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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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können so wenig nach mosaischem, als talmudischem
Rechte sich scheiden lassen, mag der Mann sie auch
mißhandeln, so schrecklich er will.

Was Moses in Rücksicht der Ehescheidungen
geordnet hat *), ist noch bei den Jsraeliten üblich,
und blos von den Talmudisten mit mehreren Förm-
lichkeiten verbunden. Wer seiner Frau einen Schei-
debrief geben will, muß denselben von drei Zeugen
unterschreiben und versiegeln lassen, und in deren
Gegenwart ihn seiner Gattin mit den ausdrücklich
ausgesprochenen Worten überreichen: Siehe, Weib!
Hier ist dein Scheidebrief; nimm ihn, denn du bist
von mir verstoßen und einem andern Mann ge-
gönnt.

Der Scheidebrief darf nicht mehr, und nicht
weniger, als zwölf Zeilen, zur Erinnerung an die
zwölf Stämme Jsraels enthalten. Es muß nichts
darin durchstrichen oder gebessert seyn; die Jahrzahl
(seit Erschaffung der Welt nach jüdischer Zeitrech-
nung), der Monat, der Tag und der Ort, wo
er ausgefertiget ist, so wie auch der Name und
Zuname beider Gatten und ihrer Väter müssen in
demselben genannt, und der Mann als redend zu
seiner Frau eingeführt werden. Endlich muß er
darin erklären, daß er sie verlasse, verstoße, und
freispreche, so daß sie gehen dürfe, wohin, und sich
verheirathen könne, mit wem sie wolle.

*) 5 B. Mos. 24, V. 1.
18 *



koͤnnen ſo wenig nach moſaiſchem, als talmudiſchem
Rechte ſich ſcheiden laſſen, mag der Mann ſie auch
mißhandeln, ſo ſchrecklich er will.

Was Moſes in Ruͤckſicht der Eheſcheidungen
geordnet hat *), iſt noch bei den Jſraeliten uͤblich,
und blos von den Talmudiſten mit mehreren Foͤrm-
lichkeiten verbunden. Wer ſeiner Frau einen Schei-
debrief geben will, muß denſelben von drei Zeugen
unterſchreiben und verſiegeln laſſen, und in deren
Gegenwart ihn ſeiner Gattin mit den ausdruͤcklich
ausgeſprochenen Worten uͤberreichen: Siehe, Weib!
Hier iſt dein Scheidebrief; nimm ihn, denn du biſt
von mir verſtoßen und einem andern Mann ge-
goͤnnt.

Der Scheidebrief darf nicht mehr, und nicht
weniger, als zwoͤlf Zeilen, zur Erinnerung an die
zwoͤlf Staͤmme Jſraels enthalten. Es muß nichts
darin durchſtrichen oder gebeſſert ſeyn; die Jahrzahl
(ſeit Erſchaffung der Welt nach juͤdiſcher Zeitrech-
nung), der Monat, der Tag und der Ort, wo
er ausgefertiget iſt, ſo wie auch der Name und
Zuname beider Gatten und ihrer Vaͤter muͤſſen in
demſelben genannt, und der Mann als redend zu
ſeiner Frau eingefuͤhrt werden. Endlich muß er
darin erklaͤren, daß er ſie verlaſſe, verſtoße, und
freiſpreche, ſo daß ſie gehen duͤrfe, wohin, und ſich
verheirathen koͤnne, mit wem ſie wolle.

*) 5 B. Moſ. 24, V. 1.
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[211/0211] koͤnnen ſo wenig nach moſaiſchem, als talmudiſchem Rechte ſich ſcheiden laſſen, mag der Mann ſie auch mißhandeln, ſo ſchrecklich er will. Was Moſes in Ruͤckſicht der Eheſcheidungen geordnet hat *), iſt noch bei den Jſraeliten uͤblich, und blos von den Talmudiſten mit mehreren Foͤrm- lichkeiten verbunden. Wer ſeiner Frau einen Schei- debrief geben will, muß denſelben von drei Zeugen unterſchreiben und verſiegeln laſſen, und in deren Gegenwart ihn ſeiner Gattin mit den ausdruͤcklich ausgeſprochenen Worten uͤberreichen: Siehe, Weib! Hier iſt dein Scheidebrief; nimm ihn, denn du biſt von mir verſtoßen und einem andern Mann ge- goͤnnt. Der Scheidebrief darf nicht mehr, und nicht weniger, als zwoͤlf Zeilen, zur Erinnerung an die zwoͤlf Staͤmme Jſraels enthalten. Es muß nichts darin durchſtrichen oder gebeſſert ſeyn; die Jahrzahl (ſeit Erſchaffung der Welt nach juͤdiſcher Zeitrech- nung), der Monat, der Tag und der Ort, wo er ausgefertiget iſt, ſo wie auch der Name und Zuname beider Gatten und ihrer Vaͤter muͤſſen in demſelben genannt, und der Mann als redend zu ſeiner Frau eingefuͤhrt werden. Endlich muß er darin erklaͤren, daß er ſie verlaſſe, verſtoße, und freiſpreche, ſo daß ſie gehen duͤrfe, wohin, und ſich verheirathen koͤnne, mit wem ſie wolle. *) 5 B. Moſ. 24, V. 1. 18 *

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/211>, abgerufen am 23.11.2024.