belegen." -- "Die Wälle der Censur, welche die Aussicht ins Freie verdecken, können doch nicht ver- hindern, daß die Sonne über die Umzäunung tritt, und das Leben erleuchtet."
Ja, wahrlich, über kurz oder lang werden die Völker, die noch jetzt in tiefem Schlummer liegen, aus dem schweren ängstlichen Traume erwachen, in welchen sie von weltlichen und geist- lichen Tyrannen eingewiegt waren; sie werden dann ihre Rechte als Menschen, als freie, zu höherer Veredlung bestimmte Wesen erkennen und zurückfor- dern, und jeden Zwingherrn vernichten, der sie mit Scepter oder mit Krummstab noch länger in eiser- ne Fesseln schlagen, noch länger von ihrem Ziele zurückhalten und wohl gar zu Thiermenschen her- abwürdigen will.
Die politische Censur, diese Tochter der religi- ösen, und Enkelin des Pfaffenthums, ist in der That das erbärmlichste Schutzmittel für die Sicher- heit der Throne und den Ruhestand der Völker. Eine Regierung, die zu verhindern strebt, daß man nichts über sie schreiben, sprechen, lesen und denken soll, zeigt einen eben so hohen Grad von Feigheit, als Schwäche und Schlechtigkeit, denn wer das Licht scheuet, muß Fehler und Gebrechen, und wohl gar Bosheit und Verbrechen zu verbergen haben. Wie soll der Regent eines nicht konstitutionellen, oder eines solchen konstitutionellen Staats,
belegen.« — »Die Waͤlle der Cenſur, welche die Ausſicht ins Freie verdecken, koͤnnen doch nicht ver- hindern, daß die Sonne uͤber die Umzaͤunung tritt, und das Leben erleuchtet.«
Ja, wahrlich, uͤber kurz oder lang werden die Voͤlker, die noch jetzt in tiefem Schlummer liegen, aus dem ſchweren aͤngſtlichen Traume erwachen, in welchen ſie von weltlichen und geiſt- lichen Tyrannen eingewiegt waren; ſie werden dann ihre Rechte als Menſchen, als freie, zu hoͤherer Veredlung beſtimmte Weſen erkennen und zuruͤckfor- dern, und jeden Zwingherrn vernichten, der ſie mit Scepter oder mit Krummſtab noch laͤnger in eiſer- ne Feſſeln ſchlagen, noch laͤnger von ihrem Ziele zuruͤckhalten und wohl gar zu Thiermenſchen her- abwuͤrdigen will.
Die politiſche Cenſur, dieſe Tochter der religi- oͤſen, und Enkelin des Pfaffenthums, iſt in der That das erbaͤrmlichſte Schutzmittel fuͤr die Sicher- heit der Throne und den Ruheſtand der Voͤlker. Eine Regierung, die zu verhindern ſtrebt, daß man nichts uͤber ſie ſchreiben, ſprechen, leſen und denken ſoll, zeigt einen eben ſo hohen Grad von Feigheit, als Schwaͤche und Schlechtigkeit, denn wer das Licht ſcheuet, muß Fehler und Gebrechen, und wohl gar Bosheit und Verbrechen zu verbergen haben. Wie ſoll der Regent eines nicht konſtitutionellen, oder eines ſolchen konſtitutionellen Staats,
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belegen.« — »Die Waͤlle der Cenſur, welche die
Ausſicht ins Freie verdecken, koͤnnen doch nicht ver-
hindern, daß die Sonne uͤber die Umzaͤunung tritt,
und das Leben erleuchtet.«
Ja, wahrlich, uͤber kurz oder lang werden die
Voͤlker, die noch jetzt in tiefem Schlummer
liegen, aus dem ſchweren aͤngſtlichen Traume
erwachen, in welchen ſie von weltlichen und geiſt-
lichen Tyrannen eingewiegt waren; ſie werden dann
ihre Rechte als Menſchen, als freie, zu hoͤherer
Veredlung beſtimmte Weſen erkennen und zuruͤckfor-
dern, und jeden Zwingherrn vernichten, der ſie mit
Scepter oder mit Krummſtab noch laͤnger in eiſer-
ne Feſſeln ſchlagen, noch laͤnger von ihrem Ziele
zuruͤckhalten und wohl gar zu Thiermenſchen her-
abwuͤrdigen will.
Die politiſche Cenſur, dieſe Tochter der religi-
oͤſen, und Enkelin des Pfaffenthums, iſt in der
That das erbaͤrmlichſte Schutzmittel fuͤr die Sicher-
heit der Throne und den Ruheſtand der Voͤlker.
Eine Regierung, die zu verhindern ſtrebt, daß man
nichts uͤber ſie ſchreiben, ſprechen, leſen und denken
ſoll, zeigt einen eben ſo hohen Grad von Feigheit,
als Schwaͤche und Schlechtigkeit, denn wer das
Licht ſcheuet, muß Fehler und Gebrechen, und wohl
gar Bosheit und Verbrechen zu verbergen haben.
Wie ſoll der Regent eines nicht konſtitutionellen,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/214>, abgerufen am 23.12.2024.
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