weltliches und geistliches Zwingherrenthum noch in voller Blüthe standen, und viele protestantische Leviten würden eben so, wie viele protestantische Herrscher und Diplomaten, willig ihr Haupt unter den Pantoffel des heiligen Vaters beugen, wenn sie nur hoffen dürften, daß die frommen Zeiten des Mittelalters zurückgebracht werden und sie ihre Pfründen und Weiber beibehalten könnten.
Ferne sei es, rechtliche Männer geistlichen oder weltlichen Standes, die den Lehrsätzen und Gebräu- chen ihrer Kirche, und wären diese noch so ver- nunftwidrig und sonderbar, aus wirklicher Ueber- zeugung fest anhängen, deshalb dem Hohn und der Verachtung Preis geben zu wollen. Sittlicheit und Seligkeit des Menschen werden nicht durch Dog- men und äußere Formen bedingt, obgleich diese un- streitig auch auf das sittliche Leben stark einwirken können. Es giebt Juden, die, gleich ihren Glau- bensgenossen, alle übrigen Menschen als Kinder des Sammaels betrachten, um deren gänzliche Ver- tilgung sie täglich dreimal recht inbrünstig den Gott Abrahams, Jsaaks und Jakobs anflehen; und doch sieht man sie nicht selten weit edler und mensch- licher gegen diese vermeintlichen Satanskinder han- deln, als manche christliche Leviten und Rabbiner, die uns von ihren Kanzeln herab die Ermahnungen des großen Gekreuzigten zur Bruder- und Feindes- liebe, zur Barmherzigkeit, zur Geduld und Nachsicht
III. Bäudchen. 20
weltliches und geiſtliches Zwingherrenthum noch in voller Bluͤthe ſtanden, und viele proteſtantiſche Leviten wuͤrden eben ſo, wie viele proteſtantiſche Herrſcher und Diplomaten, willig ihr Haupt unter den Pantoffel des heiligen Vaters beugen, wenn ſie nur hoffen duͤrften, daß die frommen Zeiten des Mittelalters zuruͤckgebracht werden und ſie ihre Pfruͤnden und Weiber beibehalten koͤnnten.
Ferne ſei es, rechtliche Maͤnner geiſtlichen oder weltlichen Standes, die den Lehrſaͤtzen und Gebraͤu- chen ihrer Kirche, und waͤren dieſe noch ſo ver- nunftwidrig und ſonderbar, aus wirklicher Ueber- zeugung feſt anhaͤngen, deshalb dem Hohn und der Verachtung Preis geben zu wollen. Sittlicheit und Seligkeit des Menſchen werden nicht durch Dog- men und aͤußere Formen bedingt, obgleich dieſe un- ſtreitig auch auf das ſittliche Leben ſtark einwirken koͤnnen. Es giebt Juden, die, gleich ihren Glau- bensgenoſſen, alle uͤbrigen Menſchen als Kinder des Sammaels betrachten, um deren gaͤnzliche Ver- tilgung ſie taͤglich dreimal recht inbruͤnſtig den Gott Abrahams, Jſaaks und Jakobs anflehen; und doch ſieht man ſie nicht ſelten weit edler und menſch- licher gegen dieſe vermeintlichen Satanskinder han- deln, als manche chriſtliche Leviten und Rabbiner, die uns von ihren Kanzeln herab die Ermahnungen des großen Gekreuzigten zur Bruder- und Feindes- liebe, zur Barmherzigkeit, zur Geduld und Nachſicht
III. Baͤudchen. 20
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weltliches und geiſtliches Zwingherrenthum noch in
voller Bluͤthe ſtanden, und viele proteſtantiſche
Leviten wuͤrden eben ſo, wie viele proteſtantiſche
Herrſcher und Diplomaten, willig ihr Haupt unter
den Pantoffel des heiligen Vaters beugen, wenn ſie
nur hoffen duͤrften, daß die frommen Zeiten des
Mittelalters zuruͤckgebracht werden und ſie ihre
Pfruͤnden und Weiber beibehalten koͤnnten.
Ferne ſei es, rechtliche Maͤnner geiſtlichen oder
weltlichen Standes, die den Lehrſaͤtzen und Gebraͤu-
chen ihrer Kirche, und waͤren dieſe noch ſo ver-
nunftwidrig und ſonderbar, aus wirklicher Ueber-
zeugung feſt anhaͤngen, deshalb dem Hohn und der
Verachtung Preis geben zu wollen. Sittlicheit und
Seligkeit des Menſchen werden nicht durch Dog-
men und aͤußere Formen bedingt, obgleich dieſe un-
ſtreitig auch auf das ſittliche Leben ſtark einwirken
koͤnnen. Es giebt Juden, die, gleich ihren Glau-
bensgenoſſen, alle uͤbrigen Menſchen als Kinder
des Sammaels betrachten, um deren gaͤnzliche Ver-
tilgung ſie taͤglich dreimal recht inbruͤnſtig den
Gott Abrahams, Jſaaks und Jakobs anflehen; und
doch ſieht man ſie nicht ſelten weit edler und menſch-
licher gegen dieſe vermeintlichen Satanskinder han-
deln, als manche chriſtliche Leviten und Rabbiner,
die uns von ihren Kanzeln herab die Ermahnungen
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liebe, zur Barmherzigkeit, zur Geduld und Nachſicht
III. Baͤudchen. 20
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/233>, abgerufen am 23.12.2024.
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