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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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und Satyrische Gedichte.
Fort sing' in das Clavier: du süsse Macht der Noten!
Komm löse meinem Kopff den Dummen Esels-Knoten.

13.
Erst muß der Nectar-Thau die Süssigkeit verliehren/
Wenn uns ein Zucker-Kuß von ihren Mund erfreut.
Vergönnet sie alsdenn die Brüste zu berühren/
So sterben wir fast gar vor der Empfindlichkeit.
Ich schweige/ wer die Thür zur Liebes-Schooß getroffen/
Denckt doch/ es stehe hier das Paradieß schon offen.
14.
Nun kan nichts heßlichers als Lippen-Geiffer schmecken/
Den uns der Appetit sonst süsse vorgestellt.
Man wil die eckle Hand in Qvarg viel lieber stecken/
Als daß sie noch einmahl auff Eyterbeulen fällt.
Zum Venus-Tempel wil man itzt die Beyschrifft machen:
Hier gehet man den Weg gerad zur Höllen-Rachen.
15.
So gehts/ was mir zuvor als Himmel-hoch erhoben/
Das stürtzt der Eckel nun biß in den tieffsten Grund:
Beständigkeit und Treu erweisen ihre Proben/
Klebt nur der theure Schwur noch an den falschen Mund.
Und wil das arme Ding nun üm die Ursach fragen/
So wissen wir ihr mehr als tausend her zu sagen.
16.
Sie hat sich da und da nicht sittsam auffgeführet/
Die Reden waren frech/ die Minen allzufrey.
Sie hat sich gar zu sehr in Compagnie gezieret/
Ein jedes sol gestehn/ daß sie ein Affe sey.
Sie wil indifferent auch andre caressiren/
Und muß Respect und Gunst darüber gar verliehren.
17.
Das Maul ging so herüm/ als wie ein Klingel-Beutel/
Der aus Barmhertzigkeit die Küsse samlen wil:
Ja man begriffe sie von Fuß biß auff die Scheitel/
Sie hielte noch darzu/ als wie ein Lämmgen still.
Wem

und Satyriſche Gedichte.
Fort ſing' in das Clavier: du ſuͤſſe Macht der Noten!
Komm loͤſe meinem Kopff den Dummen Eſels-Knoten.

13.
Erſt muß der Nectar-Thau die Suͤſſigkeit verliehren/
Wenn uns ein Zucker-Kuß von ihren Mund erfreut.
Vergoͤnnet ſie alsdenn die Bruͤſte zu beruͤhren/
So ſterben wir faſt gar vor der Empfindlichkeit.
Ich ſchweige/ wer die Thuͤr zur Liebes-Schooß getroffen/
Denckt doch/ es ſtehe hier das Paradieß ſchon offen.
14.
Nun kan nichts heßlichers als Lippen-Geiffer ſchmecken/
Den uns der Appetit ſonſt ſuͤſſe vorgeſtellt.
Man wil die eckle Hand in Qvarg viel lieber ſtecken/
Als daß ſie noch einmahl auff Eyterbeulen faͤllt.
Zum Venus-Tempel wil man itzt die Beyſchrifft machen:
Hier gehet man den Weg gerad zur Hoͤllen-Rachen.
15.
So gehts/ was mir zuvor als Himmel-hoch erhoben/
Das ſtuͤrtzt der Eckel nun biß in den tieffſten Grund:
Beſtaͤndigkeit und Treu erweiſen ihre Proben/
Klebt nur der theure Schwur noch an den falſchen Mund.
Und wil das arme Ding nun uͤm die Urſach fragen/
So wiſſen wir ihr mehr als tauſend her zu ſagen.
16.
Sie hat ſich da und da nicht ſittſam auffgefuͤhret/
Die Reden waren frech/ die Minen allzufrey.
Sie hat ſich gar zu ſehr in Compagnie gezieret/
Ein jedes ſol geſtehn/ daß ſie ein Affe ſey.
Sie wil indifferent auch andre careſſiren/
Und muß Reſpect und Gunſt daruͤber gar verliehren.
17.
Das Maul ging ſo heruͤm/ als wie ein Klingel-Beutel/
Der aus Barmhertzigkeit die Kuͤſſe ſamlen wil:
Ja man begriffe ſie von Fuß biß auff die Scheitel/
Sie hielte noch darzu/ als wie ein Laͤmmgen ſtill.
Wem
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[109/0119] und Satyriſche Gedichte. Fort ſing' in das Clavier: du ſuͤſſe Macht der Noten! Komm loͤſe meinem Kopff den Dummen Eſels-Knoten. 13. Erſt muß der Nectar-Thau die Suͤſſigkeit verliehren/ Wenn uns ein Zucker-Kuß von ihren Mund erfreut. Vergoͤnnet ſie alsdenn die Bruͤſte zu beruͤhren/ So ſterben wir faſt gar vor der Empfindlichkeit. Ich ſchweige/ wer die Thuͤr zur Liebes-Schooß getroffen/ Denckt doch/ es ſtehe hier das Paradieß ſchon offen. 14. Nun kan nichts heßlichers als Lippen-Geiffer ſchmecken/ Den uns der Appetit ſonſt ſuͤſſe vorgeſtellt. Man wil die eckle Hand in Qvarg viel lieber ſtecken/ Als daß ſie noch einmahl auff Eyterbeulen faͤllt. Zum Venus-Tempel wil man itzt die Beyſchrifft machen: Hier gehet man den Weg gerad zur Hoͤllen-Rachen. 15. So gehts/ was mir zuvor als Himmel-hoch erhoben/ Das ſtuͤrtzt der Eckel nun biß in den tieffſten Grund: Beſtaͤndigkeit und Treu erweiſen ihre Proben/ Klebt nur der theure Schwur noch an den falſchen Mund. Und wil das arme Ding nun uͤm die Urſach fragen/ So wiſſen wir ihr mehr als tauſend her zu ſagen. 16. Sie hat ſich da und da nicht ſittſam auffgefuͤhret/ Die Reden waren frech/ die Minen allzufrey. Sie hat ſich gar zu ſehr in Compagnie gezieret/ Ein jedes ſol geſtehn/ daß ſie ein Affe ſey. Sie wil indifferent auch andre careſſiren/ Und muß Reſpect und Gunſt daruͤber gar verliehren. 17. Das Maul ging ſo heruͤm/ als wie ein Klingel-Beutel/ Der aus Barmhertzigkeit die Kuͤſſe ſamlen wil: Ja man begriffe ſie von Fuß biß auff die Scheitel/ Sie hielte noch darzu/ als wie ein Laͤmmgen ſtill. Wem

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/119>, abgerufen am 25.11.2024.