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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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setzes. Auf der Kanzel oder dem Almemor ist ein
viereckigter, mit seidenen und sammtenen Tüchern
bedeckter Tisch, auf welchen der Chasan oder Vor-
sänger das heilige Buch niederlegt. Dann stellt sich
der Segen (so heißt nemlich der, welcher das
Amt Gelilah gekauft hat,) dem Chasan zur Linken,
und befiehlt, indem er das Gesetzbuch aufwickelt,
denjenigen zu rufen, den er zum Mitlesen bestimmt
hat. Der Chasan fodert darauf den Auserwählten
mit seinem und seines Vaters Namen auf, zum
Beispiel: Es komme R. R. Sohn des R. R. zum
Mitlesen des Gesetzes. Der Aufgefoderte tritt zwi-
schen den Chasan und den Segen oder Gelilah-
Beamten, ergreift die beyden untersten Hölzer des
Gesetzbuchs, und küßt es mit den Worten: Gelo-
bet seyst du Gott, weil du uns erwählt hast vor
allen
Völkern, und hast uns dein Gesetz gegeben!
Gelobet seyst du, ein Geber des Gesetzes! Hierauf
liest der Chasan eine Parascha (einen Abschnitt)
vor, die wenigstens zehn Verse enthalten muß, nach
deren Beendigung der Aufgerufene zum zweyten
Mal das Holz des Lebens berührt und dem gelieb-
ten Gesetz noch ein Küßchen verehrt. Dies darf
aber um Gotteswillen nicht auf das Pergament
oder auf die Schrift selbst geschehen, denn das wä-
re eine noch ärgere Todsünde, als wenn man ei-
ner schönen, vornehmen Dame, statt der Hand,
die Lippen küßte. Blos die äußere Hülle, die Tü-



ſetzes. Auf der Kanzel oder dem Almemor iſt ein
viereckigter, mit ſeidenen und ſammtenen Tuͤchern
bedeckter Tiſch, auf welchen der Chaſan oder Vor-
ſaͤnger das heilige Buch niederlegt. Dann ſtellt ſich
der Segen (ſo heißt nemlich der, welcher das
Amt Gelilah gekauft hat,) dem Chaſan zur Linken,
und befiehlt, indem er das Geſetzbuch aufwickelt,
denjenigen zu rufen, den er zum Mitleſen beſtimmt
hat. Der Chaſan fodert darauf den Auserwaͤhlten
mit ſeinem und ſeines Vaters Namen auf, zum
Beiſpiel: Es komme R. R. Sohn des R. R. zum
Mitleſen des Geſetzes. Der Aufgefoderte tritt zwi-
ſchen den Chaſan und den Segen oder Gelilah-
Beamten, ergreift die beyden unterſten Hoͤlzer des
Geſetzbuchs, und kuͤßt es mit den Worten: Gelo-
bet ſeyſt du Gott, weil du uns erwaͤhlt haſt vor
allen
Voͤlkern, und haſt uns dein Geſetz gegeben!
Gelobet ſeyſt du, ein Geber des Geſetzes! Hierauf
liest der Chaſan eine Paraſcha (einen Abſchnitt)
vor, die wenigſtens zehn Verſe enthalten muß, nach
deren Beendigung der Aufgerufene zum zweyten
Mal das Holz des Lebens beruͤhrt und dem gelieb-
ten Geſetz noch ein Kuͤßchen verehrt. Dies darf
aber um Gotteswillen nicht auf das Pergament
oder auf die Schrift ſelbſt geſchehen, denn das waͤ-
re eine noch aͤrgere Todſuͤnde, als wenn man ei-
ner ſchoͤnen, vornehmen Dame, ſtatt der Hand,
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[226/0226] ſetzes. Auf der Kanzel oder dem Almemor iſt ein viereckigter, mit ſeidenen und ſammtenen Tuͤchern bedeckter Tiſch, auf welchen der Chaſan oder Vor- ſaͤnger das heilige Buch niederlegt. Dann ſtellt ſich der Segen (ſo heißt nemlich der, welcher das Amt Gelilah gekauft hat,) dem Chaſan zur Linken, und befiehlt, indem er das Geſetzbuch aufwickelt, denjenigen zu rufen, den er zum Mitleſen beſtimmt hat. Der Chaſan fodert darauf den Auserwaͤhlten mit ſeinem und ſeines Vaters Namen auf, zum Beiſpiel: Es komme R. R. Sohn des R. R. zum Mitleſen des Geſetzes. Der Aufgefoderte tritt zwi- ſchen den Chaſan und den Segen oder Gelilah- Beamten, ergreift die beyden unterſten Hoͤlzer des Geſetzbuchs, und kuͤßt es mit den Worten: Gelo- bet ſeyſt du Gott, weil du uns erwaͤhlt haſt vor allen Voͤlkern, und haſt uns dein Geſetz gegeben! Gelobet ſeyſt du, ein Geber des Geſetzes! Hierauf liest der Chaſan eine Paraſcha (einen Abſchnitt) vor, die wenigſtens zehn Verſe enthalten muß, nach deren Beendigung der Aufgerufene zum zweyten Mal das Holz des Lebens beruͤhrt und dem gelieb- ten Geſetz noch ein Kuͤßchen verehrt. Dies darf aber um Gotteswillen nicht auf das Pergament oder auf die Schrift ſelbſt geſchehen, denn das waͤ- re eine noch aͤrgere Todſuͤnde, als wenn man ei- ner ſchoͤnen, vornehmen Dame, ſtatt der Hand, die Lippen kuͤßte. Blos die aͤußere Huͤlle, die Tuͤ-

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/226>, abgerufen am 23.11.2024.