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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Verordnung tragen nun unsere jetzigen Jsraeliten
noch heutiges Tages ein, aus zwei gleichen Vier-
ecken bestehendes Mäntelchen von Tuch, Tafft oder
Seidenzeuch. Beide getrennte Vierecke werden mit
zwei Bändern auf jeder Seite zusammen gebunden,
so daß in der Mitte eine Oeffnung bleibt, um den
Kopf hindurch zu stecken, wo dann eines der Vier-
ecke auf den Schultern, das andere auf der Brust
ruht. Das ganze heißt wegen seiner vier Ecken
Arba Canphos. An jeder Ecke befindet sich ein
langer Zotten (eine Troddel) Zizis genannt, von
acht weißen Fäden, welche durch einen Knopf vier
bis zwölf Finger breit herab hängen. Die recht
frommen Jsraeliten tragen die Arba Canphos täg-
lich unter der Weste oder dem Rock, und lassen
die Zizis ein wenig hervorblicken, um sie immer vor
Augen zu haben, und auch vor der Welt ihr Licht
leuchten zu lassen. Die eleganten Juden hingegen,
die "schainen und graußen" Geister verhüllen ihre
Zizis sehr sorgfältig und schamhaft, wie eine züch-
tige, jungfräuliche Schöne den lieblichen Busen.

Einige legen ihre Zizis erst an, wenn sie be-
ten wollen; andere schon, wenn sie sich ankleiden.
Jedesmal wird in einem kurzen Gebetchen dem hei-
ligen, hochgelobten Gott gedankt, der ihnen das
beneidenswerthe Geschenk der Zizis verehrte. Wer
übrigens das Gebot von den Zizis pünktlich befolgt,
dem wird es eben so hoch angerechnet, als ob er



Verordnung tragen nun unſere jetzigen Jſraeliten
noch heutiges Tages ein, aus zwei gleichen Vier-
ecken beſtehendes Maͤntelchen von Tuch, Tafft oder
Seidenzeuch. Beide getrennte Vierecke werden mit
zwei Baͤndern auf jeder Seite zuſammen gebunden,
ſo daß in der Mitte eine Oeffnung bleibt, um den
Kopf hindurch zu ſtecken, wo dann eines der Vier-
ecke auf den Schultern, das andere auf der Bruſt
ruht. Das ganze heißt wegen ſeiner vier Ecken
Arba Canphos. An jeder Ecke befindet ſich ein
langer Zotten (eine Troddel) Zizis genannt, von
acht weißen Faͤden, welche durch einen Knopf vier
bis zwoͤlf Finger breit herab haͤngen. Die recht
frommen Jſraeliten tragen die Arba Canphos taͤg-
lich unter der Weſte oder dem Rock, und laſſen
die Zizis ein wenig hervorblicken, um ſie immer vor
Augen zu haben, und auch vor der Welt ihr Licht
leuchten zu laſſen. Die eleganten Juden hingegen,
die »ſchainen und graußen« Geiſter verhuͤllen ihre
Zizis ſehr ſorgfaͤltig und ſchamhaft, wie eine zuͤch-
tige, jungfraͤuliche Schoͤne den lieblichen Buſen.

Einige legen ihre Zizis erſt an, wenn ſie be-
ten wollen; andere ſchon, wenn ſie ſich ankleiden.
Jedesmal wird in einem kurzen Gebetchen dem hei-
ligen, hochgelobten Gott gedankt, der ihnen das
beneidenswerthe Geſchenk der Zizis verehrte. Wer
uͤbrigens das Gebot von den Zizis puͤnktlich befolgt,
dem wird es eben ſo hoch angerechnet, als ob er

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[125/0125] Verordnung tragen nun unſere jetzigen Jſraeliten noch heutiges Tages ein, aus zwei gleichen Vier- ecken beſtehendes Maͤntelchen von Tuch, Tafft oder Seidenzeuch. Beide getrennte Vierecke werden mit zwei Baͤndern auf jeder Seite zuſammen gebunden, ſo daß in der Mitte eine Oeffnung bleibt, um den Kopf hindurch zu ſtecken, wo dann eines der Vier- ecke auf den Schultern, das andere auf der Bruſt ruht. Das ganze heißt wegen ſeiner vier Ecken Arba Canphos. An jeder Ecke befindet ſich ein langer Zotten (eine Troddel) Zizis genannt, von acht weißen Faͤden, welche durch einen Knopf vier bis zwoͤlf Finger breit herab haͤngen. Die recht frommen Jſraeliten tragen die Arba Canphos taͤg- lich unter der Weſte oder dem Rock, und laſſen die Zizis ein wenig hervorblicken, um ſie immer vor Augen zu haben, und auch vor der Welt ihr Licht leuchten zu laſſen. Die eleganten Juden hingegen, die »ſchainen und graußen« Geiſter verhuͤllen ihre Zizis ſehr ſorgfaͤltig und ſchamhaft, wie eine zuͤch- tige, jungfraͤuliche Schoͤne den lieblichen Buſen. Einige legen ihre Zizis erſt an, wenn ſie be- ten wollen; andere ſchon, wenn ſie ſich ankleiden. Jedesmal wird in einem kurzen Gebetchen dem hei- ligen, hochgelobten Gott gedankt, der ihnen das beneidenswerthe Geſchenk der Zizis verehrte. Wer uͤbrigens das Gebot von den Zizis puͤnktlich befolgt, dem wird es eben ſo hoch angerechnet, als ob er

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/125>, abgerufen am 24.11.2024.