noch einmal beten. Hernach schneidet er jedem ein Stück Brod, legt es vor ihn hin, und betet zum Beschluß den drei und zwanzigsten Psalm, wozu die Anwesenden laut und vernehmlich Amen sagen müssen, und darauf ißt man.
Wo nicht mehr als zwei Juden mit einander speisen, spricht jeder den Segen für sich.
Auch Wein, Bier, Meth u. s. w. werden einge- segnet, wenn mehr als zwei Personen zusammen sind. Der Hausherr nimmt zuerst einen Becher voll Wein mit beiden Händen, und zieht nachher die linke zurück; ist der Becher ihm zu schwer, so un- terstützt er die rechte Hand mit der linken, ohne jedoch diese weiter an den Becher zu legen. Hier- auf hebt er den letztern eine Hand hoch vom Tisch, und sieht unverwandten Blickes hinein, indem er aufsteht und spricht: Gelobt seyst du unser Gott, König der Welt, weil du die Frucht der Reben schufst. Dann folgt gleichfalls der erwähnte Psalm, und das Pößchen ist vorbei.
Bei dieser letztern Einsegnung muß der Wein frisch und der Becher voll seyn. Hat schon vorher Jemand daraus getrunken, so muß der Wein aus- gegossen, und der Becher von neuem aus einer vollen Flasche gefüllt werden. Wenn die Flasche leer ist, muß man den Wein in eine reine Flasche gießen, den Becher in kaltem Wasser ausspülen, und darauf den Wein wieder in den Becher schüt-
noch einmal beten. Hernach ſchneidet er jedem ein Stuͤck Brod, legt es vor ihn hin, und betet zum Beſchluß den drei und zwanzigſten Pſalm, wozu die Anweſenden laut und vernehmlich Amen ſagen muͤſſen, und darauf ißt man.
Wo nicht mehr als zwei Juden mit einander ſpeiſen, ſpricht jeder den Segen fuͤr ſich.
Auch Wein, Bier, Meth u. ſ. w. werden einge- ſegnet, wenn mehr als zwei Perſonen zuſammen ſind. Der Hausherr nimmt zuerſt einen Becher voll Wein mit beiden Haͤnden, und zieht nachher die linke zuruͤck; iſt der Becher ihm zu ſchwer, ſo un- terſtuͤtzt er die rechte Hand mit der linken, ohne jedoch dieſe weiter an den Becher zu legen. Hier- auf hebt er den letztern eine Hand hoch vom Tiſch, und ſieht unverwandten Blickes hinein, indem er aufſteht und ſpricht: Gelobt ſeyſt du unſer Gott, Koͤnig der Welt, weil du die Frucht der Reben ſchufſt. Dann folgt gleichfalls der erwaͤhnte Pſalm, und das Poͤßchen iſt vorbei.
Bei dieſer letztern Einſegnung muß der Wein friſch und der Becher voll ſeyn. Hat ſchon vorher Jemand daraus getrunken, ſo muß der Wein aus- gegoſſen, und der Becher von neuem aus einer vollen Flaſche gefuͤllt werden. Wenn die Flaſche leer iſt, muß man den Wein in eine reine Flaſche gießen, den Becher in kaltem Waſſer ausſpuͤlen, und darauf den Wein wieder in den Becher ſchuͤt-
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noch einmal beten. Hernach ſchneidet er jedem ein
Stuͤck Brod, legt es vor ihn hin, und betet zum
Beſchluß den drei und zwanzigſten Pſalm, wozu
die Anweſenden laut und vernehmlich Amen ſagen
muͤſſen, und darauf ißt man.
Wo nicht mehr als zwei Juden mit einander
ſpeiſen, ſpricht jeder den Segen fuͤr ſich.
Auch Wein, Bier, Meth u. ſ. w. werden einge-
ſegnet, wenn mehr als zwei Perſonen zuſammen
ſind. Der Hausherr nimmt zuerſt einen Becher voll
Wein mit beiden Haͤnden, und zieht nachher die
linke zuruͤck; iſt der Becher ihm zu ſchwer, ſo un-
terſtuͤtzt er die rechte Hand mit der linken, ohne
jedoch dieſe weiter an den Becher zu legen. Hier-
auf hebt er den letztern eine Hand hoch vom Tiſch,
und ſieht unverwandten Blickes hinein, indem er
aufſteht und ſpricht: Gelobt ſeyſt du unſer Gott,
Koͤnig der Welt, weil du die Frucht der Reben ſchufſt.
Dann folgt gleichfalls der erwaͤhnte Pſalm, und
das Poͤßchen iſt vorbei.
Bei dieſer letztern Einſegnung muß der Wein
friſch und der Becher voll ſeyn. Hat ſchon vorher
Jemand daraus getrunken, ſo muß der Wein aus-
gegoſſen, und der Becher von neuem aus einer
vollen Flaſche gefuͤllt werden. Wenn die Flaſche
leer iſt, muß man den Wein in eine reine Flaſche
gießen, den Becher in kaltem Waſſer ausſpuͤlen,
und darauf den Wein wieder in den Becher ſchuͤt-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/153>, abgerufen am 27.11.2024.
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