widerrechtlichen Anmaßung, den unedelsten selbst- süchtigsten Leidenschaften, und dem Aberglauben und der Einfalt des rohen Haufens. Lächeln muß man, wenn sogar noch protestantische Pfarrer sich für "unmittelbar von Gott berufene Diener der Religion" ausgeben. Diese fromme Prahlerei paßt nicht übel zu der christlichen Demuth, und steht den Männern Gottes besonders dann sehr wohl, wenn sie durch Schleichwege, durch Bestechungen oder wohl gar durch die Schürze zum Besitz ihres Schafstalls gelangt sind.
Gerne glauben wir es, daß unsere Dalai-La- ma's, Päbste, Mufti's, Bischöfe, Pastoren, Patres, und wie die Herren sich weiter zu nennen belieben, für das Seelenheil der Menschheit ganz unentbehr- lich sind; nur sollten sie in unsern Zeiten sich ja nicht mehr das Ansehen geben, als ständen sie im nähern vertrautern Umgange mit der Gottheit, denn durch Aufschneidereien der Art, und wären sie noch so leise ausgesprochen, werden sie dem Ge- bildeten lächerlich, und hindern selbst das Gute, was sie durch ihre Lehren bewirken könnten. Der heilige Geist flattert nicht mehr in Taubengestalt auf der Erde umher; er theilt an die Ehrenmän- ner von der schwarzen Legion keine Wundergaben mehr aus, und daß sie durch Ordination und Priesterweihe gleichfalls nicht klüger und frömmer werden, sieht man ja täglich. Besonders sollten
widerrechtlichen Anmaßung, den unedelſten ſelbſt- ſuͤchtigſten Leidenſchaften, und dem Aberglauben und der Einfalt des rohen Haufens. Laͤcheln muß man, wenn ſogar noch proteſtantiſche Pfarrer ſich fuͤr »unmittelbar von Gott berufene Diener der Religion« ausgeben. Dieſe fromme Prahlerei paßt nicht uͤbel zu der chriſtlichen Demuth, und ſteht den Maͤnnern Gottes beſonders dann ſehr wohl, wenn ſie durch Schleichwege, durch Beſtechungen oder wohl gar durch die Schuͤrze zum Beſitz ihres Schafſtalls gelangt ſind.
Gerne glauben wir es, daß unſere Dalai-La- ma’s, Paͤbſte, Mufti’s, Biſchoͤfe, Paſtoren, Patres, und wie die Herren ſich weiter zu nennen belieben, fuͤr das Seelenheil der Menſchheit ganz unentbehr- lich ſind; nur ſollten ſie in unſern Zeiten ſich ja nicht mehr das Anſehen geben, als ſtaͤnden ſie im naͤhern vertrautern Umgange mit der Gottheit, denn durch Aufſchneidereien der Art, und waͤren ſie noch ſo leiſe ausgeſprochen, werden ſie dem Ge- bildeten laͤcherlich, und hindern ſelbſt das Gute, was ſie durch ihre Lehren bewirken koͤnnten. Der heilige Geiſt flattert nicht mehr in Taubengeſtalt auf der Erde umher; er theilt an die Ehrenmaͤn- ner von der ſchwarzen Legion keine Wundergaben mehr aus, und daß ſie durch Ordination und Prieſterweihe gleichfalls nicht kluͤger und froͤmmer werden, ſieht man ja taͤglich. Beſonders ſollten
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widerrechtlichen Anmaßung, den unedelſten ſelbſt-
ſuͤchtigſten Leidenſchaften, und dem Aberglauben
und der Einfalt des rohen Haufens. Laͤcheln muß
man, wenn ſogar noch proteſtantiſche Pfarrer ſich
fuͤr »unmittelbar von Gott berufene Diener der
Religion« ausgeben. Dieſe fromme Prahlerei paßt
nicht uͤbel zu der chriſtlichen Demuth, und ſteht
den Maͤnnern Gottes beſonders dann ſehr wohl,
wenn ſie durch Schleichwege, durch Beſtechungen
oder wohl gar durch die Schuͤrze zum Beſitz ihres
Schafſtalls gelangt ſind.
Gerne glauben wir es, daß unſere Dalai-La-
ma’s, Paͤbſte, Mufti’s, Biſchoͤfe, Paſtoren, Patres,
und wie die Herren ſich weiter zu nennen belieben,
fuͤr das Seelenheil der Menſchheit ganz unentbehr-
lich ſind; nur ſollten ſie in unſern Zeiten ſich ja
nicht mehr das Anſehen geben, als ſtaͤnden ſie im
naͤhern vertrautern Umgange mit der Gottheit,
denn durch Aufſchneidereien der Art, und waͤren
ſie noch ſo leiſe ausgeſprochen, werden ſie dem Ge-
bildeten laͤcherlich, und hindern ſelbſt das Gute,
was ſie durch ihre Lehren bewirken koͤnnten. Der
heilige Geiſt flattert nicht mehr in Taubengeſtalt
auf der Erde umher; er theilt an die Ehrenmaͤn-
ner von der ſchwarzen Legion keine Wundergaben
mehr aus, und daß ſie durch Ordination und
Prieſterweihe gleichfalls nicht kluͤger und froͤmmer
werden, ſieht man ja taͤglich. Beſonders ſollten
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/238>, abgerufen am 23.12.2024.
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