Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

bronner, Ulmer und Reutlinger Urabdrücken und
Nachdrücken gesehen habe, empfahl sich, wenn gleich
nicht immer, doch sehr häufig durch Eleganz, durch
korrekten, reinen, leserlichen Druck und durch gu-
tes Papier. Betrachtet man dagegen manche in
Leipzig und Berlin erschienenen Werke, so sollte man
glauben, daß die Herren Verleger sich mit den
Augenärzten verschworen hätten, und man findet
es dann ganz natürlich, daß Knaben von sechs bis
fünfzehn Jahren, die in gewissen A B C Büchern,
Katechismen, Sprachlehren, Wörter- und Taschen-
büchern, Romanen und so weiter viel studieren,
schon Brillen tragen.

Am Schluß Jhres Berichts führen Sie, Herr
Abgeordneter, noch einen sehr triftigen Beweggrund
an, den Nachdruck zu verbieten, weil nemlich "der
Nachdrucker nach Allem greift, und eben so leicht
auch nach dem Schlechten, Gemeinen und Schmu-
zigen." Das beweisen Sie mit dem Nachdruck von
Beckers Rathgeber und von meinem Judenspiegel,
"der nach Jhrer pathetischen Versicherung, die Ver-
achtung jedes gebildeten Mannes verdient." Schon
zu Anfange dieses Angebindes habe ich mich über
diesen Ausfall, der leicht ein Rückfall werden könnte,
hinlänglich erklärt, und will Jhnen nun weiter
nicht wehe thun. Sonderbar klingt es freilich, daß
Sie ein Gesetz gegen den Nachdruck fodern, weil
unter den vielen hundert in Reutlingen nachgedruck-

bronner, Ulmer und Reutlinger Urabdruͤcken und
Nachdruͤcken geſehen habe, empfahl ſich, wenn gleich
nicht immer, doch ſehr haͤufig durch Eleganz, durch
korrekten, reinen, leſerlichen Druck und durch gu-
tes Papier. Betrachtet man dagegen manche in
Leipzig und Berlin erſchienenen Werke, ſo ſollte man
glauben, daß die Herren Verleger ſich mit den
Augenaͤrzten verſchworen haͤtten, und man findet
es dann ganz natuͤrlich, daß Knaben von ſechs bis
fuͤnfzehn Jahren, die in gewiſſen A B C Buͤchern,
Katechismen, Sprachlehren, Woͤrter- und Taſchen-
buͤchern, Romanen und ſo weiter viel ſtudieren,
ſchon Brillen tragen.

Am Schluß Jhres Berichts fuͤhren Sie, Herr
Abgeordneter, noch einen ſehr triftigen Beweggrund
an, den Nachdruck zu verbieten, weil nemlich »der
Nachdrucker nach Allem greift, und eben ſo leicht
auch nach dem Schlechten, Gemeinen und Schmu-
zigen.« Das beweiſen Sie mit dem Nachdruck von
Beckers Rathgeber und von meinem Judenſpiegel,
»der nach Jhrer pathetiſchen Verſicherung, die Ver-
achtung jedes gebildeten Mannes verdient.« Schon
zu Anfange dieſes Angebindes habe ich mich uͤber
dieſen Ausfall, der leicht ein Ruͤckfall werden koͤnnte,
hinlaͤnglich erklaͤrt, und will Jhnen nun weiter
nicht wehe thun. Sonderbar klingt es freilich, daß
Sie ein Geſetz gegen den Nachdruck fodern, weil
unter den vielen hundert in Reutlingen nachgedruck-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="108"/>
bronner, Ulmer und Reutlinger Urabdru&#x0364;cken und<lb/>
Nachdru&#x0364;cken ge&#x017F;ehen habe, empfahl &#x017F;ich, wenn gleich<lb/>
nicht immer, doch &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig durch Eleganz, durch<lb/>
korrekten, reinen, le&#x017F;erlichen Druck und durch gu-<lb/>
tes Papier. Betrachtet man dagegen manche in<lb/>
Leipzig und Berlin er&#x017F;chienenen Werke, &#x017F;o &#x017F;ollte man<lb/>
glauben, daß die Herren Verleger &#x017F;ich mit den<lb/>
Augena&#x0364;rzten ver&#x017F;chworen ha&#x0364;tten, und man findet<lb/>
es dann ganz natu&#x0364;rlich, daß Knaben von &#x017F;echs bis<lb/>
fu&#x0364;nfzehn Jahren, die in gewi&#x017F;&#x017F;en A B C Bu&#x0364;chern,<lb/>
Katechismen, Sprachlehren, Wo&#x0364;rter- und Ta&#x017F;chen-<lb/>
bu&#x0364;chern, Romanen und &#x017F;o weiter viel &#x017F;tudieren,<lb/>
&#x017F;chon Brillen tragen.</p><lb/>
        <p>Am Schluß Jhres Berichts fu&#x0364;hren Sie, Herr<lb/>
Abgeordneter, noch einen &#x017F;ehr triftigen Beweggrund<lb/>
an, den Nachdruck zu verbieten, weil nemlich »der<lb/>
Nachdrucker nach Allem greift, und eben &#x017F;o leicht<lb/>
auch nach dem Schlechten, Gemeinen und Schmu-<lb/>
zigen.« Das bewei&#x017F;en Sie mit dem Nachdruck von<lb/>
Beckers Rathgeber und von meinem Juden&#x017F;piegel,<lb/>
»der nach Jhrer patheti&#x017F;chen Ver&#x017F;icherung, die Ver-<lb/>
achtung jedes gebildeten Mannes verdient.« Schon<lb/>
zu Anfange die&#x017F;es Angebindes habe ich mich u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;en Ausfall, der leicht ein Ru&#x0364;ckfall werden ko&#x0364;nnte,<lb/>
hinla&#x0364;nglich erkla&#x0364;rt, und will Jhnen nun weiter<lb/>
nicht wehe thun. Sonderbar klingt es freilich, daß<lb/>
Sie ein Ge&#x017F;etz gegen den Nachdruck fodern, weil<lb/>
unter den vielen hundert in Reutlingen nachgedruck-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0108] bronner, Ulmer und Reutlinger Urabdruͤcken und Nachdruͤcken geſehen habe, empfahl ſich, wenn gleich nicht immer, doch ſehr haͤufig durch Eleganz, durch korrekten, reinen, leſerlichen Druck und durch gu- tes Papier. Betrachtet man dagegen manche in Leipzig und Berlin erſchienenen Werke, ſo ſollte man glauben, daß die Herren Verleger ſich mit den Augenaͤrzten verſchworen haͤtten, und man findet es dann ganz natuͤrlich, daß Knaben von ſechs bis fuͤnfzehn Jahren, die in gewiſſen A B C Buͤchern, Katechismen, Sprachlehren, Woͤrter- und Taſchen- buͤchern, Romanen und ſo weiter viel ſtudieren, ſchon Brillen tragen. Am Schluß Jhres Berichts fuͤhren Sie, Herr Abgeordneter, noch einen ſehr triftigen Beweggrund an, den Nachdruck zu verbieten, weil nemlich »der Nachdrucker nach Allem greift, und eben ſo leicht auch nach dem Schlechten, Gemeinen und Schmu- zigen.« Das beweiſen Sie mit dem Nachdruck von Beckers Rathgeber und von meinem Judenſpiegel, »der nach Jhrer pathetiſchen Verſicherung, die Ver- achtung jedes gebildeten Mannes verdient.« Schon zu Anfange dieſes Angebindes habe ich mich uͤber dieſen Ausfall, der leicht ein Ruͤckfall werden koͤnnte, hinlaͤnglich erklaͤrt, und will Jhnen nun weiter nicht wehe thun. Sonderbar klingt es freilich, daß Sie ein Geſetz gegen den Nachdruck fodern, weil unter den vielen hundert in Reutlingen nachgedruck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/108
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/108>, abgerufen am 23.11.2024.