Der Priester zum Vater: Was ist dir lieber, Dein Geld oder Dein Bechor?
Der Vater: Mein Bechor!
Hierauf nimmt der Priester das Geld, legt es neben das Haupt des Kindes und spricht: Dieser Sohn ist ein Bechor, und der heilige, hochgelobte Gott hat befohlen, ihn zu lösen, wie geschrieben steht: ihre Lösung soll geschehen nach einem Monat mit fünf Seckel Silbers. Da du noch im Mutter- leibe warest, warst du in der Gewalt deines himm- lischen Vaters und deiner Eltern; jetzt aber bist du in meiner Gewalt, da ich ein Cohn (Priester) bin. Deine Eltern wünschen dich zu lösen, weil du ihr Bechor und dem Herrn geheiliget bist, denn es stehet geschrieben: heilige mir alle Erstgeburt unter den Kindern Jsrael, sowohl von Menschen, als von Vieh, denn alles ist mein. Jetzt soll dies Geld an deine Statt kommen, zu deiner als eines Bechors Lösung, und es soll mir dem Priester ge- schenkt seyn *). Hab' ich dich nun gelöset, wie recht ist, so sollst du gelös't seyn; wo nicht, so bist du doch nach jüdischem Gesetz gelöst, und sollst wachsen zur Furcht Gottes, zum Ehestande und zu allen guten Werken, Amen.
Stirbt der Vater vor dem ein und dreißigsten Tage, so braucht die Mutter den Bechor nicht zu
*) Von Rechtswegen, wie billig!
Die Mutter: Nein!
Der Prieſter zum Vater: Was iſt dir lieber, Dein Geld oder Dein Bechor?
Der Vater: Mein Bechor!
Hierauf nimmt der Prieſter das Geld, legt es neben das Haupt des Kindes und ſpricht: Dieſer Sohn iſt ein Bechor, und der heilige, hochgelobte Gott hat befohlen, ihn zu loͤſen, wie geſchrieben ſteht: ihre Loͤſung ſoll geſchehen nach einem Monat mit fuͤnf Seckel Silbers. Da du noch im Mutter- leibe wareſt, warſt du in der Gewalt deines himm- liſchen Vaters und deiner Eltern; jetzt aber biſt du in meiner Gewalt, da ich ein Cohn (Prieſter) bin. Deine Eltern wuͤnſchen dich zu loͤſen, weil du ihr Bechor und dem Herrn geheiliget biſt, denn es ſtehet geſchrieben: heilige mir alle Erſtgeburt unter den Kindern Jſrael, ſowohl von Menſchen, als von Vieh, denn alles iſt mein. Jetzt ſoll dies Geld an deine Statt kommen, zu deiner als eines Bechors Loͤſung, und es ſoll mir dem Prieſter ge- ſchenkt ſeyn *). Hab’ ich dich nun geloͤſet, wie recht iſt, ſo ſollſt du geloͤſ’t ſeyn; wo nicht, ſo biſt du doch nach juͤdiſchem Geſetz geloͤst, und ſollſt wachſen zur Furcht Gottes, zum Eheſtande und zu allen guten Werken, Amen.
Stirbt der Vater vor dem ein und dreißigſten Tage, ſo braucht die Mutter den Bechor nicht zu
*) Von Rechtswegen, wie billig!
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Die Mutter: Nein!
Der Prieſter zum Vater: Was iſt dir lieber,
Dein Geld oder Dein Bechor?
Der Vater: Mein Bechor!
Hierauf nimmt der Prieſter das Geld, legt es
neben das Haupt des Kindes und ſpricht: Dieſer
Sohn iſt ein Bechor, und der heilige, hochgelobte
Gott hat befohlen, ihn zu loͤſen, wie geſchrieben
ſteht: ihre Loͤſung ſoll geſchehen nach einem Monat
mit fuͤnf Seckel Silbers. Da du noch im Mutter-
leibe wareſt, warſt du in der Gewalt deines himm-
liſchen Vaters und deiner Eltern; jetzt aber biſt
du in meiner Gewalt, da ich ein Cohn (Prieſter)
bin. Deine Eltern wuͤnſchen dich zu loͤſen, weil
du ihr Bechor und dem Herrn geheiliget biſt, denn
es ſtehet geſchrieben: heilige mir alle Erſtgeburt
unter den Kindern Jſrael, ſowohl von Menſchen,
als von Vieh, denn alles iſt mein. Jetzt ſoll dies
Geld an deine Statt kommen, zu deiner als eines
Bechors Loͤſung, und es ſoll mir dem Prieſter ge-
ſchenkt ſeyn *). Hab’ ich dich nun geloͤſet, wie
recht iſt, ſo ſollſt du geloͤſ’t ſeyn; wo nicht, ſo biſt
du doch nach juͤdiſchem Geſetz geloͤst, und ſollſt
wachſen zur Furcht Gottes, zum Eheſtande und zu
allen guten Werken, Amen.
Stirbt der Vater vor dem ein und dreißigſten
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*) Von Rechtswegen, wie billig!
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/85>, abgerufen am 25.11.2024.
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