Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.nicht auf die Reinheit der Töpfe, sondern auf die Reinheit der Herzen. Er erklärte den Tempeldienst und alle die läppischen Ceremonien für überflüßig, womit die Juden das höchste Wesen zu verehren wähnten, und befahl Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Auch seinen Jüngern gebot er: Alles ohne Ausnahme zu essen, was man ih- nen vorsetzen würde. Diese Lehre, welche in so scharfem Widerspruch mit dem mosaischen Gesetze stand, erregte den Unwillen der Juden und beson- ders der jüdischen Priester, die dadurch an ihrem Ansehen und ihren Einkünften verloren. Eben so wenig wie das übrige kirchliche For- Die Speiseverbote des Moses ließen sich auch nicht auf die Reinheit der Toͤpfe, ſondern auf die Reinheit der Herzen. Er erklaͤrte den Tempeldienſt und alle die laͤppiſchen Ceremonien fuͤr uͤberfluͤßig, womit die Juden das hoͤchſte Weſen zu verehren waͤhnten, und befahl Gott im Geiſt und in der Wahrheit anzubeten. Auch ſeinen Juͤngern gebot er: Alles ohne Ausnahme zu eſſen, was man ih- nen vorſetzen wuͤrde. Dieſe Lehre, welche in ſo ſcharfem Widerſpruch mit dem moſaiſchen Geſetze ſtand, erregte den Unwillen der Juden und beſon- ders der juͤdiſchen Prieſter, die dadurch an ihrem Anſehen und ihren Einkuͤnften verloren. Eben ſo wenig wie das uͤbrige kirchliche For- Die Speiſeverbote des Moſes ließen ſich auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0179" n="179"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> nicht auf die Reinheit der Toͤpfe, ſondern auf die<lb/> Reinheit der Herzen. Er erklaͤrte den Tempeldienſt<lb/> und alle die laͤppiſchen Ceremonien fuͤr uͤberfluͤßig,<lb/> womit die Juden das hoͤchſte Weſen zu verehren<lb/> waͤhnten, und befahl Gott im Geiſt und in der<lb/> Wahrheit anzubeten. Auch ſeinen Juͤngern gebot<lb/> er: Alles ohne Ausnahme zu eſſen, was man ih-<lb/> nen vorſetzen wuͤrde. Dieſe Lehre, welche in ſo<lb/> ſcharfem Widerſpruch mit dem moſaiſchen Geſetze<lb/> ſtand, erregte den Unwillen der Juden und beſon-<lb/> ders der juͤdiſchen Prieſter, die dadurch an ihrem<lb/> Anſehen und ihren Einkuͤnften verloren.</p><lb/> <p>Eben ſo wenig wie das uͤbrige kirchliche For-<lb/> menweſen vertrugen ſich die Speiſeverordnungen der<lb/> Juden mit der Jdee einer reinen <hi rendition="#g">Wel</hi> treligion,<lb/> welche nach dem Sinne des erhabenen Stifters,<lb/> Herz und Geiſt wahrhaft veredeln, und uͤber das<lb/> Jrdiſche zu dem Unendlichen erheben ſollte. Haͤtte<lb/> er ſeine Lehre mit den kleinlichen, zum Theil laͤcher-<lb/> lichen Gebraͤuchen der Juden verbinden wollen, ſo<lb/> wuͤrde er dadurch nicht nur alle nicht juͤdiſchen Voͤl-<lb/> ker von der Annahme des Chriſtenthums zuruͤck<lb/> geſchreckt, ſondern ſelbſt den Grund dazu gelegt<lb/> haben, daß das letztere bei den meiſten Bekennern<lb/><hi rendition="#g">noch fruͤher,</hi> als es wirklich geſchah, unter lee-<lb/> rem Formelwenk untergegangen waͤre, und ſich<lb/> hoͤchſtens dem Namen nach erhalten haͤtte.</p><lb/> <p>Die Speiſeverbote des Moſes ließen ſich auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [179/0179]
nicht auf die Reinheit der Toͤpfe, ſondern auf die
Reinheit der Herzen. Er erklaͤrte den Tempeldienſt
und alle die laͤppiſchen Ceremonien fuͤr uͤberfluͤßig,
womit die Juden das hoͤchſte Weſen zu verehren
waͤhnten, und befahl Gott im Geiſt und in der
Wahrheit anzubeten. Auch ſeinen Juͤngern gebot
er: Alles ohne Ausnahme zu eſſen, was man ih-
nen vorſetzen wuͤrde. Dieſe Lehre, welche in ſo
ſcharfem Widerſpruch mit dem moſaiſchen Geſetze
ſtand, erregte den Unwillen der Juden und beſon-
ders der juͤdiſchen Prieſter, die dadurch an ihrem
Anſehen und ihren Einkuͤnften verloren.
Eben ſo wenig wie das uͤbrige kirchliche For-
menweſen vertrugen ſich die Speiſeverordnungen der
Juden mit der Jdee einer reinen Wel treligion,
welche nach dem Sinne des erhabenen Stifters,
Herz und Geiſt wahrhaft veredeln, und uͤber das
Jrdiſche zu dem Unendlichen erheben ſollte. Haͤtte
er ſeine Lehre mit den kleinlichen, zum Theil laͤcher-
lichen Gebraͤuchen der Juden verbinden wollen, ſo
wuͤrde er dadurch nicht nur alle nicht juͤdiſchen Voͤl-
ker von der Annahme des Chriſtenthums zuruͤck
geſchreckt, ſondern ſelbſt den Grund dazu gelegt
haben, daß das letztere bei den meiſten Bekennern
noch fruͤher, als es wirklich geſchah, unter lee-
rem Formelwenk untergegangen waͤre, und ſich
hoͤchſtens dem Namen nach erhalten haͤtte.
Die Speiſeverbote des Moſes ließen ſich auch
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