für das höchste Ziel des menschlichen Strebens hal- ten. Eben so possierlich, als jüdisch ist übrigens die Art, wie sie sich bei gläubigen Seelen als Beichtväter einzuführen und zu empfehlen suchen. "Beichte der Herr doch bei mir! Jch bin nicht scharf! "Jch mach' es gelinde; aber der Pater Fulgentius "Maurus ist ein Brummbär! Beichten Sie bei "mir! Raub, Mord, Hurerei, Ehebruch, Stehlen, "Fluchen, Schwören, Sabbath- und Knabenschän- "den, Alles, Alles kann man mir beichten! Es "kömmt kein Sterbenswörtchen davon über meine "Lippen und ich schmolle und grolle gar nicht dar- "über; denn ich bin sanft, wie ein Lamm, sanft "wie das Lamm Gottes, das der Welt Sünden "trägt."
Daß im Beichtstuhl nicht blos vom Sünden- vergeben, sondern auch von andern Sachen, die der hochwürdige Beichtvater gebraucht, z. B. von reiner Wäsche, neuen Hosen, Strümpfen, Schu- hen, Schnupftaback u. s. w., die Rede ist, könnt Jhr schon denken! Jst das Beichtkind jung, hübsch und gefällig, so pfuscht man zuweilen wohl gar ein wenig ins sechste Gebot hinein, denn wir wissen ja, daß ein Mönch und ein Engel zwei ganz ver- schiedene Dinge sind.
Ueberhaupt irrt man sehr, wenn man die Keuschheit der katholischen Geistlichen als eine fin- stere alte Jungfrau sich vorstellt, die alle Freuden
fuͤr das hoͤchſte Ziel des menſchlichen Strebens hal- ten. Eben ſo poſſierlich, als juͤdiſch iſt uͤbrigens die Art, wie ſie ſich bei glaͤubigen Seelen als Beichtvaͤter einzufuͤhren und zu empfehlen ſuchen. »Beichte der Herr doch bei mir! Jch bin nicht ſcharf! »Jch mach’ es gelinde; aber der Pater Fulgentius »Maurus iſt ein Brummbaͤr! Beichten Sie bei »mir! Raub, Mord, Hurerei, Ehebruch, Stehlen, »Fluchen, Schwoͤren, Sabbath- und Knabenſchaͤn- »den, Alles, Alles kann man mir beichten! Es »koͤmmt kein Sterbenswoͤrtchen davon uͤber meine »Lippen und ich ſchmolle und grolle gar nicht dar- »uͤber; denn ich bin ſanft, wie ein Lamm, ſanft »wie das Lamm Gottes, das der Welt Suͤnden »traͤgt.«
Daß im Beichtſtuhl nicht blos vom Suͤnden- vergeben, ſondern auch von andern Sachen, die der hochwuͤrdige Beichtvater gebraucht, z. B. von reiner Waͤſche, neuen Hoſen, Struͤmpfen, Schu- hen, Schnupftaback u. ſ. w., die Rede iſt, koͤnnt Jhr ſchon denken! Jſt das Beichtkind jung, huͤbſch und gefaͤllig, ſo pfuſcht man zuweilen wohl gar ein wenig ins ſechste Gebot hinein, denn wir wiſſen ja, daß ein Moͤnch und ein Engel zwei ganz ver- ſchiedene Dinge ſind.
Ueberhaupt irrt man ſehr, wenn man die Keuſchheit der katholiſchen Geiſtlichen als eine fin- ſtere alte Jungfrau ſich vorſtellt, die alle Freuden
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fuͤr das hoͤchſte Ziel des menſchlichen Strebens hal-
ten. Eben ſo poſſierlich, als juͤdiſch iſt uͤbrigens
die Art, wie ſie ſich bei glaͤubigen Seelen als
Beichtvaͤter einzufuͤhren und zu empfehlen ſuchen.
»Beichte der Herr doch bei mir! Jch bin nicht ſcharf!
»Jch mach’ es gelinde; aber der Pater Fulgentius
»Maurus iſt ein Brummbaͤr! Beichten Sie bei
»mir! Raub, Mord, Hurerei, Ehebruch, Stehlen,
»Fluchen, Schwoͤren, Sabbath- und Knabenſchaͤn-
»den, Alles, Alles kann man mir beichten! Es
»koͤmmt kein Sterbenswoͤrtchen davon uͤber meine
»Lippen und ich ſchmolle und grolle gar nicht dar-
»uͤber; denn ich bin ſanft, wie ein Lamm, ſanft
»wie das Lamm Gottes, das der Welt Suͤnden
»traͤgt.«
Daß im Beichtſtuhl nicht blos vom Suͤnden-
vergeben, ſondern auch von andern Sachen, die
der hochwuͤrdige Beichtvater gebraucht, z. B. von
reiner Waͤſche, neuen Hoſen, Struͤmpfen, Schu-
hen, Schnupftaback u. ſ. w., die Rede iſt, koͤnnt
Jhr ſchon denken! Jſt das Beichtkind jung, huͤbſch
und gefaͤllig, ſo pfuſcht man zuweilen wohl gar ein
wenig ins ſechste Gebot hinein, denn wir wiſſen
ja, daß ein Moͤnch und ein Engel zwei ganz ver-
ſchiedene Dinge ſind.
Ueberhaupt irrt man ſehr, wenn man die
Keuſchheit der katholiſchen Geiſtlichen als eine fin-
ſtere alte Jungfrau ſich vorſtellt, die alle Freuden
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/318>, abgerufen am 24.11.2024.
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