werde? war immer noch keine der albernsten und eckelhaftesten, die aus einem mönchischen Hirnschä- del entsprangen. Daß man es außerdem an Ent- stellung der heiligen Schriften durch eigenmächtiges Weglassen und Unterschieben einzelner Worte und ganzer Phrasen nicht fehlen ließ; daß man auch nur das in den Kanon des neuen Testaments auf- nahm; was man, weil es zu bekannt war, nicht ausschließen durfte, oder was den eigennützigen Zwecken des Pfaffenthums nicht allzu stark wider- sprach, das ist zu bekannt, als daß es einer wei- tern Ausführung bedürfte. Unsere aufgeklärtern Exegeten und Schriftforscher werden noch lange in dem Augiasstall zu reinigen und zu kehren haben, den man uns als den Kanon des neuen Testaments überlieferte!
Eine der köstlichsten und einträglichsten Erfin- dungen mönchischen Erwerbfleißes war jedoch der Bilderdienst, der noch jetzt eine so reiche Goldgrube des Pfaffenthums ist. Jn jenen frühern Jahrhun- derten, wo Christus Lehre von der Erde verbannt, und das Christenthum herrfchend ward, stiftete eine fixe Jdee, die unter einer orthodoxen Kutte ausgeheckt war, oft eben so viel Unheil, als in unsern Tagen manches despotische Prinzip, das un- ter einer legitimen Krone ausgebrütet und flüg- ge geworden ist. Um die reizenden Bilderchen von Göttern und Göttinnen, die von eben so frommen,
werde? war immer noch keine der albernſten und eckelhafteſten, die aus einem moͤnchiſchen Hirnſchaͤ- del entſprangen. Daß man es außerdem an Ent- ſtellung der heiligen Schriften durch eigenmaͤchtiges Weglaſſen und Unterſchieben einzelner Worte und ganzer Phraſen nicht fehlen ließ; daß man auch nur das in den Kanon des neuen Teſtaments auf- nahm; was man, weil es zu bekannt war, nicht ausſchließen durfte, oder was den eigennuͤtzigen Zwecken des Pfaffenthums nicht allzu ſtark wider- ſprach, das iſt zu bekannt, als daß es einer wei- tern Ausfuͤhrung beduͤrfte. Unſere aufgeklaͤrtern Exegeten und Schriftforſcher werden noch lange in dem Augiasſtall zu reinigen und zu kehren haben, den man uns als den Kanon des neuen Teſtaments uͤberlieferte!
Eine der koͤſtlichſten und eintraͤglichſten Erfin- dungen moͤnchiſchen Erwerbfleißes war jedoch der Bilderdienſt, der noch jetzt eine ſo reiche Goldgrube des Pfaffenthums iſt. Jn jenen fruͤhern Jahrhun- derten, wo Chriſtus Lehre von der Erde verbannt, und das Chriſtenthum herrfchend ward, ſtiftete eine fixe Jdee, die unter einer orthodoxen Kutte ausgeheckt war, oft eben ſo viel Unheil, als in unſern Tagen manches despotiſche Prinzip, das un- ter einer legitimen Krone ausgebruͤtet und fluͤg- ge geworden iſt. Um die reizenden Bilderchen von Goͤttern und Goͤttinnen, die von eben ſo frommen,
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werde? war immer noch keine der albernſten und
eckelhafteſten, die aus einem moͤnchiſchen Hirnſchaͤ-
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ſtellung der heiligen Schriften durch eigenmaͤchtiges
Weglaſſen und Unterſchieben einzelner Worte und
ganzer Phraſen nicht fehlen ließ; daß man auch
nur das in den Kanon des neuen Teſtaments auf-
nahm; was man, weil es zu bekannt war, nicht
ausſchließen durfte, oder was den eigennuͤtzigen
Zwecken des Pfaffenthums nicht allzu ſtark wider-
ſprach, das iſt zu bekannt, als daß es einer wei-
tern Ausfuͤhrung beduͤrfte. Unſere aufgeklaͤrtern
Exegeten und Schriftforſcher werden noch lange in
dem Augiasſtall zu reinigen und zu kehren haben,
den man uns als den Kanon des neuen Teſtaments
uͤberlieferte!
Eine der koͤſtlichſten und eintraͤglichſten Erfin-
dungen moͤnchiſchen Erwerbfleißes war jedoch der
Bilderdienſt, der noch jetzt eine ſo reiche Goldgrube
des Pfaffenthums iſt. Jn jenen fruͤhern Jahrhun-
derten, wo Chriſtus Lehre von der Erde verbannt,
und das Chriſtenthum herrfchend ward, ſtiftete eine
fixe Jdee, die unter einer orthodoxen Kutte
ausgeheckt war, oft eben ſo viel Unheil, als in
unſern Tagen manches despotiſche Prinzip, das un-
ter einer legitimen Krone ausgebruͤtet und fluͤg-
ge geworden iſt. Um die reizenden Bilderchen von
Goͤttern und Goͤttinnen, die von eben ſo frommen,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/308>, abgerufen am 25.11.2024.
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