Vater auf den Sohn vererbt, als Heirathsgut mitgegeben, oder an einen Fremden verschachert werden können, sondern daß sie erst mittelst der Huldigung dem Thronfolger die Erlaubniß und das Recht ertheilen, den Thron seines Vorfahren zu besteigen; daß man die Stimme der Völker nicht gewaltsam erdrücken, sondern gerne und willig hö- ren und ihr folgen müsse, weil sie besser, als der Regierende wissen und fühlen können, was zu ih- rem Glücke nothwendig, was demselben hinderlich ist.
Besonders sollte man zeitig den Thronfolger nicht als Gebieter und Herrscher, sondern als Mensch empfinden und fühlen lehren. Man sollte ihn häufig in die Hütten der Armen und Dürfti- gen führen; ihm oft es bemerken, wie Tausende von Familien so Manches opfern, wie sie oft die ersten und nothwendigsten Bedürfnisse sich versagen müssen, damit er in Pracht und Ueberfluß leben könne; und wie sehr er zur Dankbarkeit verpflich- tet und verbunden sey, für die Beförderung des öffentlichen Glücks und den Ersatz der ihm gebrach- ten Opfer zu sorgen. Man sollte ihn auch frühe bekannt machen, nicht mit Rehe-, Zofen- und Schnepfenjagd; nicht mit Faro- und Chombrespiel, sondern mit den gegenseitigen Verhältnissen der ver- schiedenen Volksklassen und Gewerbe; ihm zeigen, wie Eins auf das Andere vortheilhaft oder nach-
Vater auf den Sohn vererbt, als Heirathsgut mitgegeben, oder an einen Fremden verſchachert werden koͤnnen, ſondern daß ſie erſt mittelſt der Huldigung dem Thronfolger die Erlaubniß und das Recht ertheilen, den Thron ſeines Vorfahren zu beſteigen; daß man die Stimme der Voͤlker nicht gewaltſam erdruͤcken, ſondern gerne und willig hoͤ- ren und ihr folgen muͤſſe, weil ſie beſſer, als der Regierende wiſſen und fuͤhlen koͤnnen, was zu ih- rem Gluͤcke nothwendig, was demſelben hinderlich iſt.
Beſonders ſollte man zeitig den Thronfolger nicht als Gebieter und Herrſcher, ſondern als Menſch empfinden und fuͤhlen lehren. Man ſollte ihn haͤufig in die Huͤtten der Armen und Duͤrfti- gen fuͤhren; ihm oft es bemerken, wie Tauſende von Familien ſo Manches opfern, wie ſie oft die erſten und nothwendigſten Beduͤrfniſſe ſich verſagen muͤſſen, damit er in Pracht und Ueberfluß leben koͤnne; und wie ſehr er zur Dankbarkeit verpflich- tet und verbunden ſey, fuͤr die Befoͤrderung des oͤffentlichen Gluͤcks und den Erſatz der ihm gebrach- ten Opfer zu ſorgen. Man ſollte ihn auch fruͤhe bekannt machen, nicht mit Rehe-, Zofen- und Schnepfenjagd; nicht mit Faro- und Chombreſpiel, ſondern mit den gegenſeitigen Verhaͤltniſſen der ver- ſchiedenen Volksklaſſen und Gewerbe; ihm zeigen, wie Eins auf das Andere vortheilhaft oder nach-
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Vater auf den Sohn vererbt, als Heirathsgut
mitgegeben, oder an einen Fremden verſchachert
werden koͤnnen, ſondern daß ſie erſt mittelſt der
Huldigung dem Thronfolger die Erlaubniß und das
Recht ertheilen, den Thron ſeines Vorfahren zu
beſteigen; daß man die Stimme der Voͤlker nicht
gewaltſam erdruͤcken, ſondern gerne und willig hoͤ-
ren und ihr folgen muͤſſe, weil ſie beſſer, als der
Regierende wiſſen und fuͤhlen koͤnnen, was zu ih-
rem Gluͤcke nothwendig, was demſelben hinderlich
iſt.
Beſonders ſollte man zeitig den Thronfolger
nicht als Gebieter und Herrſcher, ſondern als
Menſch empfinden und fuͤhlen lehren. Man ſollte
ihn haͤufig in die Huͤtten der Armen und Duͤrfti-
gen fuͤhren; ihm oft es bemerken, wie Tauſende
von Familien ſo Manches opfern, wie ſie oft die
erſten und nothwendigſten Beduͤrfniſſe ſich verſagen
muͤſſen, damit er in Pracht und Ueberfluß leben
koͤnne; und wie ſehr er zur Dankbarkeit verpflich-
tet und verbunden ſey, fuͤr die Befoͤrderung des
oͤffentlichen Gluͤcks und den Erſatz der ihm gebrach-
ten Opfer zu ſorgen. Man ſollte ihn auch fruͤhe
bekannt machen, nicht mit Rehe-, Zofen- und
Schnepfenjagd; nicht mit Faro- und Chombreſpiel,
ſondern mit den gegenſeitigen Verhaͤltniſſen der ver-
ſchiedenen Volksklaſſen und Gewerbe; ihm zeigen,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/183>, abgerufen am 27.11.2024.
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