Nach beendigter Abend- oder Nachtandacht wird das Fest, wie gewöhnlich mit einem Becher Wein und einem kurzen Gebet eingesegnet, und der Ober- rabbi ertheilt den zu ihm kommenden Knaben durch Auflegung seiner heiligen, und oft etwas schmutzi- gen Finger den Segen zu einem glücklichen neuen Jahr. Mit den Wünschen: Beschanah tobhah tik- kaseb! Du sollst zu einem guten Jahr eingeschrieben werden, und: Bore gezre dich leschanah tobhah! der Schöpfer bringe dich in ein gutes Jahr! wor- auf man: Gam attah! du auch! oder: Gam osach, dich gleichfalls! antwortet, scheidet "die heilige Versammlung" aus einander.
Auch in den Häusern zündet man Sabbathlich- ter an, weihet das Fest mit Wein, Most oder Bier und mit frommen Gebeten ein, und ißt, wenn man sie irgend bekommen kann, recht viel süße Speisen. Besonders werden süße Aepfel oder Brod in Honig getaucht und dabei der liebliche Segen gesprochen: dies gereiche uns zu einem recht süßen und angenehmen Jahr! oder: so ein süßes Jahr, wie dies Brod gebe uns der Herr unser Gott!
Zur Erinnerung an unsern Vater Jsaak wird an manchen Orten ein gebratener Schafskopf auf- getragen, weil Gott, wie schon vorhin erwähnt worden, einen Bock oder Widder vom Himmel sandte, um jenen Erzvater aus den frommen Klauen des opfersüchtigen Vaters Abraham zu erretten.
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Nach beendigter Abend- oder Nachtandacht wird das Feſt, wie gewoͤhnlich mit einem Becher Wein und einem kurzen Gebet eingeſegnet, und der Ober- rabbi ertheilt den zu ihm kommenden Knaben durch Auflegung ſeiner heiligen, und oft etwas ſchmutzi- gen Finger den Segen zu einem gluͤcklichen neuen Jahr. Mit den Wuͤnſchen: Beſchanah tobhah tik- kaſeb! Du ſollſt zu einem guten Jahr eingeſchrieben werden, und: Bore gezre dich leſchanah tobhah! der Schoͤpfer bringe dich in ein gutes Jahr! wor- auf man: Gam attah! du auch! oder: Gam oſach, dich gleichfalls! antwortet, ſcheidet »die heilige Verſammlung« aus einander.
Auch in den Haͤuſern zuͤndet man Sabbathlich- ter an, weihet das Feſt mit Wein, Moſt oder Bier und mit frommen Gebeten ein, und ißt, wenn man ſie irgend bekommen kann, recht viel ſuͤße Speiſen. Beſonders werden ſuͤße Aepfel oder Brod in Honig getaucht und dabei der liebliche Segen geſprochen: dies gereiche uns zu einem recht ſuͤßen und angenehmen Jahr! oder: ſo ein ſuͤßes Jahr, wie dies Brod gebe uns der Herr unſer Gott!
Zur Erinnerung an unſern Vater Jſaak wird an manchen Orten ein gebratener Schafskopf auf- getragen, weil Gott, wie ſchon vorhin erwaͤhnt worden, einen Bock oder Widder vom Himmel ſandte, um jenen Erzvater aus den frommen Klauen des opferſuͤchtigen Vaters Abraham zu erretten.
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Nach beendigter Abend- oder Nachtandacht wird
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und einem kurzen Gebet eingeſegnet, und der Ober-
rabbi ertheilt den zu ihm kommenden Knaben durch
Auflegung ſeiner heiligen, und oft etwas ſchmutzi-
gen Finger den Segen zu einem gluͤcklichen neuen
Jahr. Mit den Wuͤnſchen: Beſchanah tobhah tik-
kaſeb! Du ſollſt zu einem guten Jahr eingeſchrieben
werden, und: Bore gezre dich leſchanah tobhah!
der Schoͤpfer bringe dich in ein gutes Jahr! wor-
auf man: Gam attah! du auch! oder: Gam oſach,
dich gleichfalls! antwortet, ſcheidet »die heilige
Verſammlung« aus einander.
Auch in den Haͤuſern zuͤndet man Sabbathlich-
ter an, weihet das Feſt mit Wein, Moſt oder
Bier und mit frommen Gebeten ein, und ißt, wenn
man ſie irgend bekommen kann, recht viel ſuͤße
Speiſen. Beſonders werden ſuͤße Aepfel oder Brod
in Honig getaucht und dabei der liebliche Segen
geſprochen: dies gereiche uns zu einem recht ſuͤßen
und angenehmen Jahr! oder: ſo ein ſuͤßes Jahr,
wie dies Brod gebe uns der Herr unſer Gott!
Zur Erinnerung an unſern Vater Jſaak wird
an manchen Orten ein gebratener Schafskopf auf-
getragen, weil Gott, wie ſchon vorhin erwaͤhnt
worden, einen Bock oder Widder vom Himmel
ſandte, um jenen Erzvater aus den frommen Klauen
des opferſuͤchtigen Vaters Abraham zu erretten.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/363>, abgerufen am 25.11.2024.
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