Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.alle Gelübde, Bündnisse und Eide, welche die Juden seit einem Jahr geleistet, geschlossen und ge- schworen haben, für nichtig und unverbindlich er- klärt, aufgehoben und erlassen werden. Die An- fangsworte, in denen dies vorzüglich geschieht, wer- den dreimal und in immer lauterm, freudigerm Ton wiederholt. Dies geschieht, damit alle Jsrae- liten, die meineidigen und wortbrüchigen so gut, wie die frommen, mit einander als eine heilige Gemeinde zu Gott beten können *). Das Beten und Singen dauert nachher, mit furchtbarem Ge- schrei, bis tief in die Nacht. Manche schlafen in irgend einem Winkel der Synagoge, weit von der Arche entfernt, einige Stunden, aber die frömm- sten, und die, so eine große Buße thun wollen, bleiben das ganze Fest über, Tag und Nacht auf- recht stehen, und plärren, heulen und brüllen in Einem fort. Buxtorff versichert, daß Einige wohl sieben und zwanzig Stunden auf einer Stelle ge- standen und gebetet haben. Wahrscheinlich sind sie noch eben so bußfertig, wie damals|; wenigstens fehlt es nicht an Ursachen dazu. Schon vor Anbruch des Tages kommen auch tes Judenthum Theil 2. Kap. 9. S. 489 bis 515. und das Buch Orachchajim Nr. 610. *) Orachchajkm a. a. O. 32 *
alle Geluͤbde, Buͤndniſſe und Eide, welche die Juden ſeit einem Jahr geleiſtet, geſchloſſen und ge- ſchworen haben, fuͤr nichtig und unverbindlich er- klaͤrt, aufgehoben und erlaſſen werden. Die An- fangsworte, in denen dies vorzuͤglich geſchieht, wer- den dreimal und in immer lauterm, freudigerm Ton wiederholt. Dies geſchieht, damit alle Jſrae- liten, die meineidigen und wortbruͤchigen ſo gut, wie die frommen, mit einander als eine heilige Gemeinde zu Gott beten koͤnnen *). Das Beten und Singen dauert nachher, mit furchtbarem Ge- ſchrei, bis tief in die Nacht. Manche ſchlafen in irgend einem Winkel der Synagoge, weit von der Arche entfernt, einige Stunden, aber die froͤmm- ſten, und die, ſo eine große Buße thun wollen, bleiben das ganze Feſt uͤber, Tag und Nacht auf- recht ſtehen, und plaͤrren, heulen und bruͤllen in Einem fort. Buxtorff verſichert, daß Einige wohl ſieben und zwanzig Stunden auf einer Stelle ge- ſtanden und gebetet haben. Wahrſcheinlich ſind ſie noch eben ſo bußfertig, wie damals|; wenigſtens fehlt es nicht an Urſachen dazu. Schon vor Anbruch des Tages kommen auch tes Judenthum Theil 2. Kap. 9. S. 489 bis 515. und das Buch Orachchajim Nr. 610. *) Orachchajkm a. a. O. 32 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0379" n="379"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> alle Geluͤbde, Buͤndniſſe und Eide, welche die<lb/> Juden ſeit einem Jahr geleiſtet, geſchloſſen und ge-<lb/> ſchworen haben, fuͤr nichtig und unverbindlich er-<lb/> klaͤrt, aufgehoben und erlaſſen werden. Die An-<lb/> fangsworte, in denen dies vorzuͤglich geſchieht, wer-<lb/> den dreimal und in immer lauterm, freudigerm<lb/> Ton wiederholt. Dies geſchieht, damit alle Jſrae-<lb/> liten, die meineidigen und wortbruͤchigen ſo gut,<lb/> wie die frommen, mit einander als eine heilige<lb/> Gemeinde zu Gott beten koͤnnen <note place="foot" n="*)">Orachchajkm a. a. O.</note>. Das Beten<lb/> und Singen dauert nachher, mit furchtbarem Ge-<lb/> ſchrei, bis tief in die Nacht. Manche ſchlafen in<lb/> irgend einem Winkel der Synagoge, weit von der<lb/> Arche entfernt, einige Stunden, aber die froͤmm-<lb/> ſten, und die, ſo eine große Buße thun wollen,<lb/> bleiben das ganze Feſt uͤber, Tag und Nacht auf-<lb/> recht ſtehen, und plaͤrren, heulen und bruͤllen in<lb/> Einem fort. Buxtorff verſichert, daß Einige wohl<lb/> ſieben und zwanzig Stunden auf einer Stelle ge-<lb/> ſtanden und gebetet haben. Wahrſcheinlich ſind ſie<lb/> noch eben ſo bußfertig, wie damals|; wenigſtens<lb/> fehlt es nicht an Urſachen dazu.</p><lb/> <p>Schon vor Anbruch des Tages kommen auch<lb/> die, welche zu Hauſe gegangen waren, um zu ſchla-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">32 *</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_17_2" prev="#seg2pn_17_1" place="foot" n="*)">tes Judenthum Theil 2. Kap. 9. S. 489 bis 515.<lb/> und das Buch Orachchajim Nr. 610.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [379/0379]
alle Geluͤbde, Buͤndniſſe und Eide, welche die
Juden ſeit einem Jahr geleiſtet, geſchloſſen und ge-
ſchworen haben, fuͤr nichtig und unverbindlich er-
klaͤrt, aufgehoben und erlaſſen werden. Die An-
fangsworte, in denen dies vorzuͤglich geſchieht, wer-
den dreimal und in immer lauterm, freudigerm
Ton wiederholt. Dies geſchieht, damit alle Jſrae-
liten, die meineidigen und wortbruͤchigen ſo gut,
wie die frommen, mit einander als eine heilige
Gemeinde zu Gott beten koͤnnen *). Das Beten
und Singen dauert nachher, mit furchtbarem Ge-
ſchrei, bis tief in die Nacht. Manche ſchlafen in
irgend einem Winkel der Synagoge, weit von der
Arche entfernt, einige Stunden, aber die froͤmm-
ſten, und die, ſo eine große Buße thun wollen,
bleiben das ganze Feſt uͤber, Tag und Nacht auf-
recht ſtehen, und plaͤrren, heulen und bruͤllen in
Einem fort. Buxtorff verſichert, daß Einige wohl
ſieben und zwanzig Stunden auf einer Stelle ge-
ſtanden und gebetet haben. Wahrſcheinlich ſind ſie
noch eben ſo bußfertig, wie damals|; wenigſtens
fehlt es nicht an Urſachen dazu.
Schon vor Anbruch des Tages kommen auch
die, welche zu Hauſe gegangen waren, um zu ſchla-
*)
*) Orachchajkm a. a. O.
*) tes Judenthum Theil 2. Kap. 9. S. 489 bis 515.
und das Buch Orachchajim Nr. 610.
32 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/379 |
Zitationshilfe: | Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/379>, abgerufen am 27.07.2024. |