluht zerflie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Der Jahre kalter Schnee i&#x017F;t hier der Flammen gleich.</l><lb/>
            <l>Die Liljen bricht die Zeit/ die Amors Ha&#x0364;nde bauen.</l><lb/>
            <l>Der Blumen-Stock verdirbt/ der nie bego&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;oll ihr Paradieß &#x017F;ich lieber o&#x0364;de &#x017F;chauen/</l><lb/>
            <l>Als daß es meine Lu&#x017F;t und &#x017F;eine Wohlfahrt ku&#x0364;&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>So wil &#x017F;ie Flei&#x017F;ch und Blut in eigne Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;el &#x017F;chlagen/</l><lb/>
            <l>Und ha&#x017F;&#x017F;et die Natur/ die &#x017F;ie am mei&#x017F;ten liebt.</l><lb/>
            <l>Ihr Auge redet viel/ und wehret doch zu &#x017F;agen/</l><lb/>
            <l>Wie ihrer Zauber-Sprach ein Hertze Beyfall giebt.</l><lb/>
            <l>Sie pflantzet &#x017F;elb&#x017F;t den Trieb/ und hat &#x017F;ich ihm entri&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Sie zwinget mich zur Gluth/ und bleibet Schnee und Eiß.</l><lb/>
            <l>Muß Heclens Schooß von Brand/ von oben Ka&#x0364;lte wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So bleibt ihr Hertze kalt/ und das Ge&#x017F;ichte heiß.</l><lb/>
            <l>Die Lippen wolten noch von mehren Klagen brechen/</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie was Rau&#x017F;chendes durch Graß und Ba&#x0364;ume &#x017F;chloß.</l><lb/>
            <l>Die Augen konten kaum die Ur&#x017F;ach zu mir &#x017F;prechen/</l><lb/>
            <l>Als das erhitzte Blut mir in die Adern floß.</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;ahe durch den Raum der auffgewehten Ba&#x0364;ume</l><lb/>
            <l>Der hei&#x017F;&#x017F;en Seufftzer-Ziel die Dulcimene gehn.</l><lb/>
            <l>Die Sonne/ die ich er&#x017F;t in Schatten meiner Tra&#x0364;ume/</l><lb/>
            <l>Und nun bey hellen Strahl der Sinnen konte &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Die Sonne/ welche noch von einen Stern begleitet/</l><lb/>
            <l>Weil ihr Amalia zur Schlancken Seiten war/</l><lb/>
            <l>Die Freundin/ die &#x017F;ie mehr/ als Gold und Perlen leidet/</l><lb/>
            <l>Denn was &#x017F;ie &#x017F;elber weiß/ i&#x017F;t die&#x017F;er Sonnen klar.</l><lb/>
            <l>Die Liebe fu&#x0364;hrte nun die Engel gleiche &#x017F;cho&#x0364;nen/</l><lb/>
            <l>Dadurch ein Ro&#x017F;en-Thal zum Paradie&#x017F;e wird/</l><lb/>
            <l>Um durch Vertraulichkeit &#x017F;ie ein&#x017F;am zu bekro&#x0364;nen.</l><lb/>
            <l>Allein &#x017F;ie hatten &#x017F;ich/ &#x017F;o wie ich mich verirrt.</l><lb/>
            <l>Ich deckte mich vor &#x017F;ie mit dick belaubten Stra&#x0364;uchen/</l><lb/>
            <l>Und lau&#x017F;chte wie Vulcan/ wenn Mars die Venus ku&#x0364;&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Ach &#x017F;prach die Eyffer&#x017F;ucht: Verha&#x017F;te Freund&#x017F;chaffts-Zeichen!</l><lb/>
            <l>Da Dulcimene dir nicht gleich gewogen i&#x017F;t,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Indem</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0022] Verliebte Nichts als wenn unſer Wunſch in tauber Lufft zerflieget/ Das ſich der Sehnſucht auch die Marter zugeſellt. Man darff den Purpur wohl mit Schnecken Blut begieſſen. Die Roſen macht kein Kuß doch wohl der Abend bleich. Der Bruͤſte Schnee kan nicht bey Liebes-Gluht zerflieſſen/ Der Jahre kalter Schnee iſt hier der Flammen gleich. Die Liljen bricht die Zeit/ die Amors Haͤnde bauen. Der Blumen-Stock verdirbt/ der nie begoſſen iſt. Doch ſoll ihr Paradieß ſich lieber oͤde ſchauen/ Als daß es meine Luſt und ſeine Wohlfahrt kuͤſt. So wil ſie Fleiſch und Blut in eigne Faͤſſel ſchlagen/ Und haſſet die Natur/ die ſie am meiſten liebt. Ihr Auge redet viel/ und wehret doch zu ſagen/ Wie ihrer Zauber-Sprach ein Hertze Beyfall giebt. Sie pflantzet ſelbſt den Trieb/ und hat ſich ihm entriſſen/ Sie zwinget mich zur Gluth/ und bleibet Schnee und Eiß. Muß Heclens Schooß von Brand/ von oben Kaͤlte wiſſen/ So bleibt ihr Hertze kalt/ und das Geſichte heiß. Die Lippen wolten noch von mehren Klagen brechen/ Da ſie was Rauſchendes durch Graß und Baͤume ſchloß. Die Augen konten kaum die Urſach zu mir ſprechen/ Als das erhitzte Blut mir in die Adern floß. Ich ſahe durch den Raum der auffgewehten Baͤume Der heiſſen Seufftzer-Ziel die Dulcimene gehn. Die Sonne/ die ich erſt in Schatten meiner Traͤume/ Und nun bey hellen Strahl der Sinnen konte ſehn. Die Sonne/ welche noch von einen Stern begleitet/ Weil ihr Amalia zur Schlancken Seiten war/ Die Freundin/ die ſie mehr/ als Gold und Perlen leidet/ Denn was ſie ſelber weiß/ iſt dieſer Sonnen klar. Die Liebe fuͤhrte nun die Engel gleiche ſchoͤnen/ Dadurch ein Roſen-Thal zum Paradieſe wird/ Um durch Vertraulichkeit ſie einſam zu bekroͤnen. Allein ſie hatten ſich/ ſo wie ich mich verirrt. Ich deckte mich vor ſie mit dick belaubten Straͤuchen/ Und lauſchte wie Vulcan/ wenn Mars die Venus kuͤſt. Ach ſprach die Eyfferſucht: Verhaſte Freundſchaffts-Zeichen! Da Dulcimene dir nicht gleich gewogen iſt, Indem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/22
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/22>, abgerufen am 22.11.2024.