Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

aber noch schlimmer war, als die dunkle Nacht
selbst, hervorzurufen, um schwache Geister zu blen-
den, die höchlich erfreuet, daß sie etwas sehen
konnten, nicht wahrnahmen, daß sie Alles nur falsch
sahen. Besonders geschickt in Erhaltung dieses täu-
schenden Schimmers sind die Jesuiten, denen wir,
vorzüglich in Deutschland selbst unter Protestanten
den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My-
sticismus verdanken. Die Einbildungskraft ist unter
allen Kräften der Seele die einzige, welche Pfaf-
fen, Mönche und Jesuiten auszubilden, und der
sie ein Uebergewicht über alle andere zu geben su-
chen, wohl wissend, daß der phantasiereiche Mensch,
bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharfsinn im
Schlummer liegen, immer der Gläubigste und Ge-
horsamste ist.

Der lächerlichen Behauptung der Karmeliter,
daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge-
wesen, ward schon früher erwähnt. Allein derglei-
chen Tollheiten sind dem mönchischen Hochmuth noch
lange nicht genug! Sogar für leibliche Oheime
Gottes
wollen diese elenden Wichte gehalten
seyn, und zürnen gar mächtig, wenn man ihnen
den Titel: Brüder der Mutter Gottes be-
streitet! Der heilige Franziskus wird von seinen
Jüngern nicht allein dem Heilande gleich gestellt,
sondern noch weit über ihn erhoben.

Doch genug von der verächtlichen pfäffischen

aber noch ſchlimmer war, als die dunkle Nacht
ſelbſt, hervorzurufen, um ſchwache Geiſter zu blen-
den, die hoͤchlich erfreuet, daß ſie etwas ſehen
konnten, nicht wahrnahmen, daß ſie Alles nur falſch
ſahen. Beſonders geſchickt in Erhaltung dieſes taͤu-
ſchenden Schimmers ſind die Jeſuiten, denen wir,
vorzuͤglich in Deutſchland ſelbſt unter Proteſtanten
den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My-
ſticismus verdanken. Die Einbildungskraft iſt unter
allen Kraͤften der Seele die einzige, welche Pfaf-
fen, Moͤnche und Jeſuiten auszubilden, und der
ſie ein Uebergewicht uͤber alle andere zu geben ſu-
chen, wohl wiſſend, daß der phantaſiereiche Menſch,
bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharfſinn im
Schlummer liegen, immer der Glaͤubigſte und Ge-
horſamſte iſt.

Der laͤcherlichen Behauptung der Karmeliter,
daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge-
weſen, ward ſchon fruͤher erwaͤhnt. Allein derglei-
chen Tollheiten ſind dem moͤnchiſchen Hochmuth noch
lange nicht genug! Sogar fuͤr leibliche Oheime
Gottes
wollen dieſe elenden Wichte gehalten
ſeyn, und zuͤrnen gar maͤchtig, wenn man ihnen
den Titel: Bruͤder der Mutter Gottes be-
ſtreitet! Der heilige Franziskus wird von ſeinen
Juͤngern nicht allein dem Heilande gleich geſtellt,
ſondern noch weit uͤber ihn erhoben.

Doch genug von der veraͤchtlichen pfaͤffiſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0321" n="321"/>
aber noch &#x017F;chlimmer war, als die dunkle Nacht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, hervorzurufen, um &#x017F;chwache Gei&#x017F;ter zu blen-<lb/>
den, die ho&#x0364;chlich erfreuet, daß &#x017F;ie etwas &#x017F;ehen<lb/>
konnten, nicht wahrnahmen, daß &#x017F;ie Alles nur fal&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ahen. Be&#x017F;onders ge&#x017F;chickt in Erhaltung die&#x017F;es ta&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;chenden Schimmers &#x017F;ind die Je&#x017F;uiten, denen wir,<lb/>
vorzu&#x0364;glich in Deut&#x017F;chland &#x017F;elb&#x017F;t unter Prote&#x017F;tanten<lb/>
den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My-<lb/>
&#x017F;ticismus verdanken. Die Einbildungskraft i&#x017F;t unter<lb/>
allen Kra&#x0364;ften der Seele die einzige, welche Pfaf-<lb/>
fen, Mo&#x0364;nche und Je&#x017F;uiten auszubilden, und der<lb/>
&#x017F;ie ein Uebergewicht u&#x0364;ber alle andere zu geben &#x017F;u-<lb/>
chen, wohl wi&#x017F;&#x017F;end, daß der phanta&#x017F;iereiche Men&#x017F;ch,<lb/>
bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharf&#x017F;inn im<lb/>
Schlummer liegen, immer der Gla&#x0364;ubig&#x017F;te und Ge-<lb/>
hor&#x017F;am&#x017F;te i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Der la&#x0364;cherlichen Behauptung der Karmeliter,<lb/>
daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge-<lb/>
we&#x017F;en, ward &#x017F;chon fru&#x0364;her erwa&#x0364;hnt. Allein derglei-<lb/>
chen Tollheiten &#x017F;ind dem mo&#x0364;nchi&#x017F;chen Hochmuth noch<lb/>
lange nicht genug! Sogar fu&#x0364;r <hi rendition="#g">leibliche Oheime<lb/>
Gottes</hi> wollen die&#x017F;e elenden Wichte gehalten<lb/>
&#x017F;eyn, und zu&#x0364;rnen gar ma&#x0364;chtig, wenn man ihnen<lb/>
den Titel: <hi rendition="#g">Bru&#x0364;der der Mutter Gottes</hi> be-<lb/>
&#x017F;treitet! Der heilige Franziskus wird von &#x017F;einen<lb/>
Ju&#x0364;ngern nicht allein dem Heilande gleich ge&#x017F;tellt,<lb/>
&#x017F;ondern noch weit u&#x0364;ber ihn erhoben.</p><lb/>
        <p>Doch genug von der vera&#x0364;chtlichen pfa&#x0364;ffi&#x017F;chen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0321] aber noch ſchlimmer war, als die dunkle Nacht ſelbſt, hervorzurufen, um ſchwache Geiſter zu blen- den, die hoͤchlich erfreuet, daß ſie etwas ſehen konnten, nicht wahrnahmen, daß ſie Alles nur falſch ſahen. Beſonders geſchickt in Erhaltung dieſes taͤu- ſchenden Schimmers ſind die Jeſuiten, denen wir, vorzuͤglich in Deutſchland ſelbſt unter Proteſtanten den Hang zu einem abentheuerlichen, bigotten My- ſticismus verdanken. Die Einbildungskraft iſt unter allen Kraͤften der Seele die einzige, welche Pfaf- fen, Moͤnche und Jeſuiten auszubilden, und der ſie ein Uebergewicht uͤber alle andere zu geben ſu- chen, wohl wiſſend, daß der phantaſiereiche Menſch, bei dem Denkkraft, Vernunft und Scharfſinn im Schlummer liegen, immer der Glaͤubigſte und Ge- horſamſte iſt. Der laͤcherlichen Behauptung der Karmeliter, daß der Prophet Elias Stifter ihres Ordens ge- weſen, ward ſchon fruͤher erwaͤhnt. Allein derglei- chen Tollheiten ſind dem moͤnchiſchen Hochmuth noch lange nicht genug! Sogar fuͤr leibliche Oheime Gottes wollen dieſe elenden Wichte gehalten ſeyn, und zuͤrnen gar maͤchtig, wenn man ihnen den Titel: Bruͤder der Mutter Gottes be- ſtreitet! Der heilige Franziskus wird von ſeinen Juͤngern nicht allein dem Heilande gleich geſtellt, ſondern noch weit uͤber ihn erhoben. Doch genug von der veraͤchtlichen pfaͤffiſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/321
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/321>, abgerufen am 22.11.2024.