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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Dauer des Festes auch die Nächte hindurch in ihren
Laubhütten.

Am fünfzehnten Tisri Morgens begiebt man
sich, Jeder mit einem Palmzweige, Lulaf genannt,
versehen, in die Synagoge. Dieser Palmzweig ist
unten mit Myrthen umwunden, über welche er et-
wa vier Spannen weit hervorragt; und die Myr-
then sind gewöhnlich mit sieben Weidenzweigen daran
befestigt, welche Blätter haben müssen, die aber
ja nicht durchlöchert seyn dürfen. Außer einer
Menge anderer Gebete singt man das sogenannte
Hallel oder den 112ten bis 119ten Psalm. Bei den
Worten: gelobet sey Gott, seine Gnade währet
ewig! oder auch bei dem Gebet: Sum Schalom,
Herr gieb Friede, ergreifen die friedliebenden He-
bräer mit der rechten Hand den Palmzweig, mit
der linken eine Citrone oder einen Adamsapfel *),

*) Adamsapfel ist eine Frucht, von der Gestalt einer
Pomeranze, aber viel größer und von dunkelgelber
Farbe. Die Schale ist etwas höckericht und hat
einige Spalten, so daß es scheint, als ob darein
gebissen wäre, und daher der Name! Die Aepfel,
deren sich die Juden bei ihrem Laubhüttenfeste be-
dienen, müssen noch ihren Stängel haben. Nach
dem Feste werden diese Früchte mit Zimmt, Mus-
katblüthen, Zucker u. s. w. eingemacht und gegessen.
Häufig verschenkt man sie auch an Christen, denen
man wohl will, oder deren Wohlwollen man zu
gewinnen wünscht. Jch selbst erhielt in frühern Zei-



Dauer des Feſtes auch die Naͤchte hindurch in ihren
Laubhuͤtten.

Am fuͤnfzehnten Tisri Morgens begiebt man
ſich, Jeder mit einem Palmzweige, Lulaf genannt,
verſehen, in die Synagoge. Dieſer Palmzweig iſt
unten mit Myrthen umwunden, uͤber welche er et-
wa vier Spannen weit hervorragt; und die Myr-
then ſind gewoͤhnlich mit ſieben Weidenzweigen daran
befeſtigt, welche Blaͤtter haben muͤſſen, die aber
ja nicht durchloͤchert ſeyn duͤrfen. Außer einer
Menge anderer Gebete ſingt man das ſogenannte
Hallel oder den 112ten bis 119ten Pſalm. Bei den
Worten: gelobet ſey Gott, ſeine Gnade waͤhret
ewig! oder auch bei dem Gebet: Sum Schalom,
Herr gieb Friede, ergreifen die friedliebenden He-
braͤer mit der rechten Hand den Palmzweig, mit
der linken eine Citrone oder einen Adamsapfel *),

*) Adamsapfel iſt eine Frucht, von der Geſtalt einer
Pomeranze, aber viel groͤßer und von dunkelgelber
Farbe. Die Schale iſt etwas hoͤckericht und hat
einige Spalten, ſo daß es ſcheint, als ob darein
gebiſſen waͤre, und daher der Name! Die Aepfel,
deren ſich die Juden bei ihrem Laubhuͤttenfeſte be-
dienen, muͤſſen noch ihren Staͤngel haben. Nach
dem Feſte werden dieſe Fruͤchte mit Zimmt, Mus-
katbluͤthen, Zucker u. ſ. w. eingemacht und gegeſſen.
Haͤufig verſchenkt man ſie auch an Chriſten, denen
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[341/0341] Dauer des Feſtes auch die Naͤchte hindurch in ihren Laubhuͤtten. Am fuͤnfzehnten Tisri Morgens begiebt man ſich, Jeder mit einem Palmzweige, Lulaf genannt, verſehen, in die Synagoge. Dieſer Palmzweig iſt unten mit Myrthen umwunden, uͤber welche er et- wa vier Spannen weit hervorragt; und die Myr- then ſind gewoͤhnlich mit ſieben Weidenzweigen daran befeſtigt, welche Blaͤtter haben muͤſſen, die aber ja nicht durchloͤchert ſeyn duͤrfen. Außer einer Menge anderer Gebete ſingt man das ſogenannte Hallel oder den 112ten bis 119ten Pſalm. Bei den Worten: gelobet ſey Gott, ſeine Gnade waͤhret ewig! oder auch bei dem Gebet: Sum Schalom, Herr gieb Friede, ergreifen die friedliebenden He- braͤer mit der rechten Hand den Palmzweig, mit der linken eine Citrone oder einen Adamsapfel *), *) Adamsapfel iſt eine Frucht, von der Geſtalt einer Pomeranze, aber viel groͤßer und von dunkelgelber Farbe. Die Schale iſt etwas hoͤckericht und hat einige Spalten, ſo daß es ſcheint, als ob darein gebiſſen waͤre, und daher der Name! Die Aepfel, deren ſich die Juden bei ihrem Laubhuͤttenfeſte be- dienen, muͤſſen noch ihren Staͤngel haben. Nach dem Feſte werden dieſe Fruͤchte mit Zimmt, Mus- katbluͤthen, Zucker u. ſ. w. eingemacht und gegeſſen. Haͤufig verſchenkt man ſie auch an Chriſten, denen man wohl will, oder deren Wohlwollen man zu gewinnen wuͤnſcht. Jch ſelbſt erhielt in fruͤhern Zei-

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/341>, abgerufen am 01.09.2024.