aber kein Gesetz haben. Die Weidenzweige endlich empfehlen sich durch nichts; sie athmen weder wür- zigen Duft, noch bringen sie gute Früchte hervor, und sind folglich den Christen und Nichtjuden gleich, denen der heilige, hochgelobte Gott kein Gesetz ge- geben hat, und also auch nichts Gutes und Gott Wohlgefälliges thun können. Darum bemerkt Rabbi Bechai gesegneten Andenkens sehr richtig, daß mit den Weidenzweigen besonders das römische Reich oder das Reich Edom, die Christenheit, bezeichnet werde *).
Dereinst, am jüngsten Tage, wird der Herr unser Gott selbst ein ausführliches Gespräch mit den Völkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und sie überzeugen, daß die Jsraeliten fromm und ge- recht, sie hingegen gottlos gewesen sind, weil sie das Gesetz so wenig gehabt, als gehalten haben. Die Christen und Nichtjuden werden dann antwor- ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Gesetz jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht das Sprüchwort: wer am Sabbathabend arbeitet, wird am Sabbath zu essen haben; wer aber nicht arbeitet, was soll der essen? Jch will euch das kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhütten-
*) M. s. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.
aber kein Geſetz haben. Die Weidenzweige endlich empfehlen ſich durch nichts; ſie athmen weder wuͤr- zigen Duft, noch bringen ſie gute Fruͤchte hervor, und ſind folglich den Chriſten und Nichtjuden gleich, denen der heilige, hochgelobte Gott kein Geſetz ge- geben hat, und alſo auch nichts Gutes und Gott Wohlgefaͤlliges thun koͤnnen. Darum bemerkt Rabbi Bechai geſegneten Andenkens ſehr richtig, daß mit den Weidenzweigen beſonders das roͤmiſche Reich oder das Reich Edom, die Chriſtenheit, bezeichnet werde *).
Dereinſt, am juͤngſten Tage, wird der Herr unſer Gott ſelbſt ein ausfuͤhrliches Geſpraͤch mit den Voͤlkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und ſie uͤberzeugen, daß die Jſraeliten fromm und ge- recht, ſie hingegen gottlos geweſen ſind, weil ſie das Geſetz ſo wenig gehabt, als gehalten haben. Die Chriſten und Nichtjuden werden dann antwor- ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Geſetz jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht das Spruͤchwort: wer am Sabbathabend arbeitet, wird am Sabbath zu eſſen haben; wer aber nicht arbeitet, was ſoll der eſſen? Jch will euch das kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhuͤtten-
*) M. ſ. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.
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aber kein Geſetz haben. Die Weidenzweige endlich
empfehlen ſich durch nichts; ſie athmen weder wuͤr-
zigen Duft, noch bringen ſie gute Fruͤchte hervor,
und ſind folglich den Chriſten und Nichtjuden gleich,
denen der heilige, hochgelobte Gott kein Geſetz ge-
geben hat, und alſo auch nichts Gutes und Gott
Wohlgefaͤlliges thun koͤnnen. Darum bemerkt Rabbi
Bechai geſegneten Andenkens ſehr richtig, daß mit
den Weidenzweigen beſonders das roͤmiſche Reich
oder das Reich Edom, die Chriſtenheit, bezeichnet
werde *).
Dereinſt, am juͤngſten Tage, wird der Herr
unſer Gott ſelbſt ein ausfuͤhrliches Geſpraͤch mit
den Voͤlkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und
ſie uͤberzeugen, daß die Jſraeliten fromm und ge-
recht, ſie hingegen gottlos geweſen ſind, weil ſie
das Geſetz ſo wenig gehabt, als gehalten haben.
Die Chriſten und Nichtjuden werden dann antwor-
ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Geſetz
jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht
ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der
heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht
das Spruͤchwort: wer am Sabbathabend arbeitet,
wird am Sabbath zu eſſen haben; wer aber nicht
arbeitet, was ſoll der eſſen? Jch will euch das
kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhuͤtten-
*) M. ſ. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/351>, abgerufen am 16.02.2025.
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