Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



Vorsatz beharrt und spricht: ich will sie nicht hei-
rathen; so soll seines Bruders Weib vor den Ael-
testen zu ihm treten, einen Schuh von seinem Fuß
ziehen, ihm ins Angesicht speien, und sagen: Also
soll man einem jeden Mann thun, der seines Bru-
ders Haus nicht bauen will." 5 B. Mos. Kap. 25.

Nach den rabbinischen Vorschriften muß heuti-
ges Tages die Frau mit fünf erbetenen und unpar-
theiischen Zeugen zu dem Oberrabiner gehen, und
ihren Schwager gleichfalls vorladen lassen. Der
Rabbiner richtet dann folgende Fragen an die Witt-
we: Ob es schon drei Monate nach ihres Mannes
Tode sey? Ob derselbe einen unverheiratheten
Bruder hinterlassen habe, und ob der Gegenwär-
tige und der Verstorbene Söhne Eines Vaters ge-
wesen? Wie alt sie sey? Ob sie fähig sey, Kin-
der zu zeugen? Und endlich, ob sie noch nüchtern
sey? weil sie nach dem Essen ihrem Schwager nicht
mehr ins Angesicht speien darf. Hierauf wird auch
der Mann befragt: Ob die Frau wirklich die hin-
terlassene Wittwe seines Bruders sey, und ob er
sie heirathen oder sich durch die Chalitza von ihr
scheiden lassen wolle? Erklärt er sich zu dem letz-
tern bereit, so muß er einen, auf eine sonderbare
Weise gemachten Schuh anziehen, und sich an die
Wand stellen. Dann geht die Frau auf ihn zu,
und spricht: Dieser Mann, mein Schwager will
seinem Bruder keinen Saamen erwecken; darum



Vorſatz beharrt und ſpricht: ich will ſie nicht hei-
rathen; ſo ſoll ſeines Bruders Weib vor den Ael-
teſten zu ihm treten, einen Schuh von ſeinem Fuß
ziehen, ihm ins Angeſicht ſpeien, und ſagen: Alſo
ſoll man einem jeden Mann thun, der ſeines Bru-
ders Haus nicht bauen will.« 5 B. Moſ. Kap. 25.

Nach den rabbiniſchen Vorſchriften muß heuti-
ges Tages die Frau mit fuͤnf erbetenen und unpar-
theiiſchen Zeugen zu dem Oberrabiner gehen, und
ihren Schwager gleichfalls vorladen laſſen. Der
Rabbiner richtet dann folgende Fragen an die Witt-
we: Ob es ſchon drei Monate nach ihres Mannes
Tode ſey? Ob derſelbe einen unverheiratheten
Bruder hinterlaſſen habe, und ob der Gegenwaͤr-
tige und der Verſtorbene Soͤhne Eines Vaters ge-
weſen? Wie alt ſie ſey? Ob ſie faͤhig ſey, Kin-
der zu zeugen? Und endlich, ob ſie noch nuͤchtern
ſey? weil ſie nach dem Eſſen ihrem Schwager nicht
mehr ins Angeſicht ſpeien darf. Hierauf wird auch
der Mann befragt: Ob die Frau wirklich die hin-
terlaſſene Wittwe ſeines Bruders ſey, und ob er
ſie heirathen oder ſich durch die Chalitza von ihr
ſcheiden laſſen wolle? Erklaͤrt er ſich zu dem letz-
tern bereit, ſo muß er einen, auf eine ſonderbare
Weiſe gemachten Schuh anziehen, und ſich an die
Wand ſtellen. Dann geht die Frau auf ihn zu,
und ſpricht: Dieſer Mann, mein Schwager will
ſeinem Bruder keinen Saamen erwecken; darum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0213" n="213"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Vor&#x017F;atz beharrt und &#x017F;pricht: ich will &#x017F;ie nicht hei-<lb/>
rathen; &#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;eines Bruders Weib vor den Ael-<lb/>
te&#x017F;ten zu ihm treten, einen Schuh von &#x017F;einem Fuß<lb/>
ziehen, ihm ins Ange&#x017F;icht &#x017F;peien, und &#x017F;agen: Al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;oll man einem jeden Mann thun, der &#x017F;eines Bru-<lb/>
ders Haus nicht bauen will.« 5 B. Mo&#x017F;. Kap. 25.</p><lb/>
        <p>Nach den rabbini&#x017F;chen Vor&#x017F;chriften muß heuti-<lb/>
ges Tages die Frau mit fu&#x0364;nf erbetenen und unpar-<lb/>
theii&#x017F;chen Zeugen zu dem Oberrabiner gehen, und<lb/>
ihren Schwager gleichfalls vorladen la&#x017F;&#x017F;en. Der<lb/>
Rabbiner richtet dann folgende Fragen an die Witt-<lb/>
we: Ob es &#x017F;chon drei Monate nach ihres Mannes<lb/>
Tode &#x017F;ey? Ob der&#x017F;elbe einen unverheiratheten<lb/>
Bruder hinterla&#x017F;&#x017F;en habe, und ob der Gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tige und der Ver&#x017F;torbene So&#x0364;hne Eines Vaters ge-<lb/>
we&#x017F;en? Wie alt &#x017F;ie &#x017F;ey? Ob &#x017F;ie fa&#x0364;hig &#x017F;ey, Kin-<lb/>
der zu zeugen? Und endlich, ob &#x017F;ie noch nu&#x0364;chtern<lb/>
&#x017F;ey? weil &#x017F;ie nach dem E&#x017F;&#x017F;en ihrem Schwager nicht<lb/>
mehr ins Ange&#x017F;icht &#x017F;peien darf. Hierauf wird auch<lb/>
der Mann befragt: Ob die Frau wirklich die hin-<lb/>
terla&#x017F;&#x017F;ene Wittwe &#x017F;eines Bruders &#x017F;ey, und ob er<lb/>
&#x017F;ie heirathen oder &#x017F;ich durch die Chalitza von ihr<lb/>
&#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en wolle? Erkla&#x0364;rt er &#x017F;ich zu dem letz-<lb/>
tern bereit, &#x017F;o muß er einen, auf eine &#x017F;onderbare<lb/>
Wei&#x017F;e gemachten Schuh anziehen, und &#x017F;ich an die<lb/>
Wand &#x017F;tellen. Dann geht die Frau auf ihn zu,<lb/>
und &#x017F;pricht: Die&#x017F;er Mann, mein Schwager will<lb/>
&#x017F;einem Bruder keinen Saamen erwecken; darum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0213] Vorſatz beharrt und ſpricht: ich will ſie nicht hei- rathen; ſo ſoll ſeines Bruders Weib vor den Ael- teſten zu ihm treten, einen Schuh von ſeinem Fuß ziehen, ihm ins Angeſicht ſpeien, und ſagen: Alſo ſoll man einem jeden Mann thun, der ſeines Bru- ders Haus nicht bauen will.« 5 B. Moſ. Kap. 25. Nach den rabbiniſchen Vorſchriften muß heuti- ges Tages die Frau mit fuͤnf erbetenen und unpar- theiiſchen Zeugen zu dem Oberrabiner gehen, und ihren Schwager gleichfalls vorladen laſſen. Der Rabbiner richtet dann folgende Fragen an die Witt- we: Ob es ſchon drei Monate nach ihres Mannes Tode ſey? Ob derſelbe einen unverheiratheten Bruder hinterlaſſen habe, und ob der Gegenwaͤr- tige und der Verſtorbene Soͤhne Eines Vaters ge- weſen? Wie alt ſie ſey? Ob ſie faͤhig ſey, Kin- der zu zeugen? Und endlich, ob ſie noch nuͤchtern ſey? weil ſie nach dem Eſſen ihrem Schwager nicht mehr ins Angeſicht ſpeien darf. Hierauf wird auch der Mann befragt: Ob die Frau wirklich die hin- terlaſſene Wittwe ſeines Bruders ſey, und ob er ſie heirathen oder ſich durch die Chalitza von ihr ſcheiden laſſen wolle? Erklaͤrt er ſich zu dem letz- tern bereit, ſo muß er einen, auf eine ſonderbare Weiſe gemachten Schuh anziehen, und ſich an die Wand ſtellen. Dann geht die Frau auf ihn zu, und ſpricht: Dieſer Mann, mein Schwager will ſeinem Bruder keinen Saamen erwecken; darum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/213
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/213>, abgerufen am 23.11.2024.