dem Fett seiner Heerden und dem Most seiner Trauben zu bereiten. Pfaffe ist, der nie eifriger seine Stimme erhebt, als wenn ihm das Einkom- men seiner Pfründe beschnitten wird, und man ihn aus den Gränzen des Herkommens ins Gebiet ei- ner würdigern Amtsführung zu verlocken den Ver- such macht. Pfaffe ist endlich, der mit der Keule der Orthodoxie Jeden gewaltsam abtreibt, der nicht seines Sinnes ist, und ihm zumuthen will, alten Schlendrian für Besseres hinzugeben, und ge- wissenhafter das Zeitbedürfniß zu berathen. Für alten Wahn eingenommen empört ihn jede neue Wahrheit, jeder Lichtstrahl thut seinen blöden Augen weh, und er fühlt sich am behaglichsten im Dunkel beschränkten Wissens."
dem Fett ſeiner Heerden und dem Moſt ſeiner Trauben zu bereiten. Pfaffe iſt, der nie eifriger ſeine Stimme erhebt, als wenn ihm das Einkom- men ſeiner Pfruͤnde beſchnitten wird, und man ihn aus den Graͤnzen des Herkommens ins Gebiet ei- ner wuͤrdigern Amtsfuͤhrung zu verlocken den Ver- ſuch macht. Pfaffe iſt endlich, der mit der Keule der Orthodoxie Jeden gewaltſam abtreibt, der nicht ſeines Sinnes iſt, und ihm zumuthen will, alten Schlendrian fuͤr Beſſeres hinzugeben, und ge- wiſſenhafter das Zeitbeduͤrfniß zu berathen. Fuͤr alten Wahn eingenommen empoͤrt ihn jede neue Wahrheit, jeder Lichtſtrahl thut ſeinen bloͤden Augen weh, und er fuͤhlt ſich am behaglichſten im Dunkel beſchraͤnkten Wiſſens.«
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0277"n="277"/>
dem Fett ſeiner Heerden und dem Moſt ſeiner<lb/>
Trauben zu bereiten. Pfaffe iſt, der nie eifriger<lb/>ſeine Stimme erhebt, als wenn ihm das Einkom-<lb/>
men ſeiner Pfruͤnde beſchnitten wird, und man ihn<lb/>
aus den Graͤnzen des Herkommens ins Gebiet ei-<lb/>
ner wuͤrdigern Amtsfuͤhrung zu verlocken den Ver-<lb/>ſuch macht. Pfaffe iſt endlich, der mit der Keule<lb/>
der Orthodoxie Jeden gewaltſam abtreibt, der<lb/>
nicht ſeines Sinnes iſt, und ihm zumuthen will,<lb/>
alten Schlendrian fuͤr Beſſeres hinzugeben, und ge-<lb/>
wiſſenhafter das Zeitbeduͤrfniß zu berathen. Fuͤr<lb/>
alten Wahn eingenommen empoͤrt ihn jede neue<lb/>
Wahrheit, jeder Lichtſtrahl thut ſeinen bloͤden Augen<lb/>
weh, und er fuͤhlt ſich am behaglichſten im Dunkel<lb/>
beſchraͤnkten Wiſſens.«</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></body></text></TEI>
[277/0277]
dem Fett ſeiner Heerden und dem Moſt ſeiner
Trauben zu bereiten. Pfaffe iſt, der nie eifriger
ſeine Stimme erhebt, als wenn ihm das Einkom-
men ſeiner Pfruͤnde beſchnitten wird, und man ihn
aus den Graͤnzen des Herkommens ins Gebiet ei-
ner wuͤrdigern Amtsfuͤhrung zu verlocken den Ver-
ſuch macht. Pfaffe iſt endlich, der mit der Keule
der Orthodoxie Jeden gewaltſam abtreibt, der
nicht ſeines Sinnes iſt, und ihm zumuthen will,
alten Schlendrian fuͤr Beſſeres hinzugeben, und ge-
wiſſenhafter das Zeitbeduͤrfniß zu berathen. Fuͤr
alten Wahn eingenommen empoͤrt ihn jede neue
Wahrheit, jeder Lichtſtrahl thut ſeinen bloͤden Augen
weh, und er fuͤhlt ſich am behaglichſten im Dunkel
beſchraͤnkten Wiſſens.«
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/277>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.