Unter fortwährendem Beten gehen sie hierauf aus der Synagoge, und zwar rückwärts, wie die Krebse, um dem heiligen, hochgelobten Gott nicht ihre Posteriora zu zeigen; denn die Priester wur- den einst, nach der Lehre des Talmuds, sehr hart von Gott bestraft, weil sie der Bundeslade den Rücken zugewandt hatten. Daher soll man mit tie- fer Ehrfurcht, gebückt und rückwärts gehen, wie ein morgenländischer Sklave von seinem Könige. Man soll nicht laufen, damit der Herr der Welt nicht denken möge, man sey froh, daß der Got- tesdienst vorbei sey. Wenn man recht kurze Schritte macht, so werden sie von Gott gezählt und reich- lich belohnt, denn Hiob spricht: du hast meine Gänge gezählt (Kap. 14. V. 16.) Auch soll man beim Zuhausegehen kein hübsches Frauenzimmer, sey es Jüdin oder Christin, ansehen, sondern die Au- gen zudrücken oder abwenden, damit man nicht zu sündlichen Gedanken gereizt wird*).
verhaßte Volk zu geben." M. s. Zschokke's Er- heiterungen, Jahrgang 1821, zwölftes Heft, S. 532 und 533. Diese Erklärung ist, dünkt mir, die richtigere. Andere leiten den Ausruf Hep Hep von dem hebräischen Worte Haphach, nieder, her, allein diese Ableitung hat, nach meiner Ansicht, weniger Glaubwürdigkeit für sich.
*) Orachchajim 123; Traktat Berachos Kap. 1; man vergleiche auch Buxtorffs Judenschule Kap. 5.
Unter fortwaͤhrendem Beten gehen ſie hierauf aus der Synagoge, und zwar ruͤckwaͤrts, wie die Krebſe, um dem heiligen, hochgelobten Gott nicht ihre Poſteriora zu zeigen; denn die Prieſter wur- den einſt, nach der Lehre des Talmuds, ſehr hart von Gott beſtraft, weil ſie der Bundeslade den Ruͤcken zugewandt hatten. Daher ſoll man mit tie- fer Ehrfurcht, gebuͤckt und ruͤckwaͤrts gehen, wie ein morgenlaͤndiſcher Sklave von ſeinem Koͤnige. Man ſoll nicht laufen, damit der Herr der Welt nicht denken moͤge, man ſey froh, daß der Got- tesdienſt vorbei ſey. Wenn man recht kurze Schritte macht, ſo werden ſie von Gott gezaͤhlt und reich- lich belohnt, denn Hiob ſpricht: du haſt meine Gaͤnge gezaͤhlt (Kap. 14. V. 16.) Auch ſoll man beim Zuhauſegehen kein huͤbſches Frauenzimmer, ſey es Juͤdin oder Chriſtin, anſehen, ſondern die Au- gen zudruͤcken oder abwenden, damit man nicht zu ſuͤndlichen Gedanken gereizt wird*).
verhaßte Volk zu geben.“ M. ſ. Zſchokke’s Er- heiterungen, Jahrgang 1821, zwoͤlftes Heft, S. 532 und 533. Dieſe Erklaͤrung iſt, duͤnkt mir, die richtigere. Andere leiten den Ausruf Hep Hep von dem hebraͤiſchen Worte Haphach, nieder, her, allein dieſe Ableitung hat, nach meiner Anſicht, weniger Glaubwuͤrdigkeit fuͤr ſich.
*) Orachchajim 123; Traktat Berachos Kap. 1; man vergleiche auch Buxtorffs Judenſchule Kap. 5.
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Unter fortwaͤhrendem Beten gehen ſie hierauf
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Krebſe, um dem heiligen, hochgelobten Gott nicht
ihre Poſteriora zu zeigen; denn die Prieſter wur-
den einſt, nach der Lehre des Talmuds, ſehr hart
von Gott beſtraft, weil ſie der Bundeslade den
Ruͤcken zugewandt hatten. Daher ſoll man mit tie-
fer Ehrfurcht, gebuͤckt und ruͤckwaͤrts gehen, wie
ein morgenlaͤndiſcher Sklave von ſeinem Koͤnige.
Man ſoll nicht laufen, damit der Herr der Welt
nicht denken moͤge, man ſey froh, daß der Got-
tesdienſt vorbei ſey. Wenn man recht kurze Schritte
macht, ſo werden ſie von Gott gezaͤhlt und reich-
lich belohnt, denn Hiob ſpricht: du haſt meine
Gaͤnge gezaͤhlt (Kap. 14. V. 16.) Auch ſoll man
beim Zuhauſegehen kein huͤbſches Frauenzimmer, ſey
es Juͤdin oder Chriſtin, anſehen, ſondern die Au-
gen zudruͤcken oder abwenden, damit man nicht zu
ſuͤndlichen Gedanken gereizt wird *).
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*) Orachchajim 123; Traktat Berachos Kap. 1; man
vergleiche auch Buxtorffs Judenſchule Kap. 5.
*) verhaßte Volk zu geben.“ M. ſ. Zſchokke’s Er-
heiterungen, Jahrgang 1821, zwoͤlftes Heft,
S. 532 und 533. Dieſe Erklaͤrung iſt, duͤnkt mir,
die richtigere. Andere leiten den Ausruf Hep Hep
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her, allein dieſe Ableitung hat, nach meiner Anſicht,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/143>, abgerufen am 16.02.2025.
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