arbeitsame Menschen; in keinem Gasthofe ward ich geprellt; in allen gut und billig, als ob ich tägli- cher Gast und Freund des Hauses wäre, bewir- thet. Mit Wehmuth schied ich aus dem Lande eines der besten und gebildetsten Fürsten, welches mir noch immer eine meiner liebsten Erinnerungen darbietet. Möge es dem edeln Großherzoge und seinem Volke immer recht wohl gehen! Möchte ihm statt eines Großherzogthums ein Kaiserthum beschieden seyn!
Wenn Jhr mir sagt, daß ein Volk roh, un- wissend, träge und liederlich ist; so antworte ich Euch, daß die Regierung grausam, hart und nichts- würdig seyn, daß einer oder mehrere weiße Hebräer dort herrschen müssen. Jn Neapel würde kein ein- ziger Lazarone seyn, wenn nicht Despotismus und Pfaffenthum den Scepter dort führten. Die Rö- mer waren bessere Christen, wie sie noch Heiden und Republikaner waren, als jetzt, da ein heiliger Vater im Vatikan sich mästet. Kein Volk ist schlecht, wenn nur seine Regierung und seine Re- ligion etwas taugen. Selbst die schwarzen Juden könnten eine vortreffliche Nation werden, wenn sie von ihrem religiösen Aberglauben abließen, und unter einer vernünftigen Regierung einen eigenen Staat wieder bildeten; nur müßte kein frommer David, kein weiser Salomo, oder ein ähnlicher Taugenichts über sie herrschen; auch nicht Herr Amschel von Rothschild.
arbeitſame Menſchen; in keinem Gaſthofe ward ich geprellt; in allen gut und billig, als ob ich taͤgli- cher Gaſt und Freund des Hauſes waͤre, bewir- thet. Mit Wehmuth ſchied ich aus dem Lande eines der beſten und gebildetſten Fuͤrſten, welches mir noch immer eine meiner liebſten Erinnerungen darbietet. Moͤge es dem edeln Großherzoge und ſeinem Volke immer recht wohl gehen! Moͤchte ihm ſtatt eines Großherzogthums ein Kaiſerthum beſchieden ſeyn!
Wenn Jhr mir ſagt, daß ein Volk roh, un- wiſſend, traͤge und liederlich iſt; ſo antworte ich Euch, daß die Regierung grauſam, hart und nichts- wuͤrdig ſeyn, daß einer oder mehrere weiße Hebraͤer dort herrſchen muͤſſen. Jn Neapel wuͤrde kein ein- ziger Lazarone ſeyn, wenn nicht Despotismus und Pfaffenthum den Scepter dort fuͤhrten. Die Roͤ- mer waren beſſere Chriſten, wie ſie noch Heiden und Republikaner waren, als jetzt, da ein heiliger Vater im Vatikan ſich maͤſtet. Kein Volk iſt ſchlecht, wenn nur ſeine Regierung und ſeine Re- ligion etwas taugen. Selbſt die ſchwarzen Juden koͤnnten eine vortreffliche Nation werden, wenn ſie von ihrem religioͤſen Aberglauben abließen, und unter einer vernuͤnftigen Regierung einen eigenen Staat wieder bildeten; nur muͤßte kein frommer David, kein weiſer Salomo, oder ein aͤhnlicher Taugenichts uͤber ſie herrſchen; auch nicht Herr Amſchel von Rothſchild.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0153"n="153"/>
arbeitſame Menſchen; in keinem Gaſthofe ward ich<lb/>
geprellt; in allen gut und billig, als ob ich taͤgli-<lb/>
cher Gaſt und Freund des Hauſes waͤre, bewir-<lb/>
thet. Mit Wehmuth ſchied ich aus dem Lande eines<lb/>
der beſten und gebildetſten Fuͤrſten, welches mir noch<lb/>
immer eine meiner liebſten Erinnerungen darbietet.<lb/>
Moͤge es dem edeln Großherzoge und ſeinem Volke<lb/>
immer recht wohl gehen! Moͤchte ihm ſtatt eines<lb/>
Großherzogthums ein Kaiſerthum beſchieden ſeyn!</p><lb/><p>Wenn Jhr mir ſagt, daß ein Volk roh, un-<lb/>
wiſſend, traͤge und liederlich iſt; ſo antworte ich<lb/>
Euch, daß die Regierung grauſam, hart und nichts-<lb/>
wuͤrdig ſeyn, daß einer oder mehrere weiße Hebraͤer<lb/>
dort herrſchen muͤſſen. Jn Neapel wuͤrde kein ein-<lb/>
ziger Lazarone ſeyn, wenn nicht Despotismus und<lb/>
Pfaffenthum den Scepter dort fuͤhrten. Die Roͤ-<lb/>
mer waren beſſere Chriſten, wie ſie noch Heiden<lb/>
und Republikaner waren, als jetzt, da ein heiliger<lb/>
Vater im Vatikan ſich maͤſtet. Kein Volk iſt<lb/>ſchlecht, wenn nur ſeine Regierung und ſeine Re-<lb/>
ligion etwas taugen. Selbſt die ſchwarzen Juden<lb/>
koͤnnten eine vortreffliche Nation werden, wenn ſie<lb/>
von ihrem religioͤſen Aberglauben abließen, und<lb/>
unter einer vernuͤnftigen Regierung einen eigenen<lb/>
Staat wieder bildeten; nur muͤßte kein frommer<lb/>
David, kein weiſer Salomo, oder ein aͤhnlicher<lb/>
Taugenichts uͤber ſie herrſchen; auch nicht Herr<lb/>
Amſchel von Rothſchild.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[153/0153]
arbeitſame Menſchen; in keinem Gaſthofe ward ich
geprellt; in allen gut und billig, als ob ich taͤgli-
cher Gaſt und Freund des Hauſes waͤre, bewir-
thet. Mit Wehmuth ſchied ich aus dem Lande eines
der beſten und gebildetſten Fuͤrſten, welches mir noch
immer eine meiner liebſten Erinnerungen darbietet.
Moͤge es dem edeln Großherzoge und ſeinem Volke
immer recht wohl gehen! Moͤchte ihm ſtatt eines
Großherzogthums ein Kaiſerthum beſchieden ſeyn!
Wenn Jhr mir ſagt, daß ein Volk roh, un-
wiſſend, traͤge und liederlich iſt; ſo antworte ich
Euch, daß die Regierung grauſam, hart und nichts-
wuͤrdig ſeyn, daß einer oder mehrere weiße Hebraͤer
dort herrſchen muͤſſen. Jn Neapel wuͤrde kein ein-
ziger Lazarone ſeyn, wenn nicht Despotismus und
Pfaffenthum den Scepter dort fuͤhrten. Die Roͤ-
mer waren beſſere Chriſten, wie ſie noch Heiden
und Republikaner waren, als jetzt, da ein heiliger
Vater im Vatikan ſich maͤſtet. Kein Volk iſt
ſchlecht, wenn nur ſeine Regierung und ſeine Re-
ligion etwas taugen. Selbſt die ſchwarzen Juden
koͤnnten eine vortreffliche Nation werden, wenn ſie
von ihrem religioͤſen Aberglauben abließen, und
unter einer vernuͤnftigen Regierung einen eigenen
Staat wieder bildeten; nur muͤßte kein frommer
David, kein weiſer Salomo, oder ein aͤhnlicher
Taugenichts uͤber ſie herrſchen; auch nicht Herr
Amſchel von Rothſchild.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/153>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.