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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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und ein boshafter, gottloser Mensch, weil der
Satan dann Gewalt darüber hat, und man Zau-
berei damit treiben kann. Ueberdies ist es höchst
gefährlich, wenn Jemand darauf tritt. Deshalb
sollst du deine Nägel, sobald du sie abgeschnitten,
in die Erde graben; dann bist du ein Tzaddick, ein
gerechter und frommer Mann. Auch kannst du sie
ins Feuer werfen, denn dadurch wirst du ein Bie-
dermann und ein heiliger Mensch *).

Auf Befolgung dieser und ähnlicher Gebote
halten alle Jsraeliten, vom Vornehmsten bis zum
Geringsten, vom Baron von R--d, dem Doktor
der Geldweisheit und Magister der illiberalen Künste
bis zum ärmsten Bandjuden hinab sehr strenge, um
dereinst Antheil am Paradiese zu bekommen.

Der Tisch muß schon am Freitage auf das
schönste gedeckt werden, damit alles bei der An-
kunft der Königin, denn so nennen sie ihren Sab-
bath, in völliger Ordnung sey. Reiche Juden haben
besondere Sabbathkleider, die sie blos an diesem,
ihnen so heiligen Tage anziehen, weil es eine Be-
leidigung der erhabenen Königin seyn würde, wenn
man sie zu andern Zeiten anlegen wollte **).

Ehemals ward durch Blasen auf einem Horn
oder einer Trompete das Zeichen gegeben, sich zum

*) Orachchajim Nr. 260 ff.
**) Ebendas. Nr. 260.



und ein boshafter, gottloſer Menſch, weil der
Satan dann Gewalt daruͤber hat, und man Zau-
berei damit treiben kann. Ueberdies iſt es hoͤchſt
gefaͤhrlich, wenn Jemand darauf tritt. Deshalb
ſollſt du deine Naͤgel, ſobald du ſie abgeſchnitten,
in die Erde graben; dann biſt du ein Tzaddick, ein
gerechter und frommer Mann. Auch kannſt du ſie
ins Feuer werfen, denn dadurch wirſt du ein Bie-
dermann und ein heiliger Menſch *).

Auf Befolgung dieſer und aͤhnlicher Gebote
halten alle Jſraeliten, vom Vornehmſten bis zum
Geringſten, vom Baron von R—d, dem Doktor
der Geldweisheit und Magiſter der illiberalen Kuͤnſte
bis zum aͤrmſten Bandjuden hinab ſehr ſtrenge, um
dereinſt Antheil am Paradieſe zu bekommen.

Der Tiſch muß ſchon am Freitage auf das
ſchoͤnſte gedeckt werden, damit alles bei der An-
kunft der Koͤnigin, denn ſo nennen ſie ihren Sab-
bath, in voͤlliger Ordnung ſey. Reiche Juden haben
beſondere Sabbathkleider, die ſie blos an dieſem,
ihnen ſo heiligen Tage anziehen, weil es eine Be-
leidigung der erhabenen Koͤnigin ſeyn wuͤrde, wenn
man ſie zu andern Zeiten anlegen wollte **).

Ehemals ward durch Blaſen auf einem Horn
oder einer Trompete das Zeichen gegeben, ſich zum

*) Orachchajim Nr. 260 ff.
**) Ebendaſ. Nr. 260.
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[245/0245] und ein boshafter, gottloſer Menſch, weil der Satan dann Gewalt daruͤber hat, und man Zau- berei damit treiben kann. Ueberdies iſt es hoͤchſt gefaͤhrlich, wenn Jemand darauf tritt. Deshalb ſollſt du deine Naͤgel, ſobald du ſie abgeſchnitten, in die Erde graben; dann biſt du ein Tzaddick, ein gerechter und frommer Mann. Auch kannſt du ſie ins Feuer werfen, denn dadurch wirſt du ein Bie- dermann und ein heiliger Menſch *). Auf Befolgung dieſer und aͤhnlicher Gebote halten alle Jſraeliten, vom Vornehmſten bis zum Geringſten, vom Baron von R—d, dem Doktor der Geldweisheit und Magiſter der illiberalen Kuͤnſte bis zum aͤrmſten Bandjuden hinab ſehr ſtrenge, um dereinſt Antheil am Paradieſe zu bekommen. Der Tiſch muß ſchon am Freitage auf das ſchoͤnſte gedeckt werden, damit alles bei der An- kunft der Koͤnigin, denn ſo nennen ſie ihren Sab- bath, in voͤlliger Ordnung ſey. Reiche Juden haben beſondere Sabbathkleider, die ſie blos an dieſem, ihnen ſo heiligen Tage anziehen, weil es eine Be- leidigung der erhabenen Koͤnigin ſeyn wuͤrde, wenn man ſie zu andern Zeiten anlegen wollte **). Ehemals ward durch Blaſen auf einem Horn oder einer Trompete das Zeichen gegeben, ſich zum *) Orachchajim Nr. 260 ff. **) Ebendaſ. Nr. 260.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/245>, abgerufen am 27.11.2024.