Die Fische sind, wenn man sie irgend bekom- men kann, ein nothwendiges Erforderniß frommer Sabbathsfeier, weil die Seelen der Gerechten ge- wöhnlich in Fische fahren, und durch das Essen derselben aus ihrem Kerker befreiet werden. Ein sehr gottseliger Jsraelit, Namens Joseph Mokir Schabbath, d. h. Joseph der den Sabbath ehrt, sparte in dieser Hinsicht kein Geld, denn auch das Köstlichste war ihm nicht zu theuer, wenn es die Feier des Sabbaths galt. Besonders wandte er sehr viel an große und wohlschmeckende Fische, die er wahrscheinlich selbst gerne aß. Sein Nachbar, ein steinreicher Mann, spottete deshalb immer über den frommen Joseph Mokir Schabbath, der fast Alles, was er in der Woche erwarb, und oft weit mehr als das, am Sabbath in gebratenen Fischen und andern Leckereien verzehrte. Lieber, sprach einst der Reiche zu Joseph, was nützt es dir, daß du den Sabbath so hoch ehrst? Siehe, du wirst von Tage zu Tage ärmer, und ich, der ich nicht so kostbare Fische und Leckerbißchen an dem heiligen Tage esse, bin reicher, als du! Joseph schwieg und vertrauete dem heiligen, hochgelobten Gott, der die Frömmig- keit belohnt, und den boshaften Spötter bestraft. Was ich zu Ehren des Herrn verwende, dachte er bei sich, das wird er mir gewiß tausendfach vergel- ten. Bald darauf kamen Sternseher in die Stadt. Armer Freund, sprachen sie zu dem Reichen, was
hel-
Die Fiſche ſind, wenn man ſie irgend bekom- men kann, ein nothwendiges Erforderniß frommer Sabbathsfeier, weil die Seelen der Gerechten ge- woͤhnlich in Fiſche fahren, und durch das Eſſen derſelben aus ihrem Kerker befreiet werden. Ein ſehr gottſeliger Jſraelit, Namens Joſeph Mokir Schabbath, d. h. Joſeph der den Sabbath ehrt, ſparte in dieſer Hinſicht kein Geld, denn auch das Koͤſtlichſte war ihm nicht zu theuer, wenn es die Feier des Sabbaths galt. Beſonders wandte er ſehr viel an große und wohlſchmeckende Fiſche, die er wahrſcheinlich ſelbſt gerne aß. Sein Nachbar, ein ſteinreicher Mann, ſpottete deshalb immer uͤber den frommen Joſeph Mokir Schabbath, der faſt Alles, was er in der Woche erwarb, und oft weit mehr als das, am Sabbath in gebratenen Fiſchen und andern Leckereien verzehrte. Lieber, ſprach einſt der Reiche zu Joſeph, was nuͤtzt es dir, daß du den Sabbath ſo hoch ehrſt? Siehe, du wirſt von Tage zu Tage aͤrmer, und ich, der ich nicht ſo koſtbare Fiſche und Leckerbißchen an dem heiligen Tage eſſe, bin reicher, als du! Joſeph ſchwieg und vertrauete dem heiligen, hochgelobten Gott, der die Froͤmmig- keit belohnt, und den boshaften Spoͤtter beſtraft. Was ich zu Ehren des Herrn verwende, dachte er bei ſich, das wird er mir gewiß tauſendfach vergel- ten. Bald darauf kamen Sternſeher in die Stadt. Armer Freund, ſprachen ſie zu dem Reichen, was
hel-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0240"n="240"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die Fiſche ſind, wenn man ſie irgend bekom-<lb/>
men kann, ein nothwendiges Erforderniß frommer<lb/>
Sabbathsfeier, weil die Seelen der Gerechten ge-<lb/>
woͤhnlich in Fiſche fahren, und durch das Eſſen<lb/>
derſelben aus ihrem Kerker befreiet werden. Ein<lb/>ſehr gottſeliger Jſraelit, Namens Joſeph Mokir<lb/>
Schabbath, d. h. Joſeph der den Sabbath ehrt,<lb/>ſparte in dieſer Hinſicht kein Geld, denn auch das<lb/>
Koͤſtlichſte war ihm nicht zu theuer, wenn es die<lb/>
Feier des Sabbaths galt. Beſonders wandte er ſehr<lb/>
viel an große und wohlſchmeckende Fiſche, die er<lb/>
wahrſcheinlich ſelbſt gerne aß. Sein Nachbar, ein<lb/>ſteinreicher Mann, ſpottete deshalb immer uͤber den<lb/>
frommen Joſeph Mokir Schabbath, der faſt Alles,<lb/>
was er in der Woche erwarb, und oft weit mehr<lb/>
als das, am Sabbath in gebratenen Fiſchen und<lb/>
andern Leckereien verzehrte. Lieber, ſprach einſt der<lb/>
Reiche zu Joſeph, was nuͤtzt es dir, daß du den<lb/>
Sabbath ſo hoch ehrſt? Siehe, du wirſt von Tage<lb/>
zu Tage aͤrmer, und ich, der ich nicht ſo koſtbare<lb/>
Fiſche und Leckerbißchen an dem heiligen Tage eſſe,<lb/>
bin reicher, als du! Joſeph ſchwieg und vertrauete<lb/>
dem heiligen, hochgelobten Gott, der die Froͤmmig-<lb/>
keit belohnt, und den boshaften Spoͤtter beſtraft.<lb/>
Was ich zu Ehren des Herrn verwende, dachte er<lb/>
bei ſich, das wird er mir gewiß tauſendfach vergel-<lb/>
ten. Bald darauf kamen Sternſeher in die Stadt.<lb/>
Armer Freund, ſprachen ſie zu dem Reichen, was<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hel-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[240/0240]
Die Fiſche ſind, wenn man ſie irgend bekom-
men kann, ein nothwendiges Erforderniß frommer
Sabbathsfeier, weil die Seelen der Gerechten ge-
woͤhnlich in Fiſche fahren, und durch das Eſſen
derſelben aus ihrem Kerker befreiet werden. Ein
ſehr gottſeliger Jſraelit, Namens Joſeph Mokir
Schabbath, d. h. Joſeph der den Sabbath ehrt,
ſparte in dieſer Hinſicht kein Geld, denn auch das
Koͤſtlichſte war ihm nicht zu theuer, wenn es die
Feier des Sabbaths galt. Beſonders wandte er ſehr
viel an große und wohlſchmeckende Fiſche, die er
wahrſcheinlich ſelbſt gerne aß. Sein Nachbar, ein
ſteinreicher Mann, ſpottete deshalb immer uͤber den
frommen Joſeph Mokir Schabbath, der faſt Alles,
was er in der Woche erwarb, und oft weit mehr
als das, am Sabbath in gebratenen Fiſchen und
andern Leckereien verzehrte. Lieber, ſprach einſt der
Reiche zu Joſeph, was nuͤtzt es dir, daß du den
Sabbath ſo hoch ehrſt? Siehe, du wirſt von Tage
zu Tage aͤrmer, und ich, der ich nicht ſo koſtbare
Fiſche und Leckerbißchen an dem heiligen Tage eſſe,
bin reicher, als du! Joſeph ſchwieg und vertrauete
dem heiligen, hochgelobten Gott, der die Froͤmmig-
keit belohnt, und den boshaften Spoͤtter beſtraft.
Was ich zu Ehren des Herrn verwende, dachte er
bei ſich, das wird er mir gewiß tauſendfach vergel-
ten. Bald darauf kamen Sternſeher in die Stadt.
Armer Freund, ſprachen ſie zu dem Reichen, was
hel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/240>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.