der Völker und der -- Throne, sondern vielmehr einzig und allein ein Ergebniß der Rückkehr ande- rer, eben so wenig unentbehrlicher, politischer Ver- hältnisse und Einrichtungen, die man durch Wieder- herstellung des Erbadels stützen zu können glaubte.
Nicht Geburt, nicht die Verdienste längst ver- moderter Ahnherren, sondern blos eigene Fähigkei- ten und eigener Werth können zu Ansprüchen auf Vorzüge vor minder Fähigere und minder Ver- dientere berechtigen. Geschicklichkeit, Kenntniß, Klugheit und Tugend sind Güter, die sehr selten von dem Vater auf den Enkel und Urenkel bis zu den spätesten Geschlechtern hin fortgeerbt werden. Ueberdies ist es leider bekannt, daß viele Vorfah- ren unsers jetzigen Adels und selbst manche Ahn- herren von Kaisern, Königen und Fürsten zu den ehrenwerthen Leuten gehörten, welche zu ihrer Zeit die Wege und Straßen ziemlich unsicher machten, und eher Schwert, Galgen und Rad, als Sterne, Ordensbänder und Kronen verdient hatten.
Gesetzt aber wirklich, alle jene Ahnherren der grauen Vorzeit wären die weisesten, edelsten und besten Menschen, die tapfersten Krieger, die unei- gennützigsten Beschützer ihrer Mitbürger gewesen; was giebt dies ihren Nachkommen, die so häufig von allem dem gerade das Gegentheil sind, für Ansprüche auf Vorrechte vor ihren Zeitgenossen? Wenn der Vater ein vortrefflicher Arzt oder ein
ein-
der Voͤlker und der — Throne, ſondern vielmehr einzig und allein ein Ergebniß der Ruͤckkehr ande- rer, eben ſo wenig unentbehrlicher, politiſcher Ver- haͤltniſſe und Einrichtungen, die man durch Wieder- herſtellung des Erbadels ſtuͤtzen zu koͤnnen glaubte.
Nicht Geburt, nicht die Verdienſte laͤngſt ver- moderter Ahnherren, ſondern blos eigene Faͤhigkei- ten und eigener Werth koͤnnen zu Anſpruͤchen auf Vorzuͤge vor minder Faͤhigere und minder Ver- dientere berechtigen. Geſchicklichkeit, Kenntniß, Klugheit und Tugend ſind Guͤter, die ſehr ſelten von dem Vater auf den Enkel und Urenkel bis zu den ſpaͤteſten Geſchlechtern hin fortgeerbt werden. Ueberdies iſt es leider bekannt, daß viele Vorfah- ren unſers jetzigen Adels und ſelbſt manche Ahn- herren von Kaiſern, Koͤnigen und Fuͤrſten zu den ehrenwerthen Leuten gehoͤrten, welche zu ihrer Zeit die Wege und Straßen ziemlich unſicher machten, und eher Schwert, Galgen und Rad, als Sterne, Ordensbaͤnder und Kronen verdient hatten.
Geſetzt aber wirklich, alle jene Ahnherren der grauen Vorzeit waͤren die weiſeſten, edelſten und beſten Menſchen, die tapferſten Krieger, die unei- gennuͤtzigſten Beſchuͤtzer ihrer Mitbuͤrger geweſen; was giebt dies ihren Nachkommen, die ſo haͤufig von allem dem gerade das Gegentheil ſind, fuͤr Anſpruͤche auf Vorrechte vor ihren Zeitgenoſſen? Wenn der Vater ein vortrefflicher Arzt oder ein
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der Voͤlker und der — Throne, ſondern vielmehr
einzig und allein ein Ergebniß der Ruͤckkehr ande-
rer, eben ſo wenig unentbehrlicher, politiſcher Ver-
haͤltniſſe und Einrichtungen, die man durch Wieder-
herſtellung des Erbadels ſtuͤtzen zu koͤnnen glaubte.
Nicht Geburt, nicht die Verdienſte laͤngſt ver-
moderter Ahnherren, ſondern blos eigene Faͤhigkei-
ten und eigener Werth koͤnnen zu Anſpruͤchen auf
Vorzuͤge vor minder Faͤhigere und minder Ver-
dientere berechtigen. Geſchicklichkeit, Kenntniß,
Klugheit und Tugend ſind Guͤter, die ſehr ſelten
von dem Vater auf den Enkel und Urenkel bis zu
den ſpaͤteſten Geſchlechtern hin fortgeerbt werden.
Ueberdies iſt es leider bekannt, daß viele Vorfah-
ren unſers jetzigen Adels und ſelbſt manche Ahn-
herren von Kaiſern, Koͤnigen und Fuͤrſten zu den
ehrenwerthen Leuten gehoͤrten, welche zu ihrer Zeit
die Wege und Straßen ziemlich unſicher machten,
und eher Schwert, Galgen und Rad, als Sterne,
Ordensbaͤnder und Kronen verdient hatten.
Geſetzt aber wirklich, alle jene Ahnherren der
grauen Vorzeit waͤren die weiſeſten, edelſten und
beſten Menſchen, die tapferſten Krieger, die unei-
gennuͤtzigſten Beſchuͤtzer ihrer Mitbuͤrger geweſen;
was giebt dies ihren Nachkommen, die ſo haͤufig
von allem dem gerade das Gegentheil ſind, fuͤr
Anſpruͤche auf Vorrechte vor ihren Zeitgenoſſen?
Wenn der Vater ein vortrefflicher Arzt oder ein
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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