ten Büchern sich zwei befinden, die Sie für ihre Person mißbilligen; das erste ist eine medizinische Schrift von einem in wissenschaftlicher und sittlicher Hinsicht sehr geachteten und achtungswerthen Arzt in Leipzig; das andere (der Judenspiegel) ist ein Buch, worin blos Ansichten über das Volk Gottes ausgesprochen sind, die schon vor mir viele gebil- dete Männer auf gleich starke Weise öffentlich aus- gesprochen haben, die aber nicht die Jhrigen sind, "und folglich die ganze Verachtung jedes gebildeten Mannes verdienen."
Sie behaupten also, man müsse den Nachdruck verbieten, weil Sie unter vielen hundert nach- gedruckten Büchern zwei gefunden haben, die Jh- nen anstößig waren. Jch gehe viel weiter! Jch halte sogar dafür, man müsse das Bücherdrucken überhaupt verbieten, weil dadurch noch weit mehr ärgerliche Schriften, als durch den Nachdruck ver- breitet werden. Wenn man keine gottlosen Bücher mehr vor drucken darf, so kann man auch keine mehr nach drucken, und daher ist es begreiflich, daß dem Uebel am besten gesteuert werden würde, wenn man das Bücherdrucken überhaupt verböte. Will man ja etwas gestatten, so erlaube man den Druck solcher Werke, wie die Schriften der Herren C. L. von Haller, Adam Müller, Mastiaux, van den Wyenbergh, von Pilat, Geiger in Luzern und Lu- dolph Beckedorf. Allenfalls möchte man außer diesen
ten Buͤchern ſich zwei befinden, die Sie fuͤr ihre Perſon mißbilligen; das erſte iſt eine mediziniſche Schrift von einem in wiſſenſchaftlicher und ſittlicher Hinſicht ſehr geachteten und achtungswerthen Arzt in Leipzig; das andere (der Judenſpiegel) iſt ein Buch, worin blos Anſichten uͤber das Volk Gottes ausgeſprochen ſind, die ſchon vor mir viele gebil- dete Maͤnner auf gleich ſtarke Weiſe oͤffentlich aus- geſprochen haben, die aber nicht die Jhrigen ſind, »und folglich die ganze Verachtung jedes gebildeten Mannes verdienen.«
Sie behaupten alſo, man muͤſſe den Nachdruck verbieten, weil Sie unter vielen hundert nach- gedruckten Buͤchern zwei gefunden haben, die Jh- nen anſtoͤßig waren. Jch gehe viel weiter! Jch halte ſogar dafuͤr, man muͤſſe das Buͤcherdrucken uͤberhaupt verbieten, weil dadurch noch weit mehr aͤrgerliche Schriften, als durch den Nachdruck ver- breitet werden. Wenn man keine gottloſen Buͤcher mehr vor drucken darf, ſo kann man auch keine mehr nach drucken, und daher iſt es begreiflich, daß dem Uebel am beſten geſteuert werden wuͤrde, wenn man das Buͤcherdrucken uͤberhaupt verboͤte. Will man ja etwas geſtatten, ſo erlaube man den Druck ſolcher Werke, wie die Schriften der Herren C. L. von Haller, Adam Muͤller, Maſtiaux, van den Wyenbergh, von Pilat, Geiger in Luzern und Lu- dolph Beckedorf. Allenfalls moͤchte man außer dieſen
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ten Buͤchern ſich zwei befinden, die Sie fuͤr ihre
Perſon mißbilligen; das erſte iſt eine mediziniſche
Schrift von einem in wiſſenſchaftlicher und ſittlicher
Hinſicht ſehr geachteten und achtungswerthen Arzt
in Leipzig; das andere (der Judenſpiegel) iſt ein
Buch, worin blos Anſichten uͤber das Volk Gottes
ausgeſprochen ſind, die ſchon vor mir viele gebil-
dete Maͤnner auf gleich ſtarke Weiſe oͤffentlich aus-
geſprochen haben, die aber nicht die Jhrigen
ſind, »und folglich die ganze Verachtung jedes
gebildeten Mannes verdienen.«
Sie behaupten alſo, man muͤſſe den Nachdruck
verbieten, weil Sie unter vielen hundert nach-
gedruckten Buͤchern zwei gefunden haben, die Jh-
nen anſtoͤßig waren. Jch gehe viel weiter! Jch
halte ſogar dafuͤr, man muͤſſe das Buͤcherdrucken
uͤberhaupt verbieten, weil dadurch noch weit mehr
aͤrgerliche Schriften, als durch den Nachdruck ver-
breitet werden. Wenn man keine gottloſen Buͤcher
mehr vor drucken darf, ſo kann man auch keine
mehr nach drucken, und daher iſt es begreiflich, daß
dem Uebel am beſten geſteuert werden wuͤrde, wenn
man das Buͤcherdrucken uͤberhaupt verboͤte. Will
man ja etwas geſtatten, ſo erlaube man den Druck
ſolcher Werke, wie die Schriften der Herren C. L.
von Haller, Adam Muͤller, Maſtiaux, van den
Wyenbergh, von Pilat, Geiger in Luzern und Lu-
dolph Beckedorf. Allenfalls moͤchte man außer dieſen
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/109>, abgerufen am 23.11.2024.
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