der Braut ihren Geliebten zu erhalten? Nach dem Wenigen, was ich über Jhre Denkart, Jhre Hand- lungsweise und Jhren Charakter weiß, und weshalb ich Sie, bei aller Verschiedenheit unserer sonstigen Ansichten von Herzen hochachte, glaube ich es ge- wiß! Ja, Sie thäten es sicherlich, wenn der Herr Doktor auch darüber an den Bettelstab käme! Und welcher rechtliche Mann würde nicht, wenn dieser Herr Doktor gar den biedern Nachdrucker Weber von Künzelsau für einen Dieb, für einen Räuber ausrufen wollte, seinen Stock ergrei- fen, und den erstern für den gefühllosesten, men- schenfeindlichsten und eigennützigsten Schurken, den letztern aber für den edelsten, ruhmwürdigsten Menschenfreund erklären?
Sie, Herr Abgeordneter, sehen also, daß Sie in den verzweifelten Fall kommen könnten, nicht allein, trotz Jhres Widerwillens gegen den Nach- druck, selbst ein Nachdrucker zu werden, sondern sogar ein, dem Verfasser und Urverleger gethanes eidliches Gelübde zu brechen. Nun wissen Sie ja, eben so gut, wie ich, daß die meisten Verlagswerke unserer Herren Urverleger nicht blos "durchaus klassisch, sondern für jeden Gebil- deten und für jeden, der sich bilden will, ganz unentbehrlich sind;" daß man ohne ihre Er- bauungs- und Predigtbücher nicht in den Himmel kommen; ohne ihre Topographieen und Wegweiser
der Braut ihren Geliebten zu erhalten? Nach dem Wenigen, was ich uͤber Jhre Denkart, Jhre Hand- lungsweiſe und Jhren Charakter weiß, und weshalb ich Sie, bei aller Verſchiedenheit unſerer ſonſtigen Anſichten von Herzen hochachte, glaube ich es ge- wiß! Ja, Sie thaͤten es ſicherlich, wenn der Herr Doktor auch daruͤber an den Bettelſtab kaͤme! Und welcher rechtliche Mann wuͤrde nicht, wenn dieſer Herr Doktor gar den biedern Nachdrucker Weber von Kuͤnzelsau fuͤr einen Dieb, fuͤr einen Raͤuber ausrufen wollte, ſeinen Stock ergrei- fen, und den erſtern fuͤr den gefuͤhlloſeſten, men- ſchenfeindlichſten und eigennuͤtzigſten Schurken, den letztern aber fuͤr den edelſten, ruhmwuͤrdigſten Menſchenfreund erklaͤren?
Sie, Herr Abgeordneter, ſehen alſo, daß Sie in den verzweifelten Fall kommen koͤnnten, nicht allein, trotz Jhres Widerwillens gegen den Nach- druck, ſelbſt ein Nachdrucker zu werden, ſondern ſogar ein, dem Verfaſſer und Urverleger gethanes eidliches Geluͤbde zu brechen. Nun wiſſen Sie ja, eben ſo gut, wie ich, daß die meiſten Verlagswerke unſerer Herren Urverleger nicht blos »durchaus klaſſiſch, ſondern fuͤr jeden Gebil- deten und fuͤr jeden, der ſich bilden will, ganz unentbehrlich ſind;« daß man ohne ihre Er- bauungs- und Predigtbuͤcher nicht in den Himmel kommen; ohne ihre Topographieen und Wegweiſer
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der Braut ihren Geliebten zu erhalten? Nach dem
Wenigen, was ich uͤber Jhre Denkart, Jhre Hand-
lungsweiſe und Jhren Charakter weiß, und weshalb
ich Sie, bei aller Verſchiedenheit unſerer ſonſtigen
Anſichten von Herzen hochachte, glaube ich es ge-
wiß! Ja, Sie thaͤten es ſicherlich, wenn der Herr
Doktor auch daruͤber an den Bettelſtab kaͤme! Und
welcher rechtliche Mann wuͤrde nicht, wenn dieſer
Herr Doktor gar den biedern Nachdrucker
Weber von Kuͤnzelsau fuͤr einen Dieb, fuͤr
einen Raͤuber ausrufen wollte, ſeinen Stock ergrei-
fen, und den erſtern fuͤr den gefuͤhlloſeſten, men-
ſchenfeindlichſten und eigennuͤtzigſten Schurken, den
letztern aber fuͤr den edelſten, ruhmwuͤrdigſten
Menſchenfreund erklaͤren?
Sie, Herr Abgeordneter, ſehen alſo, daß Sie
in den verzweifelten Fall kommen koͤnnten, nicht
allein, trotz Jhres Widerwillens gegen den Nach-
druck, ſelbſt ein Nachdrucker zu werden,
ſondern ſogar ein, dem Verfaſſer und Urverleger
gethanes eidliches Geluͤbde zu brechen. Nun wiſſen
Sie ja, eben ſo gut, wie ich, daß die meiſten
Verlagswerke unſerer Herren Urverleger nicht blos
»durchaus klaſſiſch, ſondern fuͤr jeden Gebil-
deten und fuͤr jeden, der ſich bilden will, ganz
unentbehrlich ſind;« daß man ohne ihre Er-
bauungs- und Predigtbuͤcher nicht in den Himmel
kommen; ohne ihre Topographieen und Wegweiſer
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/60>, abgerufen am 22.11.2024.
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