die Welt kann nicht seyn ohne Gewürz. Ein rei- cher Mann wird mit allen dreien ernährt. Wer die Bibel ohne Mischna und ohne Gemara liest, ist gleich einem Menschen, der keinen Gott hat. Die in der Bibel studieren, thun etwas, das eine Tugend und auch keine Tugend ist; die in der Mischna studieren, thun etwas, das eine Tugend ist, und empfangen ihren Lohn; die aber in der Gemara studieren, thun, was die höchste Tugend ist *). Jn der That haben sie Recht, die Talmudisten, denn sieht man auf die Menge und die Aben- theuerlichkeit des Wundervollen, welches in den drei Büchern uns aufbewahrt ist, so ist das alte Testament mit all' seinen Unbegreiflichkeiten nichts als Wasser gegen den Wein der Mischna, und den gewürzten Wein der Gemara. Bei einem Volke, wie die Juden, denen alles Widernatürli- che, Wundervolle und Abentheuerliche glaubwürdig, und um so glaubwürdiger dünkt, je widernatürli- cher, wundervoller und abentheuerlicher es ist, darf es nicht befremden, daß die Mischna und die Ge- mara eine so willige und gläubige Aufnahme fan- den. Allein dieser übertriebene Hang zum Wun- derbaren, diese Leichtgläubigkeit und Verlogenheit, welche sich bei allen Juden offenbaren, berechtigen
*) M. s. die Talmudischen Schriften Massenheth So- pherim Kap. 15; Schaare orah; Bava Mezia; Lad Hakkemach; Schaare Zedeck.
die Welt kann nicht ſeyn ohne Gewuͤrz. Ein rei- cher Mann wird mit allen dreien ernaͤhrt. Wer die Bibel ohne Miſchna und ohne Gemara liest, iſt gleich einem Menſchen, der keinen Gott hat. Die in der Bibel ſtudieren, thun etwas, das eine Tugend und auch keine Tugend iſt; die in der Miſchna ſtudieren, thun etwas, das eine Tugend iſt, und empfangen ihren Lohn; die aber in der Gemara ſtudieren, thun, was die hoͤchſte Tugend iſt *). Jn der That haben ſie Recht, die Talmudiſten, denn ſieht man auf die Menge und die Aben- theuerlichkeit des Wundervollen, welches in den drei Buͤchern uns aufbewahrt iſt, ſo iſt das alte Teſtament mit all’ ſeinen Unbegreiflichkeiten nichts als Waſſer gegen den Wein der Miſchna, und den gewuͤrzten Wein der Gemara. Bei einem Volke, wie die Juden, denen alles Widernatuͤrli- che, Wundervolle und Abentheuerliche glaubwuͤrdig, und um ſo glaubwuͤrdiger duͤnkt, je widernatuͤrli- cher, wundervoller und abentheuerlicher es iſt, darf es nicht befremden, daß die Miſchna und die Ge- mara eine ſo willige und glaͤubige Aufnahme fan- den. Allein dieſer uͤbertriebene Hang zum Wun- derbaren, dieſe Leichtglaͤubigkeit und Verlogenheit, welche ſich bei allen Juden offenbaren, berechtigen
*) M. ſ. die Talmudiſchen Schriften Maſſenheth So- pherim Kap. 15; Schaare orah; Bava Mezia; Lad Hakkemach; Schaare Zedeck.
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die Welt kann nicht ſeyn ohne Gewuͤrz. Ein rei-
cher Mann wird mit allen dreien ernaͤhrt. Wer
die Bibel ohne Miſchna und ohne Gemara liest,
iſt gleich einem Menſchen, der keinen Gott hat.
Die in der Bibel ſtudieren, thun etwas, das eine
Tugend und auch keine Tugend iſt; die in der Miſchna
ſtudieren, thun etwas, das eine Tugend iſt, und
empfangen ihren Lohn; die aber in der Gemara
ſtudieren, thun, was die hoͤchſte Tugend iſt *).
Jn der That haben ſie Recht, die Talmudiſten,
denn ſieht man auf die Menge und die Aben-
theuerlichkeit des Wundervollen, welches
in den drei Buͤchern uns aufbewahrt iſt, ſo iſt das
alte Teſtament mit all’ ſeinen Unbegreiflichkeiten
nichts als Waſſer gegen den Wein der Miſchna,
und den gewuͤrzten Wein der Gemara. Bei einem
Volke, wie die Juden, denen alles Widernatuͤrli-
che, Wundervolle und Abentheuerliche glaubwuͤrdig,
und um ſo glaubwuͤrdiger duͤnkt, je widernatuͤrli-
cher, wundervoller und abentheuerlicher es iſt, darf
es nicht befremden, daß die Miſchna und die Ge-
mara eine ſo willige und glaͤubige Aufnahme fan-
den. Allein dieſer uͤbertriebene Hang zum Wun-
derbaren, dieſe Leichtglaͤubigkeit und Verlogenheit,
welche ſich bei allen Juden offenbaren, berechtigen
*) M. ſ. die Talmudiſchen Schriften Maſſenheth So-
pherim Kap. 15; Schaare orah; Bava Mezia; Lad
Hakkemach; Schaare Zedeck.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/89>, abgerufen am 16.02.2025.
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