einem halben Jahrhunderte Preis gegeben waren. Da sahe man selbst in Europa große Seelenver- käufer, die den weinenden Gattinnen ihre Gatten, den hülflosen Kindern ihre Väter und den Eltern ihre Söhne, die letzten und einzigen Stützen ihres Alters, gewaltsam entrißen, sie nach fernen Welt- theilen verschacherten, und das Blutgeld an Spiel- tischen und in den Armen ihrer Huren verschwelg- ten; und diese Buben, diese Ungeheuer nannten sich dann noch -- -- Väter ihrer Unterthanen! Ja, sie hatten wohl gar die Frechheit, jene afri- kanischen Mohrenkönige, die ihre Gefangenen und Sklaven an Holländer, Engländer und Portugie- sen verkaufen, unmenschliche Barbaren zu schelten, da sie doch selbst dergleichen, und wohl größerer Barbarei sich schuldig machten. "Jch hörte Väter klagen, sagt ein sehr ehrwürdiger Schriftsteller Ewald, ich hörte Väter klagen über den Raub ihrer Söhne; ich sah' ihre bebenden Lippen, ihre krampfhaft sich windenden Hände; ich sah manche gezwungene Soldaten, wie sie den Sklavenrock mit Füßen traten, und ihr Gewehr an einem hinge- kritzelten Fürstenbilde versuchten; ich hörte ihren gräßlichen Fluch und sah ihren noch gräßlichern Blick."
Wehe dem Lande, das von einem Sohne Ke- tura's beherrscht wird! Nicht allein das Vermögen der Einwohner, auch ihr Blut betrachtet er als
einem halben Jahrhunderte Preis gegeben waren. Da ſahe man ſelbſt in Europa große Seelenver- kaͤufer, die den weinenden Gattinnen ihre Gatten, den huͤlfloſen Kindern ihre Vaͤter und den Eltern ihre Soͤhne, die letzten und einzigen Stuͤtzen ihres Alters, gewaltſam entrißen, ſie nach fernen Welt- theilen verſchacherten, und das Blutgeld an Spiel- tiſchen und in den Armen ihrer Huren verſchwelg- ten; und dieſe Buben, dieſe Ungeheuer nannten ſich dann noch — — Vaͤter ihrer Unterthanen! Ja, ſie hatten wohl gar die Frechheit, jene afri- kaniſchen Mohrenkoͤnige, die ihre Gefangenen und Sklaven an Hollaͤnder, Englaͤnder und Portugie- ſen verkaufen, unmenſchliche Barbaren zu ſchelten, da ſie doch ſelbſt dergleichen, und wohl groͤßerer Barbarei ſich ſchuldig machten. »Jch hoͤrte Vaͤter klagen, ſagt ein ſehr ehrwuͤrdiger Schriftſteller Ewald, ich hoͤrte Vaͤter klagen uͤber den Raub ihrer Soͤhne; ich ſah’ ihre bebenden Lippen, ihre krampfhaft ſich windenden Haͤnde; ich ſah manche gezwungene Soldaten, wie ſie den Sklavenrock mit Fuͤßen traten, und ihr Gewehr an einem hinge- kritzelten Fuͤrſtenbilde verſuchten; ich hoͤrte ihren graͤßlichen Fluch und ſah ihren noch graͤßlichern Blick.«
Wehe dem Lande, das von einem Sohne Ke- tura’s beherrſcht wird! Nicht allein das Vermoͤgen der Einwohner, auch ihr Blut betrachtet er als
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einem halben Jahrhunderte Preis gegeben waren.
Da ſahe man ſelbſt in Europa große Seelenver-
kaͤufer, die den weinenden Gattinnen ihre Gatten,
den huͤlfloſen Kindern ihre Vaͤter und den Eltern
ihre Soͤhne, die letzten und einzigen Stuͤtzen ihres
Alters, gewaltſam entrißen, ſie nach fernen Welt-
theilen verſchacherten, und das Blutgeld an Spiel-
tiſchen und in den Armen ihrer Huren verſchwelg-
ten; und dieſe Buben, dieſe Ungeheuer nannten ſich
dann noch — — Vaͤter ihrer Unterthanen!
Ja, ſie hatten wohl gar die Frechheit, jene afri-
kaniſchen Mohrenkoͤnige, die ihre Gefangenen und
Sklaven an Hollaͤnder, Englaͤnder und Portugie-
ſen verkaufen, unmenſchliche Barbaren zu ſchelten,
da ſie doch ſelbſt dergleichen, und wohl groͤßerer
Barbarei ſich ſchuldig machten. »Jch hoͤrte Vaͤter
klagen, ſagt ein ſehr ehrwuͤrdiger Schriftſteller
Ewald, ich hoͤrte Vaͤter klagen uͤber den Raub
ihrer Soͤhne; ich ſah’ ihre bebenden Lippen, ihre
krampfhaft ſich windenden Haͤnde; ich ſah manche
gezwungene Soldaten, wie ſie den Sklavenrock mit
Fuͤßen traten, und ihr Gewehr an einem hinge-
kritzelten Fuͤrſtenbilde verſuchten; ich hoͤrte ihren
graͤßlichen Fluch und ſah ihren noch graͤßlichern
Blick.«
Wehe dem Lande, das von einem Sohne Ke-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/132>, abgerufen am 23.11.2024.
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