Augustiner von Wittenberg ließ sich vom Pfaffen- geist eben so sehr leiten, wie die meisten seiner Gegner, und überdies war er sklavischer Despoten- knecht; hätte er 1525, statt die unglücklichen Bau- ern zur Hölle zu verdammen, die mit der Bibel in der Hand und mit Thränen in den Augen ihre ty- rannischen Henker um Mitleid anflehten, hätte er damals als freisinniger und biederer Mann laut und ernst zu den Fürsten für die Rechte der Men- schen gesprochen, so würde man ihn nicht allein zu den großen Kirchenreformatoren, sondern vielleicht auch zu den Wohlthätern des Menschengeschlechts rechnen; aber ein Mensch, der den rohen, barba- rischen, und ohnehin gegen die Bauern auf das Äusserste erbitterten Despoten gar rathen konnte, jene Unglücklichen mit Weibern und Kindern von der Erde zu vertilgen, erscheint uns als ein wilder, herz- und sinnloser, fanatischer Pfaffe, der alles Gute, was durch ihn etwa geschah, mehr aus Zu- fall, als mit vernünftiger Ueberlegung vollbrachte.
Unter allen Mitteln der weißen Leviten ihre Gewalt und ihr Ansehen zu sichern, und zu ver- größern; sind jene, welche den freien Geistes- und Gedankenverkehr zu hemmen suchen, unstreitig die verderblichsten. Geheime Polizeien, Jnquisitions- gerichte und Büchercensuren verdanken ihre Entste- hung dem Pfaffenthum, denn
wo ist eine List, die nicht ein Pfaff' ersann?
sagt Haller, der Großvater des kleinen Haller.
Auguſtiner von Wittenberg ließ ſich vom Pfaffen- geiſt eben ſo ſehr leiten, wie die meiſten ſeiner Gegner, und uͤberdies war er ſklaviſcher Despoten- knecht; haͤtte er 1525, ſtatt die ungluͤcklichen Bau- ern zur Hoͤlle zu verdammen, die mit der Bibel in der Hand und mit Thraͤnen in den Augen ihre ty- ranniſchen Henker um Mitleid anflehten, haͤtte er damals als freiſinniger und biederer Mann laut und ernſt zu den Fuͤrſten fuͤr die Rechte der Men- ſchen geſprochen, ſo wuͤrde man ihn nicht allein zu den großen Kirchenreformatoren, ſondern vielleicht auch zu den Wohlthaͤtern des Menſchengeſchlechts rechnen; aber ein Menſch, der den rohen, barba- riſchen, und ohnehin gegen die Bauern auf das Äuſſerſte erbitterten Despoten gar rathen konnte, jene Ungluͤcklichen mit Weibern und Kindern von der Erde zu vertilgen, erſcheint uns als ein wilder, herz- und ſinnloſer, fanatiſcher Pfaffe, der alles Gute, was durch ihn etwa geſchah, mehr aus Zu- fall, als mit vernuͤnftiger Ueberlegung vollbrachte.
Unter allen Mitteln der weißen Leviten ihre Gewalt und ihr Anſehen zu ſichern, und zu ver- groͤßern; ſind jene, welche den freien Geiſtes- und Gedankenverkehr zu hemmen ſuchen, unſtreitig die verderblichſten. Geheime Polizeien, Jnquiſitions- gerichte und Buͤchercenſuren verdanken ihre Entſte- hung dem Pfaffenthum, denn
wo iſt eine Liſt, die nicht ein Pfaff’ erſann?
ſagt Haller, der Großvater des kleinen Haller.
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Auguſtiner von Wittenberg ließ ſich vom Pfaffen-
geiſt eben ſo ſehr leiten, wie die meiſten ſeiner
Gegner, und uͤberdies war er ſklaviſcher Despoten-
knecht; haͤtte er 1525, ſtatt die ungluͤcklichen Bau-
ern zur Hoͤlle zu verdammen, die mit der Bibel in
der Hand und mit Thraͤnen in den Augen ihre ty-
ranniſchen Henker um Mitleid anflehten, haͤtte er
damals als freiſinniger und biederer Mann laut
und ernſt zu den Fuͤrſten fuͤr die Rechte der Men-
ſchen geſprochen, ſo wuͤrde man ihn nicht allein zu
den großen Kirchenreformatoren, ſondern vielleicht
auch zu den Wohlthaͤtern des Menſchengeſchlechts
rechnen; aber ein Menſch, der den rohen, barba-
riſchen, und ohnehin gegen die Bauern auf das
Äuſſerſte erbitterten Despoten gar rathen konnte,
jene Ungluͤcklichen mit Weibern und Kindern von
der Erde zu vertilgen, erſcheint uns als ein wilder,
herz- und ſinnloſer, fanatiſcher Pfaffe, der alles
Gute, was durch ihn etwa geſchah, mehr aus Zu-
fall, als mit vernuͤnftiger Ueberlegung vollbrachte.
Unter allen Mitteln der weißen Leviten ihre
Gewalt und ihr Anſehen zu ſichern, und zu ver-
groͤßern; ſind jene, welche den freien Geiſtes- und
Gedankenverkehr zu hemmen ſuchen, unſtreitig die
verderblichſten. Geheime Polizeien, Jnquiſitions-
gerichte und Buͤchercenſuren verdanken ihre Entſte-
hung dem Pfaffenthum, denn
wo iſt eine Liſt, die nicht ein Pfaff’ erſann?
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/205>, abgerufen am 23.12.2024.
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