einen Bock oder Widder zum Opfer für Jsaak sandte. Jm Nothfall bedient man sich wohl eines andern Horns, aber ja keines Stier- oder Kuhhorns, um nicht Gott durch den Anblick desselben an das goldene Kalb zu erinnern, und seinen grimmigen Zorn nicht auf's Neue rege zu machen. Jn der Folge werden wir mehr von dem herrlichen Jnstru- ment und seinen entzückenden Tönen vernehmen!
Am 29sten Elul, dem Tage vor dem Neujahr- feste, stehen die Juden sehr früh auf, und essen, wider ihre Gewohnheit, vor ihrem Morgengebet; allein ja nicht zu viel, und keine blähende Spei- sen, damit sie nicht in die Verlegenheit kommen, während ihrer vielen Gebete eine Nephicha zu las- sen. Denn in diesem Fall ist alle vorhergegangene Buße und Reue vergeblich, und der heilige, hoch- gelobte Gott schreibt den Namen des Missethäters, wenn er sonst ein vollkommener Gerechter war, in das Buch der mittelmäßig Frommen; ist er ein mittelmäßig Frommer, in das Buch des Todes; und ist er gar ein Rascha oder ein Gottloser, so ist ihm ohnehin sein Todesurtheil gewiß.
Das Morgengebet wird mit der größten Eile hergeplärrt. Nachher laufen Jsraels bußfertige und angstvolle Kinder hinaus auf ihren Begräbnißplatz, und bitten Gott mit furchtbarem Geheul, sich ihrer zu erbarmen um der vielen Verdienste der Gerech- ten willen, die dort begraben liegen. Auch werden
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einen Bock oder Widder zum Opfer fuͤr Jſaak ſandte. Jm Nothfall bedient man ſich wohl eines andern Horns, aber ja keines Stier- oder Kuhhorns, um nicht Gott durch den Anblick deſſelben an das goldene Kalb zu erinnern, und ſeinen grimmigen Zorn nicht auf’s Neue rege zu machen. Jn der Folge werden wir mehr von dem herrlichen Jnſtru- ment und ſeinen entzuͤckenden Toͤnen vernehmen!
Am 29ſten Elul, dem Tage vor dem Neujahr- feſte, ſtehen die Juden ſehr fruͤh auf, und eſſen, wider ihre Gewohnheit, vor ihrem Morgengebet; allein ja nicht zu viel, und keine blaͤhende Spei- ſen, damit ſie nicht in die Verlegenheit kommen, waͤhrend ihrer vielen Gebete eine Nephicha zu laſ- ſen. Denn in dieſem Fall iſt alle vorhergegangene Buße und Reue vergeblich, und der heilige, hoch- gelobte Gott ſchreibt den Namen des Miſſethaͤters, wenn er ſonſt ein vollkommener Gerechter war, in das Buch der mittelmaͤßig Frommen; iſt er ein mittelmaͤßig Frommer, in das Buch des Todes; und iſt er gar ein Raſcha oder ein Gottloſer, ſo iſt ihm ohnehin ſein Todesurtheil gewiß.
Das Morgengebet wird mit der groͤßten Eile hergeplaͤrrt. Nachher laufen Jſraels bußfertige und angſtvolle Kinder hinaus auf ihren Begraͤbnißplatz, und bitten Gott mit furchtbarem Geheul, ſich ihrer zu erbarmen um der vielen Verdienſte der Gerech- ten willen, die dort begraben liegen. Auch werden
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einen Bock oder Widder zum Opfer fuͤr Jſaak
ſandte. Jm Nothfall bedient man ſich wohl eines
andern Horns, aber ja keines Stier- oder Kuhhorns,
um nicht Gott durch den Anblick deſſelben an das
goldene Kalb zu erinnern, und ſeinen grimmigen
Zorn nicht auf’s Neue rege zu machen. Jn der
Folge werden wir mehr von dem herrlichen Jnſtru-
ment und ſeinen entzuͤckenden Toͤnen vernehmen!
Am 29ſten Elul, dem Tage vor dem Neujahr-
feſte, ſtehen die Juden ſehr fruͤh auf, und eſſen,
wider ihre Gewohnheit, vor ihrem Morgengebet;
allein ja nicht zu viel, und keine blaͤhende Spei-
ſen, damit ſie nicht in die Verlegenheit kommen,
waͤhrend ihrer vielen Gebete eine Nephicha zu laſ-
ſen. Denn in dieſem Fall iſt alle vorhergegangene
Buße und Reue vergeblich, und der heilige, hoch-
gelobte Gott ſchreibt den Namen des Miſſethaͤters,
wenn er ſonſt ein vollkommener Gerechter war, in
das Buch der mittelmaͤßig Frommen; iſt er ein
mittelmaͤßig Frommer, in das Buch des Todes;
und iſt er gar ein Raſcha oder ein Gottloſer, ſo
iſt ihm ohnehin ſein Todesurtheil gewiß.
Das Morgengebet wird mit der groͤßten Eile
hergeplaͤrrt. Nachher laufen Jſraels bußfertige und
angſtvolle Kinder hinaus auf ihren Begraͤbnißplatz,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/360>, abgerufen am 16.02.2025.
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