Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.Wie viele Klöster (und vielleicht sind es die *) Nie kann ich das, jetzt in eine wohlthätige Anstalt
verwandelte Kloster Königsfelden hier in der Schweiz sehen, oder von demselben hören, ohne jene Bestie, jene Agnes von Habsburg zu verwünschen, die es mit dem Vermögen der, von ihr auf das Grausam- ste gemordeten und beraubten Edelleute gründete und ausstattete. Als sie mehr denn sechzig dieser Unglücklichen, die nichts weiter verschuldet hatten, als daß sie mit den Mördern des Kaisers Albrecht, des Vaters der Agnes, verwandt oder bekannt wa- ren, hinrichten ließ, watete sie mit wilder Hyänen- wuth in den Blutströmen umher, und rief: ich bade in Rosen! Nachher nahm sie selbst den Schleier, und ward Aebtissin jenes Klosters. Wie war es möglich, daß dies Ungeheuer weiblicher Bos- heit und Rachgier, diese Tigerin in Meuscheugestalt nicht in jedem Laut, der in ihre finstre Zelle drang, die drohende und anklageude Stimme der so schuld- los Gemordeten zu hören, daß sie nicht in jedem Thautropfen die Thränen der Wittwen und Wai- sen zu sehen wähnte, denen sie ihre Gatten und Väter auf das Schmählichste geraubt hatte! Edle Gertrud von Wart, wer sollte dir nicht nach Jahr- hunderten noch gerne eine Thräne der Wehmuth und der Theilnahme weihen; wer sollte in dir nicht die Schutzheilige ehelicher Treue bewundern und Wie viele Kloͤſter (und vielleicht ſind es die *) Nie kann ich das, jetzt in eine wohlthaͤtige Anſtalt
verwandelte Kloſter Koͤnigsfelden hier in der Schweiz ſehen, oder von demſelben hoͤren, ohne jene Beſtie, jene Agnes von Habsburg zu verwuͤnſchen, die es mit dem Vermoͤgen der, von ihr auf das Grauſam- ſte gemordeten und beraubten Edelleute gruͤndete und ausſtattete. Als ſie mehr denn ſechzig dieſer Ungluͤcklichen, die nichts weiter verſchuldet hatten, als daß ſie mit den Moͤrdern des Kaiſers Albrecht, des Vaters der Agnes, verwandt oder bekannt wa- ren, hinrichten ließ, watete ſie mit wilder Hyaͤnen- wuth in den Blutſtroͤmen umher, und rief: ich bade in Roſen! Nachher nahm ſie ſelbſt den Schleier, und ward Aebtiſſin jenes Kloſters. Wie war es moͤglich, daß dies Ungeheuer weiblicher Bos- heit und Rachgier, dieſe Tigerin in Meuſcheugeſtalt nicht in jedem Laut, der in ihre finſtre Zelle drang, die drohende und anklageude Stimme der ſo ſchuld- los Gemordeten zu hoͤren, daß ſie nicht in jedem Thautropfen die Thraͤnen der Wittwen und Wai- ſen zu ſehen waͤhnte, denen ſie ihre Gatten und Vaͤter auf das Schmaͤhlichſte geraubt hatte! Edle Gertrud von Wart, wer ſollte dir nicht nach Jahr- hunderten noch gerne eine Thraͤne der Wehmuth und der Theilnahme weihen; wer ſollte in dir nicht die Schutzheilige ehelicher Treue bewundern und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0301" n="301"/> <p>Wie viele Kloͤſter (und vielleicht ſind es die<lb/> meiſten!) verdanken nicht ihre Entſtehung dem ab-<lb/> ſcheulichſten Betruge und den entſetzlichſten Verbre-<lb/> chen, die ſich in das Gewand der Religion und<lb/> Froͤmmigkeit huͤllten <note xml:id="seg2pn_14_1" next="#seg2pn_14_2" place="foot" n="*)">Nie kann ich das, jetzt in eine wohlthaͤtige Anſtalt<lb/> verwandelte Kloſter Koͤnigsfelden hier in der Schweiz<lb/> ſehen, oder von demſelben hoͤren, ohne jene Beſtie,<lb/> jene Agnes von Habsburg zu verwuͤnſchen, die es<lb/> mit dem Vermoͤgen der, von ihr auf das Grauſam-<lb/> ſte gemordeten und beraubten Edelleute gruͤndete<lb/> und ausſtattete. Als ſie mehr denn ſechzig dieſer<lb/> Ungluͤcklichen, die nichts weiter verſchuldet hatten,<lb/> als daß ſie mit den Moͤrdern des Kaiſers Albrecht,<lb/> des Vaters der Agnes, verwandt oder bekannt wa-<lb/> ren, hinrichten ließ, watete ſie mit wilder Hyaͤnen-<lb/> wuth in den Blutſtroͤmen umher, und rief: <hi rendition="#g">ich<lb/> bade in Roſen!</hi> Nachher nahm ſie ſelbſt den<lb/> Schleier, und ward Aebtiſſin jenes Kloſters. Wie<lb/> war es moͤglich, daß dies Ungeheuer weiblicher Bos-<lb/> heit und Rachgier, dieſe Tigerin in Meuſcheugeſtalt<lb/> nicht in jedem Laut, der in ihre finſtre Zelle drang,<lb/> die drohende und anklageude Stimme der ſo ſchuld-<lb/> los Gemordeten zu hoͤren, daß ſie nicht in jedem<lb/> Thautropfen die Thraͤnen der Wittwen und Wai-<lb/> ſen zu ſehen waͤhnte, denen ſie ihre Gatten und<lb/> Vaͤter auf das Schmaͤhlichſte geraubt hatte! Edle<lb/> Gertrud von Wart, wer ſollte dir nicht nach Jahr-<lb/> hunderten noch gerne eine Thraͤne der Wehmuth<lb/> und der Theilnahme weihen; wer ſollte in dir nicht<lb/> die Schutzheilige ehelicher Treue bewundern und</note>. Nichts kam fuͤr dieſen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [301/0301]
Wie viele Kloͤſter (und vielleicht ſind es die
meiſten!) verdanken nicht ihre Entſtehung dem ab-
ſcheulichſten Betruge und den entſetzlichſten Verbre-
chen, die ſich in das Gewand der Religion und
Froͤmmigkeit huͤllten *). Nichts kam fuͤr dieſen
*) Nie kann ich das, jetzt in eine wohlthaͤtige Anſtalt
verwandelte Kloſter Koͤnigsfelden hier in der Schweiz
ſehen, oder von demſelben hoͤren, ohne jene Beſtie,
jene Agnes von Habsburg zu verwuͤnſchen, die es
mit dem Vermoͤgen der, von ihr auf das Grauſam-
ſte gemordeten und beraubten Edelleute gruͤndete
und ausſtattete. Als ſie mehr denn ſechzig dieſer
Ungluͤcklichen, die nichts weiter verſchuldet hatten,
als daß ſie mit den Moͤrdern des Kaiſers Albrecht,
des Vaters der Agnes, verwandt oder bekannt wa-
ren, hinrichten ließ, watete ſie mit wilder Hyaͤnen-
wuth in den Blutſtroͤmen umher, und rief: ich
bade in Roſen! Nachher nahm ſie ſelbſt den
Schleier, und ward Aebtiſſin jenes Kloſters. Wie
war es moͤglich, daß dies Ungeheuer weiblicher Bos-
heit und Rachgier, dieſe Tigerin in Meuſcheugeſtalt
nicht in jedem Laut, der in ihre finſtre Zelle drang,
die drohende und anklageude Stimme der ſo ſchuld-
los Gemordeten zu hoͤren, daß ſie nicht in jedem
Thautropfen die Thraͤnen der Wittwen und Wai-
ſen zu ſehen waͤhnte, denen ſie ihre Gatten und
Vaͤter auf das Schmaͤhlichſte geraubt hatte! Edle
Gertrud von Wart, wer ſollte dir nicht nach Jahr-
hunderten noch gerne eine Thraͤne der Wehmuth
und der Theilnahme weihen; wer ſollte in dir nicht
die Schutzheilige ehelicher Treue bewundern und
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