Volk, doch aus Ehrgeiz das Beste desselben oft noch zu fördern suchen; der despotische Minister hingegen sorgt nur für sein und der Seinigen Wohl; er weiß, wie kurz das Leben der Menschen ist, wie wankelhaft die Launen der Fürsten sind, und wie leicht eine Thronveränderung ihn von seinem Platze hinweg und in sein ursprüngliches Nichts zurückschleudern kann. Darum bemüht er sich bei Zeiten, Schätze zusammen zu häufen, und sich in seiner Würde durch eine zahllose Menge reichbesol- deter Kreaturen zu befestigen; darum läßt er nie einen Tadel seiner Verwaltung laut werden und zu den Ohren seines Gebieters gelangen; darum strebt er so eifrig, alle Freiheit der Presse und der Gedankenmittheilung zu hemmen. Der weiße He- bräer fürchtet nicht allein, daß die Völker, sondern daß auch die Fürsten zu klug werden.
Wehe dem Lande, dessen König ein Kind ist, und wehe dem Lande, dessen König von einem Sohne Ketura's sich leiten läßt. Bringt die Na- tion für die Erhaltung des Throns die unerschwing- lichsten und blutigsten Opfer dar, so wird der Ministerjude sich den Ruhm, Regenten und Volk durch seine Weisheit, durch seine feine Politik vom Untergange gerettet zu haben, allein anmaßen, um dafür mit -- für stlichen Würden und fürstli- chen Schätzen auf Kosten der unglücklichen, von Schulden, Auflagen und Abgaben erdrückten Un-
III. Bändchen. 15
Volk, doch aus Ehrgeiz das Beſte deſſelben oft noch zu foͤrdern ſuchen; der despotiſche Miniſter hingegen ſorgt nur fuͤr ſein und der Seinigen Wohl; er weiß, wie kurz das Leben der Menſchen iſt, wie wankelhaft die Launen der Fuͤrſten ſind, und wie leicht eine Thronveraͤnderung ihn von ſeinem Platze hinweg und in ſein urſpruͤngliches Nichts zuruͤckſchleudern kann. Darum bemuͤht er ſich bei Zeiten, Schaͤtze zuſammen zu haͤufen, und ſich in ſeiner Wuͤrde durch eine zahlloſe Menge reichbeſol- deter Kreaturen zu befeſtigen; darum laͤßt er nie einen Tadel ſeiner Verwaltung laut werden und zu den Ohren ſeines Gebieters gelangen; darum ſtrebt er ſo eifrig, alle Freiheit der Preſſe und der Gedankenmittheilung zu hemmen. Der weiße He- braͤer fuͤrchtet nicht allein, daß die Voͤlker, ſondern daß auch die Fuͤrſten zu klug werden.
Wehe dem Lande, deſſen Koͤnig ein Kind iſt, und wehe dem Lande, deſſen Koͤnig von einem Sohne Ketura’s ſich leiten laͤßt. Bringt die Na- tion fuͤr die Erhaltung des Throns die unerſchwing- lichſten und blutigſten Opfer dar, ſo wird der Miniſterjude ſich den Ruhm, Regenten und Volk durch ſeine Weisheit, durch ſeine feine Politik vom Untergange gerettet zu haben, allein anmaßen, um dafuͤr mit — fuͤr ſtlichen Wuͤrden und fuͤrſtli- chen Schaͤtzen auf Koſten der ungluͤcklichen, von Schulden, Auflagen und Abgaben erdruͤckten Un-
III. Baͤndchen. 15
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Volk, doch aus Ehrgeiz das Beſte deſſelben oft
noch zu foͤrdern ſuchen; der despotiſche Miniſter
hingegen ſorgt nur fuͤr ſein und der Seinigen Wohl;
er weiß, wie kurz das Leben der Menſchen iſt,
wie wankelhaft die Launen der Fuͤrſten ſind, und
wie leicht eine Thronveraͤnderung ihn von ſeinem
Platze hinweg und in ſein urſpruͤngliches Nichts
zuruͤckſchleudern kann. Darum bemuͤht er ſich bei
Zeiten, Schaͤtze zuſammen zu haͤufen, und ſich in
ſeiner Wuͤrde durch eine zahlloſe Menge reichbeſol-
deter Kreaturen zu befeſtigen; darum laͤßt er nie
einen Tadel ſeiner Verwaltung laut werden und
zu den Ohren ſeines Gebieters gelangen; darum
ſtrebt er ſo eifrig, alle Freiheit der Preſſe und der
Gedankenmittheilung zu hemmen. Der weiße He-
braͤer fuͤrchtet nicht allein, daß die Voͤlker, ſondern
daß auch die Fuͤrſten zu klug werden.
Wehe dem Lande, deſſen Koͤnig ein Kind iſt,
und wehe dem Lande, deſſen Koͤnig von einem
Sohne Ketura’s ſich leiten laͤßt. Bringt die Na-
tion fuͤr die Erhaltung des Throns die unerſchwing-
lichſten und blutigſten Opfer dar, ſo wird der
Miniſterjude ſich den Ruhm, Regenten und Volk
durch ſeine Weisheit, durch ſeine feine Politik vom
Untergange gerettet zu haben, allein anmaßen, um
dafuͤr mit — fuͤr ſtlichen Wuͤrden und fuͤrſtli-
chen Schaͤtzen auf Koſten der ungluͤcklichen, von
Schulden, Auflagen und Abgaben erdruͤckten Un-
III. Baͤndchen. 15
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/169>, abgerufen am 26.11.2024.
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