Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Eurer Kinder! Jhr erwuchert ja täglich des Gel- des so viel von uns Christen; muthet uns nicht zu, daß wir unsern Schullehrern um Euretwillen Zaum und Gebiß anlegen sollen. Jhr seyd ja keine große, vornehme Herren; wie könnt Jhr denn begeh- ren, daß erst die späte Nachwelt von Euch sagen soll, daß Jhr Spitzbuben und Schelme waret! Deshalb, liebe Jüdchen, macht uns die Geistes- Gedanken- und Maulsperre nicht gar zu peinlich und drückend! Die Veredlung jedes Volks muß, wie gesagt, von ihm selbst ausgehen, nicht ihm von Fremden angebildet werden. Legt selbst also Hand ans Werk, und eilt, damit wir Euch bald zurufen können: Ziehet hin in Frieden! Unser Aller Gott mit Euch! Unser Glaube ist verschieden, Unsre Herzen sind sich gleich! 11 *
Eurer Kinder! Jhr erwuchert ja taͤglich des Gel- des ſo viel von uns Chriſten; muthet uns nicht zu, daß wir unſern Schullehrern um Euretwillen Zaum und Gebiß anlegen ſollen. Jhr ſeyd ja keine große, vornehme Herren; wie koͤnnt Jhr denn begeh- ren, daß erſt die ſpaͤte Nachwelt von Euch ſagen ſoll, daß Jhr Spitzbuben und Schelme waret! Deshalb, liebe Juͤdchen, macht uns die Geiſtes- Gedanken- und Maulſperre nicht gar zu peinlich und druͤckend! Die Veredlung jedes Volks muß, wie geſagt, von ihm ſelbſt ausgehen, nicht ihm von Fremden angebildet werden. Legt ſelbſt alſo Hand ans Werk, und eilt, damit wir Euch bald zurufen koͤnnen: Ziehet hin in Frieden! Unſer Aller Gott mit Euch! Unſer Glaube iſt verſchieden, Unſre Herzen ſind ſich gleich! 11 *
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Eurer Kinder! Jhr erwuchert ja taͤglich des Gel-
des ſo viel von uns Chriſten; muthet uns nicht zu,
daß wir unſern Schullehrern um Euretwillen Zaum
und Gebiß anlegen ſollen. Jhr ſeyd ja keine große,
vornehme Herren; wie koͤnnt Jhr denn begeh-
ren, daß erſt die ſpaͤte Nachwelt von Euch
ſagen ſoll, daß Jhr Spitzbuben und Schelme waret!
Deshalb, liebe Juͤdchen, macht uns die Geiſtes-
Gedanken- und Maulſperre nicht gar zu peinlich
und druͤckend! Die Veredlung jedes Volks muß,
wie geſagt, von ihm ſelbſt ausgehen, nicht ihm von
Fremden angebildet werden. Legt ſelbſt alſo Hand
ans Werk, und eilt, damit wir Euch bald zurufen
koͤnnen:
Ziehet hin in Frieden!
Unſer Aller Gott mit Euch!
Unſer Glaube iſt verſchieden,
Unſre Herzen ſind ſich gleich!
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