Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.gleich nicht immer in der Praxis, doch in der Man muß den jungen Fürstensöhnen auf allen *) Lächeln mußte ich, als ich vor etwa zwanzig Jah-
ren in öffentlichen Blättern die Antwort einer jungen, kaum sechzehnjährigen Fürstentochter las, welche sie den Abgeordneten ihrer kleinen Residenz auf den Glückwunsch zu ihrer Vermählung ertheilte: "Unsere Unterthanen können sich auf Unsere Gnade und Weisheit verlassen." Jetzt ist ihr Ländchen mediatisirt, und von ihrer Weisheit ist niemals die Rede gewesen. Dasselbe sagte einst der Schwachkopf Ludwig XVI. zu einer Deputation der National- versammlung. Bald nachher endete er auf dem Blutgerüst. gleich nicht immer in der Praxis, doch in der Man muß den jungen Fuͤrſtenſoͤhnen auf allen *) Laͤcheln mußte ich, als ich vor etwa zwanzig Jah-
ren in oͤffentlichen Blaͤttern die Antwort einer jungen, kaum ſechzehnjaͤhrigen Fuͤrſtentochter las, welche ſie den Abgeordneten ihrer kleinen Reſidenz auf den Gluͤckwunſch zu ihrer Vermaͤhlung ertheilte: „Unſere Unterthanen koͤnnen ſich auf Unſere Gnade und Weisheit verlaſſen.‟ Jetzt iſt ihr Laͤndchen mediatiſirt, und von ihrer Weisheit iſt niemals die Rede geweſen. Daſſelbe ſagte einſt der Schwachkopf Ludwig XVI. zu einer Deputation der National- verſammlung. Bald nachher endete er auf dem Blutgeruͤſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="186"/> gleich nicht immer in der Praxis, doch in der<lb/> Theorie verbreitet und geltend gemacht haben.</p><lb/> <p>Man muß den jungen Fuͤrſtenſoͤhnen auf allen<lb/> Wegen und Stegen es zurufen: daß die Staats-<lb/> buͤrger nicht Unterthanen des Regenten <note place="foot" n="*)">Laͤcheln mußte ich, als ich vor etwa zwanzig Jah-<lb/> ren in oͤffentlichen Blaͤttern die Antwort einer<lb/> jungen, kaum ſechzehnjaͤhrigen Fuͤrſtentochter las,<lb/> welche ſie den Abgeordneten ihrer kleinen Reſidenz<lb/> auf den Gluͤckwunſch zu ihrer Vermaͤhlung ertheilte:<lb/> „Unſere Unterthanen koͤnnen ſich auf Unſere Gnade<lb/> und Weisheit verlaſſen.‟ Jetzt iſt ihr Laͤndchen<lb/> mediatiſirt, und von ihrer Weisheit iſt niemals die<lb/> Rede geweſen. Daſſelbe ſagte einſt der Schwachkopf<lb/> Ludwig <hi rendition="#aq">XVI.</hi> zu einer Deputation der National-<lb/> verſammlung. Bald nachher endete er auf dem<lb/> Blutgeruͤſt.</note>, ſondern<lb/> Unterthanen der Geſetze ſind, welche die Staats-<lb/> geſellſchaft zur Befoͤrderung ihres gemeinſamen<lb/> Wohls angenommen hat; und daß die Vorſteher<lb/> dieſer Geſellſchaft, die erſten, die am meiſten ver-<lb/> pflichteten Unterthanen der Geſetze ſind; man muß<lb/> es ihnen einpraͤgen durch Wort und That, daß in<lb/> einer gebildeten Geſellſchaft kein Einzelner, der<lb/> uͤberdies noch vielleicht an Einſicht, Kenntniß, Er-<lb/> fahrung allen uͤbrigen oder doch den meiſten Mit-<lb/> gliedern weit nachſteht, ſich das Recht anmaßen<lb/> koͤnne, den letztern willkuͤhrlich vorzuſchreiben, nach<lb/> welchen Geſetzen ſie handeln ſollen, und nach wel-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0186]
gleich nicht immer in der Praxis, doch in der
Theorie verbreitet und geltend gemacht haben.
Man muß den jungen Fuͤrſtenſoͤhnen auf allen
Wegen und Stegen es zurufen: daß die Staats-
buͤrger nicht Unterthanen des Regenten *), ſondern
Unterthanen der Geſetze ſind, welche die Staats-
geſellſchaft zur Befoͤrderung ihres gemeinſamen
Wohls angenommen hat; und daß die Vorſteher
dieſer Geſellſchaft, die erſten, die am meiſten ver-
pflichteten Unterthanen der Geſetze ſind; man muß
es ihnen einpraͤgen durch Wort und That, daß in
einer gebildeten Geſellſchaft kein Einzelner, der
uͤberdies noch vielleicht an Einſicht, Kenntniß, Er-
fahrung allen uͤbrigen oder doch den meiſten Mit-
gliedern weit nachſteht, ſich das Recht anmaßen
koͤnne, den letztern willkuͤhrlich vorzuſchreiben, nach
welchen Geſetzen ſie handeln ſollen, und nach wel-
*) Laͤcheln mußte ich, als ich vor etwa zwanzig Jah-
ren in oͤffentlichen Blaͤttern die Antwort einer
jungen, kaum ſechzehnjaͤhrigen Fuͤrſtentochter las,
welche ſie den Abgeordneten ihrer kleinen Reſidenz
auf den Gluͤckwunſch zu ihrer Vermaͤhlung ertheilte:
„Unſere Unterthanen koͤnnen ſich auf Unſere Gnade
und Weisheit verlaſſen.‟ Jetzt iſt ihr Laͤndchen
mediatiſirt, und von ihrer Weisheit iſt niemals die
Rede geweſen. Daſſelbe ſagte einſt der Schwachkopf
Ludwig XVI. zu einer Deputation der National-
verſammlung. Bald nachher endete er auf dem
Blutgeruͤſt.
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