Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.das Haupt verhüllen, den Arm, womit er den Todschlag begieng, mittelst einer eisernen Kette an den Hals geschlossen tragen, bei allen Juden in der Gemeine umher gehen, und öffentlich sein Ver- brechen beweinen. Die Mörder von Eltern, Ge- schwistern und nahen Verwandten, werden außer- dem noch verurtheilt, wie Kain unstät und flüch- tig umher zu irren, nicht mehr als eine Nacht an einem Orte zu schlafen, einen eisernen Panzer auf bloßem Leibe zu tragen, und sich auf die Schwelle der Synagogenthüre zu legen, damit Jedermann über sie hinwegschreite. Diese letztern Strafen vollstreckt man jedoch Ein Verräther, Moser, d. h. ein Jsraelit, der das Haupt verhuͤllen, den Arm, womit er den Todſchlag begieng, mittelſt einer eiſernen Kette an den Hals geſchloſſen tragen, bei allen Juden in der Gemeine umher gehen, und oͤffentlich ſein Ver- brechen beweinen. Die Moͤrder von Eltern, Ge- ſchwiſtern und nahen Verwandten, werden außer- dem noch verurtheilt, wie Kain unſtaͤt und fluͤch- tig umher zu irren, nicht mehr als eine Nacht an einem Orte zu ſchlafen, einen eiſernen Panzer auf bloßem Leibe zu tragen, und ſich auf die Schwelle der Synagogenthuͤre zu legen, damit Jedermann uͤber ſie hinwegſchreite. Dieſe letztern Strafen vollſtreckt man jedoch Ein Verraͤther, Moſer, d. h. ein Jſraelit, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0426" n="426"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> das Haupt verhuͤllen, den Arm, womit er den<lb/> Todſchlag begieng, mittelſt einer eiſernen Kette an<lb/> den Hals geſchloſſen tragen, bei allen Juden in<lb/> der Gemeine umher gehen, und oͤffentlich ſein Ver-<lb/> brechen beweinen. Die Moͤrder von Eltern, Ge-<lb/> ſchwiſtern und nahen Verwandten, werden außer-<lb/> dem noch verurtheilt, wie Kain unſtaͤt und fluͤch-<lb/> tig umher zu irren, nicht mehr als eine Nacht an<lb/> einem Orte zu ſchlafen, einen eiſernen Panzer auf<lb/> bloßem Leibe zu tragen, und ſich auf die Schwelle<lb/> der Synagogenthuͤre zu legen, damit Jedermann<lb/> uͤber ſie hinwegſchreite.</p><lb/> <p>Dieſe letztern Strafen vollſtreckt man jedoch<lb/> nicht mehr ſo ſtrenge, wie jene des Ehebruchs, in-<lb/> dem man dadurch die chriſtlichen Obrigkeiten leicht<lb/> aufmerkſam machen, und eine peinliche Unterſuchung<lb/> gegen den Miſſethaͤter veranlaſſen koͤnnte.</p><lb/> <p>Ein Verraͤther, Moſer, d. h. ein Jſraelit, der<lb/> ſeinen Glaubensgenoſſen oder vielleicht gar eine<lb/> ganze Judengemeinde wegen eines Verbrechens an-<lb/> klagt oder daſſelbe ausplaudert, wird auf das<lb/> Strengſte beſtraft, muß ſich koͤrperlichen Buͤßungen,<lb/> der Geißelung, dem Faſten u. ſ. w. unterwerfen,<lb/> und ſich die haͤrteſte und veraͤchtlichſte Behandlung<lb/> gefallen laſſen. Auch der, welcher einen Chriſten<lb/> vor den Schelmereien eines andern Juden warnt,<lb/> ſetzt ſich ſtrenger Ahnung von Seiten ſeiner Mitbruͤ-<lb/> der aus, und wird gleichfalls ein Moſer oder Ver-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [426/0426]
das Haupt verhuͤllen, den Arm, womit er den
Todſchlag begieng, mittelſt einer eiſernen Kette an
den Hals geſchloſſen tragen, bei allen Juden in
der Gemeine umher gehen, und oͤffentlich ſein Ver-
brechen beweinen. Die Moͤrder von Eltern, Ge-
ſchwiſtern und nahen Verwandten, werden außer-
dem noch verurtheilt, wie Kain unſtaͤt und fluͤch-
tig umher zu irren, nicht mehr als eine Nacht an
einem Orte zu ſchlafen, einen eiſernen Panzer auf
bloßem Leibe zu tragen, und ſich auf die Schwelle
der Synagogenthuͤre zu legen, damit Jedermann
uͤber ſie hinwegſchreite.
Dieſe letztern Strafen vollſtreckt man jedoch
nicht mehr ſo ſtrenge, wie jene des Ehebruchs, in-
dem man dadurch die chriſtlichen Obrigkeiten leicht
aufmerkſam machen, und eine peinliche Unterſuchung
gegen den Miſſethaͤter veranlaſſen koͤnnte.
Ein Verraͤther, Moſer, d. h. ein Jſraelit, der
ſeinen Glaubensgenoſſen oder vielleicht gar eine
ganze Judengemeinde wegen eines Verbrechens an-
klagt oder daſſelbe ausplaudert, wird auf das
Strengſte beſtraft, muß ſich koͤrperlichen Buͤßungen,
der Geißelung, dem Faſten u. ſ. w. unterwerfen,
und ſich die haͤrteſte und veraͤchtlichſte Behandlung
gefallen laſſen. Auch der, welcher einen Chriſten
vor den Schelmereien eines andern Juden warnt,
ſetzt ſich ſtrenger Ahnung von Seiten ſeiner Mitbruͤ-
der aus, und wird gleichfalls ein Moſer oder Ver-
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