Um seinen diätetischen Speiseverordnungen Ge- horsam zu verschaffen, mußte Moses ihnen natür- lich das Ansehen göttlicher Befehle geben, und um die Juden noch mehr zur Befolgung derselben auf- zumuntern, sagte er ihnen, daß sie ein "heiliges und reines" Volk seyn, und sich nicht durch das Essen jener Thiere, welche dem, der sie erschaffen, ein Greuel wären, verunreinigen müßten. So machte er den, ihnen eingepflanzten stolzen Wahn, "daß sie das ganz besonders auserwählte Volk Gottes wären, selbst zum Beweggrunde, jene blos weltlichen Gebote mit möglichster Pünktlichkeit zu halten. Jn einem reichen fruchtbaren Lande, wie Kanaan, ward ihnen dies nicht schwer, und der höchste Grad der Heiligkeit, welche sie in ge- nauer Beobachtung der diätetischen Vorschriften und des Tempeldienstes suchten, ward folglich leicht von ihnen erreicht. Diese außerwesentlichen Dinge schie- nen ihnen unter allen mosaischen Befehlen gerade das Wichtigste, weil sie das Leichteste waren, und dadurch wurden sie Allem, was dem Menschen wirklich sittlichen Werth giebt, entfremdet. So traf Christus die Juden. Hatte Moses gelehrt, daß gewisse Speisen den Menschen verunreinigten, so lehrte er gerade das Gegentheil: "nicht das, was zum Munde eingehet, verunreiniget den Menschen; sondern das, was zum Munde ausgehet, verun- reiniget ihn;" Matth. 15. V. 11. Christus drang
Um ſeinen diaͤtetiſchen Speiſeverordnungen Ge- horſam zu verſchaffen, mußte Moſes ihnen natuͤr- lich das Anſehen goͤttlicher Befehle geben, und um die Juden noch mehr zur Befolgung derſelben auf- zumuntern, ſagte er ihnen, daß ſie ein »heiliges und reines« Volk ſeyn, und ſich nicht durch das Eſſen jener Thiere, welche dem, der ſie erſchaffen, ein Greuel waͤren, verunreinigen muͤßten. So machte er den, ihnen eingepflanzten ſtolzen Wahn, »daß ſie das ganz beſonders auserwaͤhlte Volk Gottes waͤren, ſelbſt zum Beweggrunde, jene blos weltlichen Gebote mit moͤglichſter Puͤnktlichkeit zu halten. Jn einem reichen fruchtbaren Lande, wie Kanaan, ward ihnen dies nicht ſchwer, und der hoͤchſte Grad der Heiligkeit, welche ſie in ge- nauer Beobachtung der diaͤtetiſchen Vorſchriften und des Tempeldienſtes ſuchten, ward folglich leicht von ihnen erreicht. Dieſe außerweſentlichen Dinge ſchie- nen ihnen unter allen moſaiſchen Befehlen gerade das Wichtigſte, weil ſie das Leichteſte waren, und dadurch wurden ſie Allem, was dem Menſchen wirklich ſittlichen Werth giebt, entfremdet. So traf Chriſtus die Juden. Hatte Moſes gelehrt, daß gewiſſe Speiſen den Menſchen verunreinigten, ſo lehrte er gerade das Gegentheil: »nicht das, was zum Munde eingehet, verunreiniget den Menſchen; ſondern das, was zum Munde ausgehet, verun- reiniget ihn;« Matth. 15. V. 11. Chriſtus drang
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Um ſeinen diaͤtetiſchen Speiſeverordnungen Ge-
horſam zu verſchaffen, mußte Moſes ihnen natuͤr-
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die Juden noch mehr zur Befolgung derſelben auf-
zumuntern, ſagte er ihnen, daß ſie ein »heiliges
und reines« Volk ſeyn, und ſich nicht durch das
Eſſen jener Thiere, welche dem, der ſie erſchaffen,
ein Greuel waͤren, verunreinigen muͤßten.
So machte er den, ihnen eingepflanzten ſtolzen
Wahn, »daß ſie das ganz beſonders auserwaͤhlte
Volk Gottes waͤren, ſelbſt zum Beweggrunde, jene
blos weltlichen Gebote mit moͤglichſter Puͤnktlichkeit
zu halten. Jn einem reichen fruchtbaren Lande,
wie Kanaan, ward ihnen dies nicht ſchwer, und
der hoͤchſte Grad der Heiligkeit, welche ſie in ge-
nauer Beobachtung der diaͤtetiſchen Vorſchriften und
des Tempeldienſtes ſuchten, ward folglich leicht von
ihnen erreicht. Dieſe außerweſentlichen Dinge ſchie-
nen ihnen unter allen moſaiſchen Befehlen gerade
das Wichtigſte, weil ſie das Leichteſte waren, und
dadurch wurden ſie Allem, was dem Menſchen
wirklich ſittlichen Werth giebt, entfremdet. So traf
Chriſtus die Juden. Hatte Moſes gelehrt, daß
gewiſſe Speiſen den Menſchen verunreinigten, ſo
lehrte er gerade das Gegentheil: »nicht das, was
zum Munde eingehet, verunreiniget den Menſchen;
ſondern das, was zum Munde ausgehet, verun-
reiniget ihn;« Matth. 15. V. 11. Chriſtus drang
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/178>, abgerufen am 27.11.2024.
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