Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.deshalb nicht mit einer Wel treligion vereinigen, weil sie blos als diätetische Vorschriften für einen gewissen Himmelstrich berechnet waren. Was in dem heissen Morgenlande ungesund und leicht zu entbehren ist, das ist in kältern, weniger fruchtba- ren Gegenden sehr zuträglich und ganz unentbehr- lich. Man würde unsern Deutschen eins ihrer kräf- tigsten Nahrungsmittel, und den Landleuten mancher Gegenden, wie z. B. in Niedersachsen und West- phalen ihre einträglichsten Erwerbzweige entziehen, wenn man das Schweinefleisch als unrein verböte. Eine Religion mit der Küchenschürze ist eben so lächerlich, wie eine Küchenmagd, welche die Kanzel besteigt. Die Religion soll sich mit dem Geiste und dem Herzen, und nicht mit dem Magen und den Töpfen beschäftigen. Der heilige Vater, der im Vatikan Küchenzettel schreibt, ist ein eigennütziger, alberner Papa; nicht das Seelenheil seiner gläubi- gen Schafe, sondern ihre Wolle liegt ihm am Her- zen, die er durch die Scheere seiner Dispensationen und Ablasse an sich zu bringen sucht. Rücksichtlich der israelitischen Speiseverordnun- deshalb nicht mit einer Wel treligion vereinigen, weil ſie blos als diaͤtetiſche Vorſchriften fuͤr einen gewiſſen Himmelſtrich berechnet waren. Was in dem heiſſen Morgenlande ungeſund und leicht zu entbehren iſt, das iſt in kaͤltern, weniger fruchtba- ren Gegenden ſehr zutraͤglich und ganz unentbehr- lich. Man wuͤrde unſern Deutſchen eins ihrer kraͤf- tigſten Nahrungsmittel, und den Landleuten mancher Gegenden, wie z. B. in Niederſachſen und Weſt- phalen ihre eintraͤglichſten Erwerbzweige entziehen, wenn man das Schweinefleiſch als unrein verboͤte. Eine Religion mit der Kuͤchenſchuͤrze iſt eben ſo laͤcherlich, wie eine Kuͤchenmagd, welche die Kanzel beſteigt. Die Religion ſoll ſich mit dem Geiſte und dem Herzen, und nicht mit dem Magen und den Toͤpfen beſchaͤftigen. Der heilige Vater, der im Vatikan Kuͤchenzettel ſchreibt, iſt ein eigennuͤtziger, alberner Papa; nicht das Seelenheil ſeiner glaͤubi- gen Schafe, ſondern ihre Wolle liegt ihm am Her- zen, die er durch die Scheere ſeiner Dispenſationen und Ablaſſe an ſich zu bringen ſucht. Ruͤckſichtlich der iſraelitiſchen Speiſeverordnun- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0180" n="180"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> deshalb nicht mit einer <hi rendition="#g">Wel</hi> treligion vereinigen,<lb/> weil ſie blos als diaͤtetiſche Vorſchriften fuͤr einen<lb/> gewiſſen Himmelſtrich berechnet waren. Was in<lb/> dem heiſſen Morgenlande ungeſund und leicht zu<lb/> entbehren iſt, das iſt in kaͤltern, weniger fruchtba-<lb/> ren Gegenden ſehr zutraͤglich und ganz unentbehr-<lb/> lich. Man wuͤrde unſern Deutſchen eins ihrer kraͤf-<lb/> tigſten Nahrungsmittel, und den Landleuten mancher<lb/> Gegenden, wie z. B. in Niederſachſen und Weſt-<lb/> phalen ihre eintraͤglichſten Erwerbzweige entziehen,<lb/> wenn man das Schweinefleiſch als unrein verboͤte.<lb/> Eine Religion mit der Kuͤchenſchuͤrze iſt eben ſo<lb/> laͤcherlich, wie eine Kuͤchenmagd, welche die Kanzel<lb/> beſteigt. Die Religion ſoll ſich mit dem Geiſte und<lb/> dem Herzen, und nicht mit dem Magen und den<lb/> Toͤpfen beſchaͤftigen. Der heilige Vater, der im<lb/> Vatikan Kuͤchenzettel ſchreibt, iſt ein eigennuͤtziger,<lb/> alberner Papa; nicht das Seelenheil ſeiner glaͤubi-<lb/> gen Schafe, ſondern ihre Wolle liegt ihm am Her-<lb/> zen, die er durch die Scheere ſeiner Dispenſationen<lb/> und Ablaſſe an ſich zu bringen ſucht.</p><lb/> <p>Ruͤckſichtlich der iſraelitiſchen Speiſeverordnun-<lb/> gen finden keine Dispenſationen und Ablaſſe ſtatt.<lb/> Es giebt freilich in den groͤßern deutſchen und<lb/> franzoͤſiſchen Staͤdten viele Juden, die ſich, wenn<lb/> ſie unter Chriſten ſind, und nicht fuͤrchten duͤrfen,<lb/> verrathen zu werden, um die moſaiſche Diaͤt wenig<lb/> bekuͤmmern. Aber im Ganzen genommen, iſt Abra-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0180]
deshalb nicht mit einer Wel treligion vereinigen,
weil ſie blos als diaͤtetiſche Vorſchriften fuͤr einen
gewiſſen Himmelſtrich berechnet waren. Was in
dem heiſſen Morgenlande ungeſund und leicht zu
entbehren iſt, das iſt in kaͤltern, weniger fruchtba-
ren Gegenden ſehr zutraͤglich und ganz unentbehr-
lich. Man wuͤrde unſern Deutſchen eins ihrer kraͤf-
tigſten Nahrungsmittel, und den Landleuten mancher
Gegenden, wie z. B. in Niederſachſen und Weſt-
phalen ihre eintraͤglichſten Erwerbzweige entziehen,
wenn man das Schweinefleiſch als unrein verboͤte.
Eine Religion mit der Kuͤchenſchuͤrze iſt eben ſo
laͤcherlich, wie eine Kuͤchenmagd, welche die Kanzel
beſteigt. Die Religion ſoll ſich mit dem Geiſte und
dem Herzen, und nicht mit dem Magen und den
Toͤpfen beſchaͤftigen. Der heilige Vater, der im
Vatikan Kuͤchenzettel ſchreibt, iſt ein eigennuͤtziger,
alberner Papa; nicht das Seelenheil ſeiner glaͤubi-
gen Schafe, ſondern ihre Wolle liegt ihm am Her-
zen, die er durch die Scheere ſeiner Dispenſationen
und Ablaſſe an ſich zu bringen ſucht.
Ruͤckſichtlich der iſraelitiſchen Speiſeverordnun-
gen finden keine Dispenſationen und Ablaſſe ſtatt.
Es giebt freilich in den groͤßern deutſchen und
franzoͤſiſchen Staͤdten viele Juden, die ſich, wenn
ſie unter Chriſten ſind, und nicht fuͤrchten duͤrfen,
verrathen zu werden, um die moſaiſche Diaͤt wenig
bekuͤmmern. Aber im Ganzen genommen, iſt Abra-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |