Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

dern das Beste der ganzen Nation zu besorgen, und
bemerkten, daß von dem letztern gerade das Ge-
gentheil geschehen würde, wenn man das ganze
lesende Publikum der gewinnsüchtigen Willkühr we-
niger Einzelnen auf Diskretion übergeben würde.

3) Ueberzeugten sie sich auch wohl selbst aus
den eigenen Rechnungen, die sie an ihre Buchhänd-
ler zu zahlen hatten, von der "Solidität und
Billigkeit
" vieler deutschen Verleger, und fan-
den es darnach nicht rathsam, diesen Herren noch
größern Vorschub zu thun, und ihnen durch außer-
ordentliche Beschränkung fremder Eigenthumsrechte
ein noch weiteres Feld für ihren Rebbes einzu-
räumen. Endlich

4) konnte es ihnen keineswegs entgehen, daß
die Bücher durch ein allgemeines Verbot des Nach-
drucks nicht wohlfeiler, sondern theurer werden
würden. Der Kornjude, der keine Konkurrenz und
keinen Nebenbuhler zu fürchten hat, verkauft sein
Korn zum allerhöchsten Preise, den er nur bekom-
men kann, und wenn gleich Alles um ihn her vor
Hunger umkommen müßte. Der Bücherjude macht
es nichts besser, und daß sich unter unsern Buch-
händlern manche Abrahamskinder von der weißen
Linie befinden, wird wohl Niemand leugnen.

Diese und manche andere Gründe sind es höchst
wahrscheinlich, wodurch das so heiß ersehnte allge-
meine Gesetz gegen den Nachdruck verzögert ward,

wel-

dern das Beſte der ganzen Nation zu beſorgen, und
bemerkten, daß von dem letztern gerade das Ge-
gentheil geſchehen wuͤrde, wenn man das ganze
leſende Publikum der gewinnſuͤchtigen Willkuͤhr we-
niger Einzelnen auf Diskretion uͤbergeben wuͤrde.

3) Ueberzeugten ſie ſich auch wohl ſelbſt aus
den eigenen Rechnungen, die ſie an ihre Buchhaͤnd-
ler zu zahlen hatten, von der »Soliditaͤt und
Billigkeit
« vieler deutſchen Verleger, und fan-
den es darnach nicht rathſam, dieſen Herren noch
groͤßern Vorſchub zu thun, und ihnen durch außer-
ordentliche Beſchraͤnkung fremder Eigenthumsrechte
ein noch weiteres Feld fuͤr ihren Rebbes einzu-
raͤumen. Endlich

4) konnte es ihnen keineswegs entgehen, daß
die Buͤcher durch ein allgemeines Verbot des Nach-
drucks nicht wohlfeiler, ſondern theurer werden
wuͤrden. Der Kornjude, der keine Konkurrenz und
keinen Nebenbuhler zu fuͤrchten hat, verkauft ſein
Korn zum allerhoͤchſten Preiſe, den er nur bekom-
men kann, und wenn gleich Alles um ihn her vor
Hunger umkommen muͤßte. Der Buͤcherjude macht
es nichts beſſer, und daß ſich unter unſern Buch-
haͤndlern manche Abrahamskinder von der weißen
Linie befinden, wird wohl Niemand leugnen.

Dieſe und manche andere Gruͤnde ſind es hoͤchſt
wahrſcheinlich, wodurch das ſo heiß erſehnte allge-
meine Geſetz gegen den Nachdruck verzoͤgert ward,

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="88"/>
dern das Be&#x017F;te der ganzen Nation zu be&#x017F;orgen, und<lb/>
bemerkten, daß von dem letztern gerade das Ge-<lb/>
gentheil ge&#x017F;chehen wu&#x0364;rde, wenn man das ganze<lb/>
le&#x017F;ende Publikum der gewinn&#x017F;u&#x0364;chtigen Willku&#x0364;hr we-<lb/>
niger Einzelnen auf Diskretion u&#x0364;bergeben wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>3) Ueberzeugten &#x017F;ie &#x017F;ich auch wohl &#x017F;elb&#x017F;t aus<lb/>
den eigenen Rechnungen, die &#x017F;ie an ihre Buchha&#x0364;nd-<lb/>
ler zu zahlen hatten, von der »<hi rendition="#g">Solidita&#x0364;t und<lb/>
Billigkeit</hi>« vieler deut&#x017F;chen Verleger, und fan-<lb/>
den es darnach nicht rath&#x017F;am, die&#x017F;en Herren noch<lb/>
gro&#x0364;ßern Vor&#x017F;chub zu thun, und ihnen durch außer-<lb/>
ordentliche Be&#x017F;chra&#x0364;nkung fremder Eigenthumsrechte<lb/>
ein noch weiteres Feld fu&#x0364;r ihren <hi rendition="#g">Rebbes</hi> einzu-<lb/>
ra&#x0364;umen. Endlich</p><lb/>
        <p>4) konnte es ihnen keineswegs entgehen, daß<lb/>
die Bu&#x0364;cher durch ein allgemeines Verbot des Nach-<lb/>
drucks nicht wohlfeiler, &#x017F;ondern theurer werden<lb/>
wu&#x0364;rden. Der Kornjude, der keine Konkurrenz und<lb/>
keinen Nebenbuhler zu fu&#x0364;rchten hat, verkauft &#x017F;ein<lb/>
Korn zum allerho&#x0364;ch&#x017F;ten Prei&#x017F;e, den er nur bekom-<lb/>
men kann, und wenn gleich Alles um ihn her vor<lb/>
Hunger umkommen mu&#x0364;ßte. Der Bu&#x0364;cherjude macht<lb/>
es nichts be&#x017F;&#x017F;er, und daß &#x017F;ich unter un&#x017F;ern Buch-<lb/>
ha&#x0364;ndlern manche Abrahamskinder von der weißen<lb/>
Linie befinden, wird wohl Niemand leugnen.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e und manche andere Gru&#x0364;nde &#x017F;ind es ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich, wodurch das &#x017F;o heiß er&#x017F;ehnte allge-<lb/>
meine Ge&#x017F;etz gegen den Nachdruck verzo&#x0364;gert ward,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0088] dern das Beſte der ganzen Nation zu beſorgen, und bemerkten, daß von dem letztern gerade das Ge- gentheil geſchehen wuͤrde, wenn man das ganze leſende Publikum der gewinnſuͤchtigen Willkuͤhr we- niger Einzelnen auf Diskretion uͤbergeben wuͤrde. 3) Ueberzeugten ſie ſich auch wohl ſelbſt aus den eigenen Rechnungen, die ſie an ihre Buchhaͤnd- ler zu zahlen hatten, von der »Soliditaͤt und Billigkeit« vieler deutſchen Verleger, und fan- den es darnach nicht rathſam, dieſen Herren noch groͤßern Vorſchub zu thun, und ihnen durch außer- ordentliche Beſchraͤnkung fremder Eigenthumsrechte ein noch weiteres Feld fuͤr ihren Rebbes einzu- raͤumen. Endlich 4) konnte es ihnen keineswegs entgehen, daß die Buͤcher durch ein allgemeines Verbot des Nach- drucks nicht wohlfeiler, ſondern theurer werden wuͤrden. Der Kornjude, der keine Konkurrenz und keinen Nebenbuhler zu fuͤrchten hat, verkauft ſein Korn zum allerhoͤchſten Preiſe, den er nur bekom- men kann, und wenn gleich Alles um ihn her vor Hunger umkommen muͤßte. Der Buͤcherjude macht es nichts beſſer, und daß ſich unter unſern Buch- haͤndlern manche Abrahamskinder von der weißen Linie befinden, wird wohl Niemand leugnen. Dieſe und manche andere Gruͤnde ſind es hoͤchſt wahrſcheinlich, wodurch das ſo heiß erſehnte allge- meine Geſetz gegen den Nachdruck verzoͤgert ward, wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/88
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/88>, abgerufen am 24.11.2024.