zu stehen. Will man sich recht zufrieden und wohl fühlen, so gehe man in die bescheidene Wohnung manches Dorfgeistlichen; dort wird man Rechtlich- keit, Frohsinn und Tugend mit geistiger und sitt- licher Bildung, mit zuvorkommender Gastfreund- schaft und Menschenliebe vereinigt finden. Jch ge- stehe es gerne, daß ich viele der schönsten meiner Lebensstunden in den Häusern von Landpredigern und in den liebenswürdigen Kreisen ihrer Familien verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch immer so wohl und so wehe thut, und die ich so gerne zurückzaubern möchte, wenn es dem Menschen vergönnt wäre, die Vergangenheit nicht blos in der Erinnerung, sondern auch in der Wirklichkeit noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh- nungen der Tugend, des häuslichen und ehelichen Glücks, des Friedens und Stilllebens habe ich die reizenden Gemälde, welche uns Voß, Lafontaine, Starke und Andere von dem freundlichen Leben und Wirken der Landgeistlichen und ihrer Familien ent- worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch jetzt denke ich mit Sehnsucht zurück, an Dich mein trauter, biederer, geistvoller K -- l zu B -- rode, an Dich, mein guter, sanfter L -- d zu N -- dt und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht nenne, deren Andenken aber nie in meinem Her- zen verlöschen wird.
"Verdienten Spottes Zielscheibe ist allein der,
zu ſtehen. Will man ſich recht zufrieden und wohl fuͤhlen, ſo gehe man in die beſcheidene Wohnung manches Dorfgeiſtlichen; dort wird man Rechtlich- keit, Frohſinn und Tugend mit geiſtiger und ſitt- licher Bildung, mit zuvorkommender Gaſtfreund- ſchaft und Menſchenliebe vereinigt finden. Jch ge- ſtehe es gerne, daß ich viele der ſchoͤnſten meiner Lebensſtunden in den Haͤuſern von Landpredigern und in den liebenswuͤrdigen Kreiſen ihrer Familien verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch immer ſo wohl und ſo wehe thut, und die ich ſo gerne zuruͤckzaubern moͤchte, wenn es dem Menſchen vergoͤnnt waͤre, die Vergangenheit nicht blos in der Erinnerung, ſondern auch in der Wirklichkeit noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh- nungen der Tugend, des haͤuslichen und ehelichen Gluͤcks, des Friedens und Stilllebens habe ich die reizenden Gemaͤlde, welche uns Voß, Lafontaine, Starke und Andere von dem freundlichen Leben und Wirken der Landgeiſtlichen und ihrer Familien ent- worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch jetzt denke ich mit Sehnſucht zuruͤck, an Dich mein trauter, biederer, geiſtvoller K — l zu B — rode, an Dich, mein guter, ſanfter L — d zu N — dt und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht nenne, deren Andenken aber nie in meinem Her- zen verloͤſchen wird.
»Verdienten Spottes Zielſcheibe iſt allein der,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0275"n="275"/>
zu ſtehen. Will man ſich recht zufrieden und wohl<lb/>
fuͤhlen, ſo gehe man in die beſcheidene Wohnung<lb/>
manches Dorfgeiſtlichen; dort wird man Rechtlich-<lb/>
keit, Frohſinn und Tugend mit geiſtiger und ſitt-<lb/>
licher Bildung, mit zuvorkommender Gaſtfreund-<lb/>ſchaft und Menſchenliebe vereinigt finden. Jch ge-<lb/>ſtehe es gerne, daß ich viele der ſchoͤnſten meiner<lb/>
Lebensſtunden in den Haͤuſern von Landpredigern<lb/>
und in den liebenswuͤrdigen Kreiſen ihrer Familien<lb/>
verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch<lb/>
immer ſo wohl und ſo wehe thut, und die ich ſo<lb/>
gerne zuruͤckzaubern moͤchte, wenn es dem Menſchen<lb/>
vergoͤnnt waͤre, die Vergangenheit nicht blos in<lb/>
der Erinnerung, ſondern auch in der Wirklichkeit<lb/>
noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh-<lb/>
nungen der Tugend, des haͤuslichen und ehelichen<lb/>
Gluͤcks, des Friedens und Stilllebens habe ich die<lb/>
reizenden Gemaͤlde, welche uns Voß, Lafontaine,<lb/>
Starke und Andere von dem freundlichen Leben und<lb/>
Wirken der Landgeiſtlichen und ihrer Familien ent-<lb/>
worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch<lb/>
jetzt denke ich mit Sehnſucht zuruͤck, an Dich mein<lb/>
trauter, biederer, geiſtvoller K — l zu B — rode,<lb/>
an Dich, mein guter, ſanfter L — d zu N — dt<lb/>
und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht<lb/>
nenne, deren Andenken aber <hirendition="#g">nie</hi> in meinem Her-<lb/>
zen verloͤſchen wird.</p><lb/><p>»Verdienten Spottes Zielſcheibe iſt allein der,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[275/0275]
zu ſtehen. Will man ſich recht zufrieden und wohl
fuͤhlen, ſo gehe man in die beſcheidene Wohnung
manches Dorfgeiſtlichen; dort wird man Rechtlich-
keit, Frohſinn und Tugend mit geiſtiger und ſitt-
licher Bildung, mit zuvorkommender Gaſtfreund-
ſchaft und Menſchenliebe vereinigt finden. Jch ge-
ſtehe es gerne, daß ich viele der ſchoͤnſten meiner
Lebensſtunden in den Haͤuſern von Landpredigern
und in den liebenswuͤrdigen Kreiſen ihrer Familien
verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch
immer ſo wohl und ſo wehe thut, und die ich ſo
gerne zuruͤckzaubern moͤchte, wenn es dem Menſchen
vergoͤnnt waͤre, die Vergangenheit nicht blos in
der Erinnerung, ſondern auch in der Wirklichkeit
noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh-
nungen der Tugend, des haͤuslichen und ehelichen
Gluͤcks, des Friedens und Stilllebens habe ich die
reizenden Gemaͤlde, welche uns Voß, Lafontaine,
Starke und Andere von dem freundlichen Leben und
Wirken der Landgeiſtlichen und ihrer Familien ent-
worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch
jetzt denke ich mit Sehnſucht zuruͤck, an Dich mein
trauter, biederer, geiſtvoller K — l zu B — rode,
an Dich, mein guter, ſanfter L — d zu N — dt
und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht
nenne, deren Andenken aber nie in meinem Her-
zen verloͤſchen wird.
»Verdienten Spottes Zielſcheibe iſt allein der,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/275>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.