Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.als durch Drohungen und Strafen in Schrecken setzen, und traten theils freiwillig, theils gezwun- gen zu der neuen Lehre über. Je mehr Anhänger das Christenthum gewann, je weiter entfernte es sich von dem Geiste des erhabenen, göttlichen Stif- ters. Seine Lehre voll Sanftmuth und Liebe ver- schwand, und sein heiliger Name ward entweiht durch das tobende, laute Mordgeheul blutdürstiger, herrschsüchtiger Pfaffen! Keine Religionsparthei hat so viele, so schreckliche, und mit so heimtückischer, tyrannischer Bosheit ausgesonnene Greuel gegen An- dersdenkende verübt, als -- die Christen. Jn allen Welttheilen, im Norden, wie im Süden, im Osten, wie im Westen rauchte die Erde von dem Blut schuldloser Schlachtopfer, die von dem giftigen Nat- terngezücht wüthender Bonzen und ihrer Anhänger mit allen nur erdenklichen Martern, zur Ehre Got- tes und des großen Gekreuzigten, gemordet wur- den. Jedes Jahrhundert, jedes Jahrzehend, jedes Jahr möchte ich sagen, hat Millionen Seufzer ge- hört, Millionen Thränen gesehen, welche von die- ser verruchten Brut der leidenden Menschheit aus- gepreßt wurden. Kinder wurden den Eltern, Eltern den Kindern, Gatten den Gattinnen entrissen, und mit jubelndem, jedes menschliche Gefühl verhöhnen- dem Triumpf auf die Schlachtbänke und Scheiter- haufen geschleppt. Der Greis auf seinem Todten- bette und der Säugling am Busen der Mutter als durch Drohungen und Strafen in Schrecken ſetzen, und traten theils freiwillig, theils gezwun- gen zu der neuen Lehre uͤber. Je mehr Anhaͤnger das Chriſtenthum gewann, je weiter entfernte es ſich von dem Geiſte des erhabenen, goͤttlichen Stif- ters. Seine Lehre voll Sanftmuth und Liebe ver- ſchwand, und ſein heiliger Name ward entweiht durch das tobende, laute Mordgeheul blutduͤrſtiger, herrſchſuͤchtiger Pfaffen! Keine Religionsparthei hat ſo viele, ſo ſchreckliche, und mit ſo heimtuͤckiſcher, tyranniſcher Bosheit ausgeſonnene Greuel gegen An- dersdenkende veruͤbt, als — die Chriſten. Jn allen Welttheilen, im Norden, wie im Suͤden, im Oſten, wie im Weſten rauchte die Erde von dem Blut ſchuldloſer Schlachtopfer, die von dem giftigen Nat- terngezuͤcht wuͤthender Bonzen und ihrer Anhaͤnger mit allen nur erdenklichen Martern, zur Ehre Got- tes und des großen Gekreuzigten, gemordet wur- den. Jedes Jahrhundert, jedes Jahrzehend, jedes Jahr moͤchte ich ſagen, hat Millionen Seufzer ge- hoͤrt, Millionen Thraͤnen geſehen, welche von die- ſer verruchten Brut der leidenden Menſchheit aus- gepreßt wurden. Kinder wurden den Eltern, Eltern den Kindern, Gatten den Gattinnen entriſſen, und mit jubelndem, jedes menſchliche Gefuͤhl verhoͤhnen- dem Triumpf auf die Schlachtbaͤnke und Scheiter- haufen geſchleppt. Der Greis auf ſeinem Todten- bette und der Saͤugling am Buſen der Mutter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039" n="39"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> als durch Drohungen und Strafen in Schrecken<lb/> ſetzen, und traten theils freiwillig, theils gezwun-<lb/> gen zu der neuen Lehre uͤber. Je mehr Anhaͤnger<lb/> das Chriſtenthum gewann, je weiter entfernte es<lb/> ſich von dem Geiſte des erhabenen, goͤttlichen Stif-<lb/> ters. Seine Lehre voll Sanftmuth und Liebe ver-<lb/> ſchwand, und ſein heiliger Name ward entweiht<lb/> durch das tobende, laute Mordgeheul blutduͤrſtiger,<lb/> herrſchſuͤchtiger Pfaffen! Keine Religionsparthei hat<lb/> ſo viele, ſo ſchreckliche, und mit ſo heimtuͤckiſcher,<lb/> tyranniſcher Bosheit ausgeſonnene Greuel gegen An-<lb/> dersdenkende veruͤbt, als — die Chriſten. Jn allen<lb/> Welttheilen, im Norden, wie im Suͤden, im Oſten,<lb/> wie im Weſten rauchte die Erde von dem Blut<lb/> ſchuldloſer Schlachtopfer, die von dem giftigen Nat-<lb/> terngezuͤcht wuͤthender Bonzen und ihrer Anhaͤnger<lb/> mit allen nur erdenklichen Martern, zur Ehre Got-<lb/> tes und des großen Gekreuzigten, gemordet wur-<lb/> den. Jedes Jahrhundert, jedes Jahrzehend, jedes<lb/> Jahr moͤchte ich ſagen, hat Millionen Seufzer ge-<lb/> hoͤrt, Millionen Thraͤnen geſehen, welche von die-<lb/> ſer verruchten Brut der leidenden Menſchheit aus-<lb/> gepreßt wurden. Kinder wurden den Eltern, Eltern<lb/> den Kindern, Gatten den Gattinnen entriſſen, und<lb/> mit jubelndem, jedes menſchliche Gefuͤhl verhoͤhnen-<lb/> dem Triumpf auf die Schlachtbaͤnke und Scheiter-<lb/> haufen geſchleppt. Der Greis auf ſeinem Todten-<lb/> bette und der Saͤugling am Buſen der Mutter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0039]
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das Chriſtenthum gewann, je weiter entfernte es
ſich von dem Geiſte des erhabenen, goͤttlichen Stif-
ters. Seine Lehre voll Sanftmuth und Liebe ver-
ſchwand, und ſein heiliger Name ward entweiht
durch das tobende, laute Mordgeheul blutduͤrſtiger,
herrſchſuͤchtiger Pfaffen! Keine Religionsparthei hat
ſo viele, ſo ſchreckliche, und mit ſo heimtuͤckiſcher,
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dersdenkende veruͤbt, als — die Chriſten. Jn allen
Welttheilen, im Norden, wie im Suͤden, im Oſten,
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ſchuldloſer Schlachtopfer, die von dem giftigen Nat-
terngezuͤcht wuͤthender Bonzen und ihrer Anhaͤnger
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tes und des großen Gekreuzigten, gemordet wur-
den. Jedes Jahrhundert, jedes Jahrzehend, jedes
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hoͤrt, Millionen Thraͤnen geſehen, welche von die-
ſer verruchten Brut der leidenden Menſchheit aus-
gepreßt wurden. Kinder wurden den Eltern, Eltern
den Kindern, Gatten den Gattinnen entriſſen, und
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dem Triumpf auf die Schlachtbaͤnke und Scheiter-
haufen geſchleppt. Der Greis auf ſeinem Todten-
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Zitationshilfe: | Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/39>, abgerufen am 17.02.2025. |