Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

cken in das eherne Pfaffenjoch zu beugen, wel-
ches oft eben so schwer, als das des weltlichen Zwing-
herrenthums lastete, wenn sie nicht des öffentlichen
Schutzes und aller bürgerlichen Rechte verlustig ge-
macht, und wohl gar der blinden fanatischen Men-
ge, als Kinder des Teufels, wollten Preis gegeben
seyn. Man rede also nicht so viel von den
Segnungen des Christenthums fur die Menschheit!
Das meiste Christenthum, was unter uns waltet,
ist kein Segen, sondern ein Fluch für das Men-
schengeschlecht. Wäre Constantin nie zur christli-
chen Religion übergetreten; hätte sich nie eine welt-
liche Macht um die christlichkirchlichen Angelegen-
heiten bekümmert, nie sich so thätig darein gemischt,
wie die römisch-griechischen Kaiser, und nach ih-
nen fast alle übrigen Christenfürsten thaten, und
noch gerne jetzt thun; so wäre das Christenthum
gewiß ein Segen für die Menschheit geworden,
es würde sich dann ein weit schönerer, freierer,
kirchlicher und politischer Zustand in Europa und
den übrigen Welttheilen ausgebildet haben; kein
Pfaffenthum wäre empor gekommen; die Erde wä-
re nicht um unbedeutender und läppischer, oder gar
schändlicher und verderblicher Lehrmeinungen und Ge-
bräuche willen mit Blut und Leichen bedeckt; keine Jesu-
iten, Pfaffen und Mönche hätten die Macht erlangt, das
sittliche und geistige Fortschreiten der Menschen zu

cken in das eherne Pfaffenjoch zu beugen, wel-
ches oft eben ſo ſchwer, als das des weltlichen Zwing-
herrenthums laſtete, wenn ſie nicht des oͤffentlichen
Schutzes und aller buͤrgerlichen Rechte verluſtig ge-
macht, und wohl gar der blinden fanatiſchen Men-
ge, als Kinder des Teufels, wollten Preis gegeben
ſeyn. Man rede alſo nicht ſo viel von den
Segnungen des Chriſtenthums fur die Menſchheit!
Das meiſte Chriſtenthum, was unter uns waltet,
iſt kein Segen, ſondern ein Fluch fuͤr das Men-
ſchengeſchlecht. Waͤre Conſtantin nie zur chriſtli-
chen Religion uͤbergetreten; haͤtte ſich nie eine welt-
liche Macht um die chriſtlichkirchlichen Angelegen-
heiten bekuͤmmert, nie ſich ſo thaͤtig darein gemiſcht,
wie die roͤmiſch-griechiſchen Kaiſer, und nach ih-
nen faſt alle uͤbrigen Chriſtenfuͤrſten thaten, und
noch gerne jetzt thun; ſo waͤre das Chriſtenthum
gewiß ein Segen fuͤr die Menſchheit geworden,
es wuͤrde ſich dann ein weit ſchoͤnerer, freierer,
kirchlicher und politiſcher Zuſtand in Europa und
den uͤbrigen Welttheilen ausgebildet haben; kein
Pfaffenthum waͤre empor gekommen; die Erde waͤ-
re nicht um unbedeutender und laͤppiſcher, oder gar
ſchaͤndlicher und verderblicher Lehrmeinungen und Ge-
braͤuche willen mit Blut und Leichen bedeckt; keine Jeſu-
iten, Pfaffen und Moͤnche haͤtten die Macht erlangt, das
ſittliche und geiſtige Fortſchreiten der Menſchen zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="203"/>
cken in das eherne Pfaffenjoch zu beugen, wel-<lb/>
ches oft eben &#x017F;o &#x017F;chwer, als das des weltlichen Zwing-<lb/>
herrenthums la&#x017F;tete, wenn &#x017F;ie nicht des o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Schutzes und aller bu&#x0364;rgerlichen Rechte verlu&#x017F;tig ge-<lb/>
macht, und wohl gar der blinden fanati&#x017F;chen Men-<lb/>
ge, als Kinder des Teufels, wollten Preis gegeben<lb/>
&#x017F;eyn. Man rede al&#x017F;o nicht &#x017F;o viel von den<lb/>
Segnungen des Chri&#x017F;tenthums fur die Men&#x017F;chheit!<lb/>
Das mei&#x017F;te Chri&#x017F;tenthum, was unter uns waltet,<lb/>
i&#x017F;t kein Segen, &#x017F;ondern ein Fluch fu&#x0364;r das Men-<lb/>
&#x017F;chenge&#x017F;chlecht. Wa&#x0364;re Con&#x017F;tantin nie zur chri&#x017F;tli-<lb/>
chen Religion u&#x0364;bergetreten; ha&#x0364;tte &#x017F;ich nie eine welt-<lb/>
liche Macht um die chri&#x017F;tlichkirchlichen Angelegen-<lb/>
heiten beku&#x0364;mmert, nie &#x017F;ich &#x017F;o tha&#x0364;tig darein gemi&#x017F;cht,<lb/>
wie die ro&#x0364;mi&#x017F;ch-griechi&#x017F;chen Kai&#x017F;er, und nach ih-<lb/>
nen fa&#x017F;t alle u&#x0364;brigen Chri&#x017F;tenfu&#x0364;r&#x017F;ten thaten, und<lb/>
noch gerne jetzt thun; &#x017F;o wa&#x0364;re das Chri&#x017F;tenthum<lb/>
gewiß ein Segen fu&#x0364;r die Men&#x017F;chheit geworden,<lb/>
es wu&#x0364;rde &#x017F;ich dann ein weit &#x017F;cho&#x0364;nerer, freierer,<lb/>
kirchlicher und politi&#x017F;cher Zu&#x017F;tand in Europa und<lb/>
den u&#x0364;brigen Welttheilen ausgebildet haben; kein<lb/>
Pfaffenthum wa&#x0364;re empor gekommen; die Erde wa&#x0364;-<lb/>
re nicht um unbedeutender und la&#x0364;ppi&#x017F;cher, oder gar<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlicher und verderblicher Lehrmeinungen und Ge-<lb/>
bra&#x0364;uche willen mit Blut und Leichen bedeckt; keine Je&#x017F;u-<lb/>
iten, Pfaffen und Mo&#x0364;nche ha&#x0364;tten die Macht erlangt, das<lb/>
&#x017F;ittliche und gei&#x017F;tige Fort&#x017F;chreiten der Men&#x017F;chen zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0203] cken in das eherne Pfaffenjoch zu beugen, wel- ches oft eben ſo ſchwer, als das des weltlichen Zwing- herrenthums laſtete, wenn ſie nicht des oͤffentlichen Schutzes und aller buͤrgerlichen Rechte verluſtig ge- macht, und wohl gar der blinden fanatiſchen Men- ge, als Kinder des Teufels, wollten Preis gegeben ſeyn. Man rede alſo nicht ſo viel von den Segnungen des Chriſtenthums fur die Menſchheit! Das meiſte Chriſtenthum, was unter uns waltet, iſt kein Segen, ſondern ein Fluch fuͤr das Men- ſchengeſchlecht. Waͤre Conſtantin nie zur chriſtli- chen Religion uͤbergetreten; haͤtte ſich nie eine welt- liche Macht um die chriſtlichkirchlichen Angelegen- heiten bekuͤmmert, nie ſich ſo thaͤtig darein gemiſcht, wie die roͤmiſch-griechiſchen Kaiſer, und nach ih- nen faſt alle uͤbrigen Chriſtenfuͤrſten thaten, und noch gerne jetzt thun; ſo waͤre das Chriſtenthum gewiß ein Segen fuͤr die Menſchheit geworden, es wuͤrde ſich dann ein weit ſchoͤnerer, freierer, kirchlicher und politiſcher Zuſtand in Europa und den uͤbrigen Welttheilen ausgebildet haben; kein Pfaffenthum waͤre empor gekommen; die Erde waͤ- re nicht um unbedeutender und laͤppiſcher, oder gar ſchaͤndlicher und verderblicher Lehrmeinungen und Ge- braͤuche willen mit Blut und Leichen bedeckt; keine Jeſu- iten, Pfaffen und Moͤnche haͤtten die Macht erlangt, das ſittliche und geiſtige Fortſchreiten der Menſchen zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/203
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/203>, abgerufen am 23.12.2024.