Aufklärern Schaaren von Mönchen, Jesuiten, Priestern, Missionären, geistlichen und weltlichen Spionen, kurz dem Lichte die Finsterniß entgegen gesetzt. Ob dies Treiben von Dauer seyn, ob es auf die Länge sich halten, und die Absichten einer gütigen Vorsehung, die, wie es scheint, auf eine allgemeine Entwickelung, Veredlung und Befreiung des Menschengeschlechts gerichtet sind, verhindern werde; ob man eine ungeheure Masse von Jdeen, die mit den Zwecken gewisser Diplomaten und mit manchen politischen, hin und wieder vorhandenen Verhältnissen im Widerspruche stehen, durch das Pfaffenthum aus den Köpfen wird heraus zaubern können; das sind Fragen, welche die Zukunft be- antworten wird. Bis jetzt hat noch immer das Licht über die Finsterniß gesiegt; Pfafferei und Ty- rannenthum machen, je heftiger sie kämpfen und schnauben, sich mit jedem Tage verhaßter, und wer vielleicht ihnen noch aus angeerbtem Wahn, aus Eigennutz oder aus Furcht huldigen möchte, wagt es kaum mehr, der lauten Stimme der ganzen, gebildeten Menschheit zu trotzen.
Die Elemente des Pfaffenthums sind sich übri- gens in allen kirchlichen Sekten ziemlich gleich. Der Bischof zu Chur und der Bischof zu P -- --; der Dalai Lama in Tibet, und jener im Vatikan, der Mufti in Konstantinopel und der in Paris würden vielleicht ihre Dogmatiken und Liturgieen eben so
Aufklaͤrern Schaaren von Moͤnchen, Jeſuiten, Prieſtern, Miſſionaͤren, geiſtlichen und weltlichen Spionen, kurz dem Lichte die Finſterniß entgegen geſetzt. Ob dies Treiben von Dauer ſeyn, ob es auf die Laͤnge ſich halten, und die Abſichten einer guͤtigen Vorſehung, die, wie es ſcheint, auf eine allgemeine Entwickelung, Veredlung und Befreiung des Menſchengeſchlechts gerichtet ſind, verhindern werde; ob man eine ungeheure Maſſe von Jdeen, die mit den Zwecken gewiſſer Diplomaten und mit manchen politiſchen, hin und wieder vorhandenen Verhaͤltniſſen im Widerſpruche ſtehen, durch das Pfaffenthum aus den Koͤpfen wird heraus zaubern koͤnnen; das ſind Fragen, welche die Zukunft be- antworten wird. Bis jetzt hat noch immer das Licht uͤber die Finſterniß geſiegt; Pfafferei und Ty- rannenthum machen, je heftiger ſie kaͤmpfen und ſchnauben, ſich mit jedem Tage verhaßter, und wer vielleicht ihnen noch aus angeerbtem Wahn, aus Eigennutz oder aus Furcht huldigen moͤchte, wagt es kaum mehr, der lauten Stimme der ganzen, gebildeten Menſchheit zu trotzen.
Die Elemente des Pfaffenthums ſind ſich uͤbri- gens in allen kirchlichen Sekten ziemlich gleich. Der Biſchof zu Chur und der Biſchof zu P — —; der Dalai Lama in Tibet, und jener im Vatikan, der Mufti in Konſtantinopel und der in Paris wuͤrden vielleicht ihre Dogmatiken und Liturgieen eben ſo
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Aufklaͤrern Schaaren von Moͤnchen, Jeſuiten,
Prieſtern, Miſſionaͤren, geiſtlichen und weltlichen
Spionen, kurz dem Lichte die Finſterniß entgegen
geſetzt. Ob dies Treiben von Dauer ſeyn, ob es
auf die Laͤnge ſich halten, und die Abſichten einer
guͤtigen Vorſehung, die, wie es ſcheint, auf eine
allgemeine Entwickelung, Veredlung und Befreiung
des Menſchengeſchlechts gerichtet ſind, verhindern
werde; ob man eine ungeheure Maſſe von Jdeen,
die mit den Zwecken gewiſſer Diplomaten und mit
manchen politiſchen, hin und wieder vorhandenen
Verhaͤltniſſen im Widerſpruche ſtehen, durch das
Pfaffenthum aus den Koͤpfen wird heraus zaubern
koͤnnen; das ſind Fragen, welche die Zukunft be-
antworten wird. Bis jetzt hat noch immer das
Licht uͤber die Finſterniß geſiegt; Pfafferei und Ty-
rannenthum machen, je heftiger ſie kaͤmpfen und
ſchnauben, ſich mit jedem Tage verhaßter, und
wer vielleicht ihnen noch aus angeerbtem Wahn,
aus Eigennutz oder aus Furcht huldigen moͤchte,
wagt es kaum mehr, der lauten Stimme der ganzen,
gebildeten Menſchheit zu trotzen.
Die Elemente des Pfaffenthums ſind ſich uͤbri-
gens in allen kirchlichen Sekten ziemlich gleich. Der
Biſchof zu Chur und der Biſchof zu P — —; der
Dalai Lama in Tibet, und jener im Vatikan, der
Mufti in Konſtantinopel und der in Paris wuͤrden
vielleicht ihre Dogmatiken und Liturgieen eben ſo
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/194>, abgerufen am 28.11.2024.
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