Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver-
brannten Gehirn entsprungenen weisen Anschlag
vortragen, und dadurch den Verdientern um die,
mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end-
lich auch Nachdrucker, die so unverschämt sind, sich
öffentlich oder heimlich für Verfasser der von ihnen
nachgedruckten Schriften auszugeben. Fälle der
letztern Art verdienen, obgleich sie äußerst selten
vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem
Schriftsteller wird durch solchen Raub des geistigen
Eigenthums sein, durch Kopfbrechen und Nachtwa-
chen schwer errungener Nachruhm entrissen; er ver-
liert, wenn sein Werk ultramonarchischen oder ari-
stokratischen Jnhalts war, alle goldenen Dosen,
Pensionen, Ordensbänder und dergleichen Kostbar-
keiten, die nun der räuberische Nachdrucker an sich
reißt; ihm werden seine Hoffnungen auf Aemter
und Würden vernichtet; er büßt die süße Wonne
ein, seinen werthen Namen gedruckt zu sehen, und
muß sogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele,
die nicht lesen können, hinter ihm herflüstern: das
ist ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!

Alle weise und gerechtigkeitliebende Regierungen
sollten also billig darüber wachen, daß kein Nach-
drucker sich dergleichen Anmaßungen von fremdem
Geisteseigenthum zu Schulden kommen ließe,
und sehr zu wünschen wäre es, daß unsere gesetz-
gebenden Gewalten endlich einmal ernsthafte Maß-

den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver-
brannten Gehirn entſprungenen weiſen Anſchlag
vortragen, und dadurch den Verdientern um die,
mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end-
lich auch Nachdrucker, die ſo unverſchaͤmt ſind, ſich
oͤffentlich oder heimlich fuͤr Verfaſſer der von ihnen
nachgedruckten Schriften auszugeben. Faͤlle der
letztern Art verdienen, obgleich ſie aͤußerſt ſelten
vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem
Schriftſteller wird durch ſolchen Raub des geiſtigen
Eigenthums ſein, durch Kopfbrechen und Nachtwa-
chen ſchwer errungener Nachruhm entriſſen; er ver-
liert, wenn ſein Werk ultramonarchiſchen oder ari-
ſtokratiſchen Jnhalts war, alle goldenen Doſen,
Penſionen, Ordensbaͤnder und dergleichen Koſtbar-
keiten, die nun der raͤuberiſche Nachdrucker an ſich
reißt; ihm werden ſeine Hoffnungen auf Aemter
und Wuͤrden vernichtet; er buͤßt die ſuͤße Wonne
ein, ſeinen werthen Namen gedruckt zu ſehen, und
muß ſogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele,
die nicht leſen koͤnnen, hinter ihm herfluͤſtern: das
iſt ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!

Alle weiſe und gerechtigkeitliebende Regierungen
ſollten alſo billig daruͤber wachen, daß kein Nach-
drucker ſich dergleichen Anmaßungen von fremdem
Geiſteseigenthum zu Schulden kommen ließe,
und ſehr zu wuͤnſchen waͤre es, daß unſere geſetz-
gebenden Gewalten endlich einmal ernſthafte Maß-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="10"/>
den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver-<lb/>
brannten Gehirn ent&#x017F;prungenen wei&#x017F;en An&#x017F;chlag<lb/>
vortragen, und dadurch den Verdientern um die,<lb/>
mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end-<lb/>
lich auch Nachdrucker, die &#x017F;o unver&#x017F;cha&#x0364;mt &#x017F;ind, &#x017F;ich<lb/>
o&#x0364;ffentlich oder heimlich fu&#x0364;r Verfa&#x017F;&#x017F;er der von ihnen<lb/>
nachgedruckten Schriften auszugeben. Fa&#x0364;lle der<lb/>
letztern Art verdienen, obgleich &#x017F;ie a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;elten<lb/>
vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem<lb/>
Schrift&#x017F;teller wird durch &#x017F;olchen Raub des gei&#x017F;tigen<lb/>
Eigenthums &#x017F;ein, durch Kopfbrechen und Nachtwa-<lb/>
chen &#x017F;chwer errungener Nachruhm entri&#x017F;&#x017F;en; er ver-<lb/>
liert, wenn &#x017F;ein Werk ultramonarchi&#x017F;chen oder ari-<lb/>
&#x017F;tokrati&#x017F;chen Jnhalts war, alle goldenen Do&#x017F;en,<lb/>
Pen&#x017F;ionen, Ordensba&#x0364;nder und dergleichen Ko&#x017F;tbar-<lb/>
keiten, die nun der ra&#x0364;uberi&#x017F;che Nachdrucker an &#x017F;ich<lb/>
reißt; ihm werden &#x017F;eine Hoffnungen auf Aemter<lb/>
und Wu&#x0364;rden vernichtet; er bu&#x0364;ßt die &#x017F;u&#x0364;ße Wonne<lb/>
ein, &#x017F;einen werthen Namen gedruckt zu &#x017F;ehen, und<lb/>
muß &#x017F;ogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele,<lb/>
die <hi rendition="#g">nicht</hi> le&#x017F;en ko&#x0364;nnen, hinter ihm herflu&#x0364;&#x017F;tern: das<lb/>
i&#x017F;t ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!</p><lb/>
        <p>Alle wei&#x017F;e und gerechtigkeitliebende Regierungen<lb/>
&#x017F;ollten al&#x017F;o billig daru&#x0364;ber wachen, daß kein Nach-<lb/>
drucker &#x017F;ich dergleichen Anmaßungen von fremdem<lb/><hi rendition="#g">Gei&#x017F;teseigenthum</hi> zu Schulden kommen ließe,<lb/>
und &#x017F;ehr zu wu&#x0364;n&#x017F;chen wa&#x0364;re es, daß un&#x017F;ere ge&#x017F;etz-<lb/>
gebenden Gewalten endlich einmal ern&#x017F;thafte Maß-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0010] den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver- brannten Gehirn entſprungenen weiſen Anſchlag vortragen, und dadurch den Verdientern um die, mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end- lich auch Nachdrucker, die ſo unverſchaͤmt ſind, ſich oͤffentlich oder heimlich fuͤr Verfaſſer der von ihnen nachgedruckten Schriften auszugeben. Faͤlle der letztern Art verdienen, obgleich ſie aͤußerſt ſelten vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem Schriftſteller wird durch ſolchen Raub des geiſtigen Eigenthums ſein, durch Kopfbrechen und Nachtwa- chen ſchwer errungener Nachruhm entriſſen; er ver- liert, wenn ſein Werk ultramonarchiſchen oder ari- ſtokratiſchen Jnhalts war, alle goldenen Doſen, Penſionen, Ordensbaͤnder und dergleichen Koſtbar- keiten, die nun der raͤuberiſche Nachdrucker an ſich reißt; ihm werden ſeine Hoffnungen auf Aemter und Wuͤrden vernichtet; er buͤßt die ſuͤße Wonne ein, ſeinen werthen Namen gedruckt zu ſehen, und muß ſogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele, die nicht leſen koͤnnen, hinter ihm herfluͤſtern: das iſt ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht! Alle weiſe und gerechtigkeitliebende Regierungen ſollten alſo billig daruͤber wachen, daß kein Nach- drucker ſich dergleichen Anmaßungen von fremdem Geiſteseigenthum zu Schulden kommen ließe, und ſehr zu wuͤnſchen waͤre es, daß unſere geſetz- gebenden Gewalten endlich einmal ernſthafte Maß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/10
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/10>, abgerufen am 11.12.2024.