aber noch schlimmer war, als die dunkle Nacht selbst, hervorzurufen, um schwache Geister zu blen- den, die höchlich erfreuet, daß sie etwas sehen konnten, nicht wahrnahmen, daß sie Alles nur falsch sahen. Besonders geschickt in Erhaltung dieses täu- schenden Schimmers sind die Jesuiten, denen wir, vorzüglich in Deutschland selbst unter Protestanten den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My- sticismus verdanken. Die Einbildungskraft ist unter allen Kräften der Seele die einzige, welche Pfaf- fen, Mönche und Jesuiten auszubilden, und der sie ein Uebergewicht über alle andere zu geben su- chen, wohl wissend, daß der phantasiereiche Mensch, bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharfsinn im Schlummer liegen, immer der Gläubigste und Ge- horsamste ist.
Der lächerlichen Behauptung der Karmeliter, daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge- wesen, ward schon früher erwähnt. Allein derglei- chen Tollheiten sind dem mönchischen Hochmuth noch lange nicht genug! Sogar für leibliche Oheime Gottes wollen diese elenden Wichte gehalten seyn, und zürnen gar mächtig, wenn man ihnen den Titel: Brüder der Mutter Gottes be- streitet! Der heilige Franziskus wird von seinen Jüngern nicht allein dem Heilande gleich gestellt, sondern noch weit über ihn erhoben.
Doch genug von der verächtlichen pfäffischen
aber noch ſchlimmer war, als die dunkle Nacht ſelbſt, hervorzurufen, um ſchwache Geiſter zu blen- den, die hoͤchlich erfreuet, daß ſie etwas ſehen konnten, nicht wahrnahmen, daß ſie Alles nur falſch ſahen. Beſonders geſchickt in Erhaltung dieſes taͤu- ſchenden Schimmers ſind die Jeſuiten, denen wir, vorzuͤglich in Deutſchland ſelbſt unter Proteſtanten den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My- ſticismus verdanken. Die Einbildungskraft iſt unter allen Kraͤften der Seele die einzige, welche Pfaf- fen, Moͤnche und Jeſuiten auszubilden, und der ſie ein Uebergewicht uͤber alle andere zu geben ſu- chen, wohl wiſſend, daß der phantaſiereiche Menſch, bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharfſinn im Schlummer liegen, immer der Glaͤubigſte und Ge- horſamſte iſt.
Der laͤcherlichen Behauptung der Karmeliter, daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge- weſen, ward ſchon fruͤher erwaͤhnt. Allein derglei- chen Tollheiten ſind dem moͤnchiſchen Hochmuth noch lange nicht genug! Sogar fuͤr leibliche Oheime Gottes wollen dieſe elenden Wichte gehalten ſeyn, und zuͤrnen gar maͤchtig, wenn man ihnen den Titel: Bruͤder der Mutter Gottes be- ſtreitet! Der heilige Franziskus wird von ſeinen Juͤngern nicht allein dem Heilande gleich geſtellt, ſondern noch weit uͤber ihn erhoben.
Doch genug von der veraͤchtlichen pfaͤffiſchen
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aber noch ſchlimmer war, als die dunkle Nacht
ſelbſt, hervorzurufen, um ſchwache Geiſter zu blen-
den, die hoͤchlich erfreuet, daß ſie etwas ſehen
konnten, nicht wahrnahmen, daß ſie Alles nur falſch
ſahen. Beſonders geſchickt in Erhaltung dieſes taͤu-
ſchenden Schimmers ſind die Jeſuiten, denen wir,
vorzuͤglich in Deutſchland ſelbſt unter Proteſtanten
den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My-
ſticismus verdanken. Die Einbildungskraft iſt unter
allen Kraͤften der Seele die einzige, welche Pfaf-
fen, Moͤnche und Jeſuiten auszubilden, und der
ſie ein Uebergewicht uͤber alle andere zu geben ſu-
chen, wohl wiſſend, daß der phantaſiereiche Menſch,
bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharfſinn im
Schlummer liegen, immer der Glaͤubigſte und Ge-
horſamſte iſt.
Der laͤcherlichen Behauptung der Karmeliter,
daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge-
weſen, ward ſchon fruͤher erwaͤhnt. Allein derglei-
chen Tollheiten ſind dem moͤnchiſchen Hochmuth noch
lange nicht genug! Sogar fuͤr leibliche Oheime
Gottes wollen dieſe elenden Wichte gehalten
ſeyn, und zuͤrnen gar maͤchtig, wenn man ihnen
den Titel: Bruͤder der Mutter Gottes be-
ſtreitet! Der heilige Franziskus wird von ſeinen
Juͤngern nicht allein dem Heilande gleich geſtellt,
ſondern noch weit uͤber ihn erhoben.
Doch genug von der veraͤchtlichen pfaͤffiſchen
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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