Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.soll er auch nicht länger mein Schwager genannt werden. Hiemit bückt sie sich, löst mit der rechten Hand den Schuh auf, zieht ihn vom Fuß und spuckt mit den Worten: So soll man dem Mann thun, der seines Bruders Haus nicht bauen will, dem verabschiedeten Herrn Schwager so viel ins Gesicht, daß die Zeugen auf Ehre und Gewissen versichern: es sey genug. Die Rabbiner beschließen die Feier- lichkeit mit dem Ausruf: Chalutz hannahal! (Der Schuh ist ausgezogen!) und dann kann die ehelustige Wittwe heirathen, wen sie will. Freilich soll nach neuern rabbinischen Verord- Den Namen Chalitza führt diese sonderbare ſoll er auch nicht laͤnger mein Schwager genannt werden. Hiemit buͤckt ſie ſich, loͤst mit der rechten Hand den Schuh auf, zieht ihn vom Fuß und ſpuckt mit den Worten: So ſoll man dem Mann thun, der ſeines Bruders Haus nicht bauen will, dem verabſchiedeten Herrn Schwager ſo viel ins Geſicht, daß die Zeugen auf Ehre und Gewiſſen verſichern: es ſey genug. Die Rabbiner beſchließen die Feier- lichkeit mit dem Ausruf: Chalutz hannahal! (Der Schuh iſt ausgezogen!) und dann kann die eheluſtige Wittwe heirathen, wen ſie will. Freilich ſoll nach neuern rabbiniſchen Verord- Den Namen Chalitza fuͤhrt dieſe ſonderbare <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="214"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſoll er auch nicht laͤnger mein Schwager genannt<lb/> werden. Hiemit buͤckt ſie ſich, loͤst mit der rechten<lb/> Hand den Schuh auf, zieht ihn vom Fuß und ſpuckt<lb/> mit den Worten: So ſoll man dem Mann thun,<lb/> der ſeines Bruders Haus nicht bauen will, dem<lb/> verabſchiedeten Herrn Schwager ſo viel ins Geſicht,<lb/> daß die Zeugen auf Ehre und Gewiſſen verſichern:<lb/> es ſey genug. Die Rabbiner beſchließen die Feier-<lb/> lichkeit mit dem Ausruf: <hi rendition="#g">Chalutz hannahal</hi>!<lb/> (Der Schuh iſt ausgezogen!) und dann kann die<lb/> eheluſtige Wittwe heirathen, wen ſie will.</p><lb/> <p>Freilich ſoll nach neuern rabbiniſchen Verord-<lb/> nungen Keiner die Wittwe ſeines Bruders ehelichen,<lb/> ſondern ſich durch die Chalitza ſcheiden laſſen; allein<lb/> damit iſt Niemanden verboten, ohne geſchieden zu<lb/> ſeyn, eine andere Frau zu nehmen, und die Scheidung<lb/> aufzuſchieben, ſo lange es ihm beliebt. Eheluſtige<lb/> Wittwen kommen hiedurch oft in großes Gedraͤnge,<lb/> wenn der hartherzige Schwager ſich weder zur<lb/> Chalitza, noch zu einer andern Heirath, wodurch<lb/> ſie gleichfalls frei werden, bequemen will, und haͤu-<lb/> fig bleibt kein anderer Ausweg, als durch <hi rendition="#g">viel</hi><lb/> Geld und glatte Worte den Herrn Bruder zu be-<lb/> wegen, ſich ein bischen ins Angeſicht ſpeien zu<lb/> laſſen.</p><lb/> <p>Den Namen <hi rendition="#g">Chalitza</hi> fuͤhrt dieſe ſonderbare<lb/> Scheidung von dem Wort <hi rendition="#g">Chalutz</hi> Schuh. Das<lb/> Abziehen des Schuhes mit der rechten Hand iſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0214]
ſoll er auch nicht laͤnger mein Schwager genannt
werden. Hiemit buͤckt ſie ſich, loͤst mit der rechten
Hand den Schuh auf, zieht ihn vom Fuß und ſpuckt
mit den Worten: So ſoll man dem Mann thun,
der ſeines Bruders Haus nicht bauen will, dem
verabſchiedeten Herrn Schwager ſo viel ins Geſicht,
daß die Zeugen auf Ehre und Gewiſſen verſichern:
es ſey genug. Die Rabbiner beſchließen die Feier-
lichkeit mit dem Ausruf: Chalutz hannahal!
(Der Schuh iſt ausgezogen!) und dann kann die
eheluſtige Wittwe heirathen, wen ſie will.
Freilich ſoll nach neuern rabbiniſchen Verord-
nungen Keiner die Wittwe ſeines Bruders ehelichen,
ſondern ſich durch die Chalitza ſcheiden laſſen; allein
damit iſt Niemanden verboten, ohne geſchieden zu
ſeyn, eine andere Frau zu nehmen, und die Scheidung
aufzuſchieben, ſo lange es ihm beliebt. Eheluſtige
Wittwen kommen hiedurch oft in großes Gedraͤnge,
wenn der hartherzige Schwager ſich weder zur
Chalitza, noch zu einer andern Heirath, wodurch
ſie gleichfalls frei werden, bequemen will, und haͤu-
fig bleibt kein anderer Ausweg, als durch viel
Geld und glatte Worte den Herrn Bruder zu be-
wegen, ſich ein bischen ins Angeſicht ſpeien zu
laſſen.
Den Namen Chalitza fuͤhrt dieſe ſonderbare
Scheidung von dem Wort Chalutz Schuh. Das
Abziehen des Schuhes mit der rechten Hand iſt
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