Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.und wir dürfen annehmen, daß im Durchschnitt die Leviten sich einander nicht weniger ähnlich sahen, und wo möglich, eben so schlecht und verworfen waren, als heut' zu Tage die Jesuiten sind. Noch mehr sank das Ansehen des mosaischen *) Jch bin keineswegs ein Feind öffentlicher und ge-
meinschaftlicher Gottesverehrungen, und besuche sie oft, so oft als meine Geschäfte mir es verstatten und ich hoffen darf, wirklich Erbauung und Beleh- rung zu finden. Man wird mich also hoffentlich nicht mißverstehen. und wir duͤrfen annehmen, daß im Durchſchnitt die Leviten ſich einander nicht weniger aͤhnlich ſahen, und wo moͤglich, eben ſo ſchlecht und verworfen waren, als heut’ zu Tage die Jeſuiten ſind. Noch mehr ſank das Anſehen des moſaiſchen *) Jch bin keineswegs ein Feind oͤffentlicher und ge-
meinſchaftlicher Gottesverehrungen, und beſuche ſie oft, ſo oft als meine Geſchaͤfte mir es verſtatten und ich hoffen darf, wirklich Erbauung und Beleh- rung zu finden. Man wird mich alſo hoffentlich nicht mißverſtehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="20"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> und wir duͤrfen annehmen, daß im Durchſchnitt die<lb/> Leviten ſich einander nicht weniger aͤhnlich ſahen,<lb/> und wo moͤglich, eben ſo ſchlecht und verworfen<lb/> waren, als heut’ zu Tage die Jeſuiten ſind.</p><lb/> <p>Noch mehr ſank das Anſehen des moſaiſchen<lb/> Sittengeſetzes, und noch tiefer verfiel mit demſelben<lb/> die Sittlichkeit, als die prachtliebenden Koͤnige Da-<lb/> vid und Salomo einen weit glanzvollern Tempel-<lb/> dienſt einfuͤhrten, und aͤußere prunkende Formen<lb/> den letzten Reſt ſtiller, heiliger Andacht verdraͤng-<lb/> ten. Jmmerhin moͤgen ſinnliche Kirchengebraͤuche,<lb/> Tonkunſt, ſchoͤne Gemaͤlde und Bilder das Herz fuͤr<lb/> den Augenblick erheben; nur muͤſſen ſie nicht die<lb/> Vernunft und das Nachdenken betaͤuben. Uns<lb/> erfriſcht und erheitert der koͤſtliche Duft der Hya-<lb/> cinthen, Nelken und Roſen; aber er toͤdtet im Ue-<lb/> bermaaß. Wenn du beten willſt, ſprach unſer goͤtt-<lb/> licher Heiland, der kein Freund rauſchender Tem-<lb/> pelſchauſpiele war, wenn du beten willſt, ſo gehe<lb/> in dein Kaͤmmerlein und ſchließe die Thuͤr hinter<lb/> dir zu <note place="foot" n="*)">Jch bin keineswegs ein Feind oͤffentlicher und ge-<lb/> meinſchaftlicher Gottesverehrungen, und beſuche ſie<lb/> oft, ſo oft als meine Geſchaͤfte mir es verſtatten<lb/> und ich hoffen darf, wirklich Erbauung und Beleh-<lb/> rung zu finden. Man wird mich alſo hoffentlich<lb/> nicht mißverſtehen.</note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [20/0020]
und wir duͤrfen annehmen, daß im Durchſchnitt die
Leviten ſich einander nicht weniger aͤhnlich ſahen,
und wo moͤglich, eben ſo ſchlecht und verworfen
waren, als heut’ zu Tage die Jeſuiten ſind.
Noch mehr ſank das Anſehen des moſaiſchen
Sittengeſetzes, und noch tiefer verfiel mit demſelben
die Sittlichkeit, als die prachtliebenden Koͤnige Da-
vid und Salomo einen weit glanzvollern Tempel-
dienſt einfuͤhrten, und aͤußere prunkende Formen
den letzten Reſt ſtiller, heiliger Andacht verdraͤng-
ten. Jmmerhin moͤgen ſinnliche Kirchengebraͤuche,
Tonkunſt, ſchoͤne Gemaͤlde und Bilder das Herz fuͤr
den Augenblick erheben; nur muͤſſen ſie nicht die
Vernunft und das Nachdenken betaͤuben. Uns
erfriſcht und erheitert der koͤſtliche Duft der Hya-
cinthen, Nelken und Roſen; aber er toͤdtet im Ue-
bermaaß. Wenn du beten willſt, ſprach unſer goͤtt-
licher Heiland, der kein Freund rauſchender Tem-
pelſchauſpiele war, wenn du beten willſt, ſo gehe
in dein Kaͤmmerlein und ſchließe die Thuͤr hinter
dir zu *).
*) Jch bin keineswegs ein Feind oͤffentlicher und ge-
meinſchaftlicher Gottesverehrungen, und beſuche ſie
oft, ſo oft als meine Geſchaͤfte mir es verſtatten
und ich hoffen darf, wirklich Erbauung und Beleh-
rung zu finden. Man wird mich alſo hoffentlich
nicht mißverſtehen.
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