Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.nünftige Auslegung keinen Beifall fand, daß Gott sich in der Eigenschaft eines Vaters und eines hei- ligen Geistes, und in so ferne er besonders mit und durch Christus wirksam war, auch als Erlöser des Menschengeschlechts geoffenbart haben könne, ohne daß man darum gerade eine Dreiheit von Personen anzunehmen brauche. Keine Religionspar- thei war jemals eifriger und aufdringender mit der Verbreitung ihrer Lehrsätze, als die Christen nicht allein der ersten, sondern überhaupt aller Jahrhun- derte. Mittel jeglicher Art -- dies lehrt uns die ältere und neuere Geschichte -- waren ihnen will- kommen, um dem, was sie für Wahrheit erkannt hatten, freiwillige oder gezwungene Anhänger zu gewinnen. Durch diesen heftigen, oft alle Schran- ken der Mäßigung überschreitenden Eifer zogen die ersten Christen sich selbst und den Juden, mit denen sie bei den Römern für eine Sekte galten, harte Verfolgungen zu, und daher wurden die Jsraeliten ihnen immer mehr abgeneigt. Als sie vollends un- ter Constantin zur herrschenden Parthei sich erhoben, übten sie selbst die blutigsten Grausamkeiten gegen Juden und Heiden. Die letztern, nicht so hart- näckig in ihren religiösen Ansichten, ließen sich durch den, mit jedem Tage glanzvoller erscheinenden Kul- tus der Christen, durch Vorspiegelung falscher Wunder und Weissagungen, durch Belohnungen, Ehrenstellen und Würden eben so sehr reizen, nuͤnftige Auslegung keinen Beifall fand, daß Gott ſich in der Eigenſchaft eines Vaters und eines hei- ligen Geiſtes, und in ſo ferne er beſonders mit und durch Chriſtus wirkſam war, auch als Erloͤſer des Menſchengeſchlechts geoffenbart haben koͤnne, ohne daß man darum gerade eine Dreiheit von Perſonen anzunehmen brauche. Keine Religionspar- thei war jemals eifriger und aufdringender mit der Verbreitung ihrer Lehrſaͤtze, als die Chriſten nicht allein der erſten, ſondern uͤberhaupt aller Jahrhun- derte. Mittel jeglicher Art — dies lehrt uns die aͤltere und neuere Geſchichte — waren ihnen will- kommen, um dem, was ſie fuͤr Wahrheit erkannt hatten, freiwillige oder gezwungene Anhaͤnger zu gewinnen. Durch dieſen heftigen, oft alle Schran- ken der Maͤßigung uͤberſchreitenden Eifer zogen die erſten Chriſten ſich ſelbſt und den Juden, mit denen ſie bei den Roͤmern fuͤr eine Sekte galten, harte Verfolgungen zu, und daher wurden die Jſraeliten ihnen immer mehr abgeneigt. Als ſie vollends un- ter Conſtantin zur herrſchenden Parthei ſich erhoben, uͤbten ſie ſelbſt die blutigſten Grauſamkeiten gegen Juden und Heiden. Die letztern, nicht ſo hart- naͤckig in ihren religioͤſen Anſichten, ließen ſich durch den, mit jedem Tage glanzvoller erſcheinenden Kul- tus der Chriſten, durch Vorſpiegelung falſcher Wunder und Weiſſagungen, durch Belohnungen, Ehrenſtellen und Wuͤrden eben ſo ſehr reizen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="38"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> nuͤnftige Auslegung keinen Beifall fand, daß Gott<lb/> ſich in der Eigenſchaft eines Vaters und eines hei-<lb/> ligen Geiſtes, und in ſo ferne er beſonders mit<lb/> und durch Chriſtus wirkſam war, auch als Erloͤſer<lb/> des Menſchengeſchlechts geoffenbart haben koͤnne,<lb/> ohne daß man darum gerade eine Dreiheit von<lb/> Perſonen anzunehmen brauche. Keine Religionspar-<lb/> thei war jemals eifriger und aufdringender mit der<lb/> Verbreitung ihrer Lehrſaͤtze, als die Chriſten nicht<lb/> allein der erſten, ſondern uͤberhaupt aller Jahrhun-<lb/> derte. Mittel jeglicher Art — dies lehrt uns die<lb/> aͤltere und neuere Geſchichte — waren ihnen will-<lb/> kommen, um dem, was ſie fuͤr Wahrheit erkannt<lb/> hatten, freiwillige oder gezwungene Anhaͤnger zu<lb/> gewinnen. Durch dieſen heftigen, oft alle Schran-<lb/> ken der Maͤßigung uͤberſchreitenden Eifer zogen die<lb/> erſten Chriſten ſich ſelbſt und den Juden, mit denen<lb/> ſie bei den Roͤmern fuͤr eine Sekte galten, harte<lb/> Verfolgungen zu, und daher wurden die Jſraeliten<lb/> ihnen immer mehr abgeneigt. Als ſie vollends un-<lb/> ter Conſtantin zur herrſchenden Parthei ſich erhoben,<lb/> uͤbten ſie ſelbſt die blutigſten Grauſamkeiten gegen<lb/> Juden und Heiden. Die letztern, nicht ſo hart-<lb/> naͤckig in ihren religioͤſen Anſichten, ließen ſich durch<lb/> den, mit jedem Tage glanzvoller erſcheinenden Kul-<lb/> tus der Chriſten, durch Vorſpiegelung falſcher<lb/> Wunder und Weiſſagungen, durch Belohnungen,<lb/> Ehrenſtellen und Wuͤrden eben ſo ſehr reizen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0038]
nuͤnftige Auslegung keinen Beifall fand, daß Gott
ſich in der Eigenſchaft eines Vaters und eines hei-
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und durch Chriſtus wirkſam war, auch als Erloͤſer
des Menſchengeſchlechts geoffenbart haben koͤnne,
ohne daß man darum gerade eine Dreiheit von
Perſonen anzunehmen brauche. Keine Religionspar-
thei war jemals eifriger und aufdringender mit der
Verbreitung ihrer Lehrſaͤtze, als die Chriſten nicht
allein der erſten, ſondern uͤberhaupt aller Jahrhun-
derte. Mittel jeglicher Art — dies lehrt uns die
aͤltere und neuere Geſchichte — waren ihnen will-
kommen, um dem, was ſie fuͤr Wahrheit erkannt
hatten, freiwillige oder gezwungene Anhaͤnger zu
gewinnen. Durch dieſen heftigen, oft alle Schran-
ken der Maͤßigung uͤberſchreitenden Eifer zogen die
erſten Chriſten ſich ſelbſt und den Juden, mit denen
ſie bei den Roͤmern fuͤr eine Sekte galten, harte
Verfolgungen zu, und daher wurden die Jſraeliten
ihnen immer mehr abgeneigt. Als ſie vollends un-
ter Conſtantin zur herrſchenden Parthei ſich erhoben,
uͤbten ſie ſelbſt die blutigſten Grauſamkeiten gegen
Juden und Heiden. Die letztern, nicht ſo hart-
naͤckig in ihren religioͤſen Anſichten, ließen ſich durch
den, mit jedem Tage glanzvoller erſcheinenden Kul-
tus der Chriſten, durch Vorſpiegelung falſcher
Wunder und Weiſſagungen, durch Belohnungen,
Ehrenſtellen und Wuͤrden eben ſo ſehr reizen,
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