einem despotisch-regierten Staat sey; ist eine Frage. Man sagt freilich: auch in dem despoti- schen Staat sind den Einwohnern Leben und Ruhe gesichert. Guter Gott, was helfen Leben und Ruhe dem, der keiner Güter des Lebens, keiner Rechte frei sich erfreuen darf; der jeden Augenblick fürchten muß, von argwöhnischen, willkührlichen Herrschern eingekerkert, oder gar zur ewigen Ruhe befördert zu werden?
Doch genug und nicht zu viel, von weißjüdi- schen Großvezieren! Danken wir Gott, daß wir in einem Zeitalter leben, wo das Meiste, was wir von ihnen wissen, zu den Sagen der Vorzeit gehört.
Jn der Rolle von Gesandten, Geschäftsträ- gern (Charges d' Affaires), Consulen läßt sich Abrahams weißer Saame gleichfalls häufig erblik- ken. Viele, ich möchte fast sagen, die Mehrzahl der Gesandten sind Spionen ihrer Höfe und Re- gierungen; andere werden blos gesandt, um ihren Herren auch im Auslande Ehre und unnütze Kosten zu machen; dem Fürsten, an den sie geschickt sind, zu seinen ehelichen und außerehelichen Freuden be- hülflich zu seyn und Glück zu wünschen, mit ihm von Rehen, Hasen, Füchsen, Mädchen und Wei- bern zu schwatzen, und sich in die Ränke und Jn- triguen der Hofschranzen zu mischen, um nach ihrer Heimkehr ihrem durchlauchtigsten Gebieter
einem despotiſch-regierten Staat ſey; iſt eine Frage. Man ſagt freilich: auch in dem despoti- ſchen Staat ſind den Einwohnern Leben und Ruhe geſichert. Guter Gott, was helfen Leben und Ruhe dem, der keiner Guͤter des Lebens, keiner Rechte frei ſich erfreuen darf; der jeden Augenblick fuͤrchten muß, von argwoͤhniſchen, willkuͤhrlichen Herrſchern eingekerkert, oder gar zur ewigen Ruhe befoͤrdert zu werden?
Doch genug und nicht zu viel, von weißjuͤdi- ſchen Großvezieren! Danken wir Gott, daß wir in einem Zeitalter leben, wo das Meiſte, was wir von ihnen wiſſen, zu den Sagen der Vorzeit gehoͤrt.
Jn der Rolle von Geſandten, Geſchaͤftstraͤ- gern (Chargés d’ Affaires), Conſulen laͤßt ſich Abrahams weißer Saame gleichfalls haͤufig erblik- ken. Viele, ich moͤchte faſt ſagen, die Mehrzahl der Geſandten ſind Spionen ihrer Hoͤfe und Re- gierungen; andere werden blos geſandt, um ihren Herren auch im Auslande Ehre und unnuͤtze Koſten zu machen; dem Fuͤrſten, an den ſie geſchickt ſind, zu ſeinen ehelichen und außerehelichen Freuden be- huͤlflich zu ſeyn und Gluͤck zu wuͤnſchen, mit ihm von Rehen, Haſen, Fuͤchſen, Maͤdchen und Wei- bern zu ſchwatzen, und ſich in die Raͤnke und Jn- triguen der Hofſchranzen zu miſchen, um nach ihrer Heimkehr ihrem durchlauchtigſten Gebieter
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einem despotiſch-regierten Staat ſey; iſt eine
Frage. Man ſagt freilich: auch in dem despoti-
ſchen Staat ſind den Einwohnern Leben und Ruhe
geſichert. Guter Gott, was helfen Leben und
Ruhe dem, der keiner Guͤter des Lebens, keiner
Rechte frei ſich erfreuen darf; der jeden Augenblick
fuͤrchten muß, von argwoͤhniſchen, willkuͤhrlichen
Herrſchern eingekerkert, oder gar zur ewigen Ruhe
befoͤrdert zu werden?
Doch genug und nicht zu viel, von weißjuͤdi-
ſchen Großvezieren! Danken wir Gott, daß wir
in einem Zeitalter leben, wo das Meiſte, was wir
von ihnen wiſſen, zu den Sagen der Vorzeit gehoͤrt.
Jn der Rolle von Geſandten, Geſchaͤftstraͤ-
gern (Chargés d’ Affaires), Conſulen laͤßt ſich
Abrahams weißer Saame gleichfalls haͤufig erblik-
ken. Viele, ich moͤchte faſt ſagen, die Mehrzahl
der Geſandten ſind Spionen ihrer Hoͤfe und Re-
gierungen; andere werden blos geſandt, um ihren
Herren auch im Auslande Ehre und unnuͤtze Koſten
zu machen; dem Fuͤrſten, an den ſie geſchickt ſind,
zu ſeinen ehelichen und außerehelichen Freuden be-
huͤlflich zu ſeyn und Gluͤck zu wuͤnſchen, mit ihm
von Rehen, Haſen, Fuͤchſen, Maͤdchen und Wei-
bern zu ſchwatzen, und ſich in die Raͤnke und Jn-
triguen der Hofſchranzen zu miſchen, um nach
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/173>, abgerufen am 26.11.2024.
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